Finance-Veranstaltung
Europäische versus US-amerikanische Staatsschuldenkrise: Zwei unterschiedliche Phänomene oder sitzen wir im selben Boot?
Die Auswirkungen der globalen Staatsschuldenkrise sind in beinahe allen Bereichen zu spüren. "Die rasant ansteigende US-Staatsverschuldung und das Kräftemessen zwischen Kongress und Präsident Obama um die Erhöhung der gesetzlich festgeschriebenen Schuldenobergrenze verdeutlichen nur allzu sehr, dass über das Undenkbare nachgedacht werden muss: Zahlungsausfall, Umschuldung oder eine umfassende Neubewertung der US Schatzpapiere und ihrer internationalen Bedeutung", so der renommierte US-Finanzexperte und Nippon Life Professor Franklin Allen, der auf Einladung der WU und der Spängler IQAM Invest zum "Spängler IQAM Invest Round Table" nach Wien kam. WU-Professor Josef Zechner, Mitglied der Wissenschaftlichen Leitung bei Spängler IQAM Invest, moderierte den Round Table. Franklin Allen ist einer der weltweit führenden Experten im Bereich der Kapitalmärkte. In zahlreichen Veröffentlichungen hat er das Funktionieren verschiedener Finanzsysteme beschrieben und die Krisenanfälligkeit moderner Kapitalmärkte untersucht.
Fiscal Cliff ist erst der Anfang: USA wird langfristig Probleme haben
"Am 27. März 2013 steht die US-Regierung wieder auf der Probe: Die Fiscal Cliff-Diskussion geht in die zweite Runde und ein weiterer Beschluss zur Schuldenproblematik ist notwendig. Mitte Mai wird die Schuldenobergrenze wieder übertreten werden und etwas später im laufenden Jahr 2013 wird die US-Regierung nochmals mit der Überschreitung der Schuldenobergrenze konfrontiert werden bis es endlich zu einem Handeln kommt", prognostiziert Franklin Allen die zukünftigen Ereignisse in der US-Schuldenproblematik. Allen ist der Meinung, dass die laufenden Probleme nur das Vorspiel für signifikante Langzeit-Probleme in den USA sind.
Wie hoch besteuert sind die USA?
"Steuererhöhungen werden notwendig sein - auch wenn die US-Bevölkerung der Meinung ist, dass sie stark besteuert ist, aber im Vergleich mit anderen Staaten stimmt das nicht", so Allen. Deutschland, Frankreich, Italien, Großbritannien oder auch Kanada sind wesentlich stärker besteuert als die USA. Die Politik ist sich in diesem Bereich nicht einig: Die Demokraten mit Präsident Obama sind wieder gewählt worden, da sie angekündigt haben, eine Reichensteuer einzuführen. Die Republikaner hingegen sind wiedergewählt worden, weil sie versprochen haben, keine Steuern zu erhöhen und die Ausgaben zu senken. "Eine Möglichkeit für Staatseinnahmen wäre der Verkauf von Mineralrechten oder Ländereien. Zwischen 4,3 und 5,4 Billionen US-Dollar könnten so in die Staatskasse fließen. Das würde einer Schuldenreduktion von 36 bis 43 Prozent des BIPs entsprechen", nennt Allen eine mögliche Option.
Sind US-Staatsschulden anders?
In seinem Vortrag stellte Franklin Allen auch die wichtigsten Ergebnisse seines kürzlich erschienenen Buches "Is US Government Debt Different? ("Sind US Staatsschulden anders?") vor, in dem Wirtschaftsexpert/inn/en, Historiker/innen, Jurist/inn/en, Marktteilnehmer/innen und politische Entscheidungsträger/innen zu Wort kommen. Allen beleuchtete verschiedene Aspekte der US-amerikanischen Staatsverschuldung, wie z.B. ihre Auswirkung auf die globalen Finanzmärkte, verfassungsrechtliche, gesetzliche und vertragliche Rahmenbedingungen sowie ihre Nachhaltigkeit.
Über Franklin Allen
Franklin Allen lehrt an der renommierten Wharton School der University of Pennsylvania in Philadelphia. Er ist bereits seit 1980 an dieser Fakultät tätig. Er ist Co-Direktor des Wharton Financial Institutions Centers sowie ein "Fellow" der Econometric Society. Zuvor war er Vizedekan und Direktor des Wharton Doktorat-Programms und Chefredakteur der Review of Financial Studies, einer der führenden akademischen Finanzzeitschriften. Weiters war er auch Präsident der American Finance Association, der Western Finance Association, der Society for Financial Studies und der Financial Intermediation Research Society. Er ist Co-Direktor des Wharton Financial Institutions Centers. Seinen Doktortitel erlangte er an der Oxford University. Franklin Allens Hauptinteresse gilt den Bereichen Unternehmensfinanzierung, Asset Pricing, Innovationen in der Finanzwirtschaft, vergleichende Finanzsysteme und Finanzkrisen.
Rückfragehinweis:
Mag. Dorothea Grimm
Departmentmanagerin
+43 1 31336/4244
dorothea.grimm@wu.ac.at
http://www.wu.ac.at/finance/coop/vsam