Eine Gruppe von Menschen sitzt im Kreis und redet miteinander

Klaus Gugler

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Klaus Gugler

Researcher of the Month

Warum der CO2-​Ausstoß trotz staat­li­cher Maß­nah­men nicht sinkt

Trotz zahl­rei­cher po­li­ti­scher Maß­nah­men kann nach wie vor ein welt­wei­ter CO2-​Anstieg be­ob­ach­tet wer­den. Auch Ös­ter­reich ver­fehlt sein Kli­ma­schutz­ziel. WU-​Professor Klaus Gug­ler un­ter­such­te in sei­nen Stu­di­en die der­zei­ti­ge En­er­gie­po­li­tik und ihre wett­be­werb­li­chen Ef­fek­te. Er sieht das Pro­blem vor allem in einer fal­schen Sub­ven­ti­ons­po­li­tik und zu nied­ri­gen Prei­sen für CO2-​Zertifikate.

In der ak­tu­el­len Kli­ma­po­li­tik set­zen viele Staa­ten auf die Di­rekt­för­de­rung Er­neu­er­ba­rer En­er­gien wie Wind- und Son­nen­en­er­gie. Al­lei­ne in Deutsch­land wur­den 2016 knapp 30 Mil­li­ar­den Euro dafür aus­ge­ge­ben, trotz­dem zeigt sich bis dato keine Bes­se­rung der Werte. „Die Po­li­tik sieht die Lö­sung zur Re­duk­ti­on der Treib­haus­ga­se in der An­ge­bots­sub­ven­ti­on, das heißt, sie glaubt zu wis­sen, wel­che Tech­no­lo­gien das Kli­ma­pro­blem lösen“, kri­ti­siert Klaus Gug­ler, Lei­ter des WU-​Instituts für Re­gu­lie­rungs­öko­no­mie, „Un­se­re Un­ter­su­chun­gen zei­gen aber deut­lich, dass die da­durch ent­ste­hen­den Wett­be­werbs­ef­fek­te dazu füh­ren, dass die fal­schen En­er­gie­lie­fe­ran­ten vom Markt ver­drängt wer­den.“

Subvention mit Nebeneffekten

Gug­ler ver­knüpf­te in sei­ner wis­sen­schaft­li­chen Ar­beit die kon­kre­te Si­tua­ti­on am Strom­markt mit mi­kro­öko­no­mi­schen Über­le­gun­gen. Dabei wur­den die Ef­fek­te der In­te­gra­ti­on Er­neu­er­ba­rer En­er­gien auf Preis­ent­wick­lun­gen, der An­rei­z­ef­fek­te von Re­gu­lie­rungs­ein­grif­fen des Staa­tes sowie der wett­be­werb­li­chen Aus­wir­kun­gen deut­lich sicht­bar. Als pro­ble­ma­tisch er­weist sich dabei die Tat­sa­che, dass durch die Sub­ven­tio­nie­rung Er­neu­er­ba­rer En­er­gien mehr Strom­an­ge­bot am Markt ist und der Preis sinkt. „Es macht öko­no­misch kei­nen Sinn, Dinge zu för­dern, deren Ver­brauch man ei­gent­lich re­du­zie­ren will, wie den Strom­ver­brauch. Ohne Knapp­heits­si­gna­le sinkt der Preis und der Kon­sum steigt an“, so der Öko­nom. Auch Ne­ben­wir­kun­gen wie die wei­ter­hin be­stehen­de Ge­fähr­dung der Ver­sor­gungs­si­cher­heit durch die star­ke Wetter-​Abhängigkeit der Er­neu­er­ba­ren En­er­gien wer­den bis­lang nicht be­rück­sich­tigt bei der Sub­ven­ti­ons­po­li­tik.

Zu billige CO2-Zertifikate

Ther­mi­sche Strom­pro­du­zen­ten, die CO2 bei der Pro­duk­ti­on von Strom emit­tie­ren, eben­so wie an­de­re CO2 in­ten­si­ve In­dus­trien wie die Stahl­in­dus­trie müs­sen je nach Aus­stoß CO2-​Zertifikate kau­fen, die ihnen das Recht zur Emis­si­on ein­räu­men. Die Po­li­tik schaf­fe es je­doch nicht, einen ad­äqua­ten Preis für diese Zer­ti­fi­ka­te zu er­rei­chen, weil zum einen die in­ter­na­tio­na­le Ko­ope­ra­ti­on nicht funk­tio­nie­re und zum an­de­ren In­dus­trie­ver­tre­te­rIn­nen er­folg­reich für ein Über­an­ge­bot an Zer­ti­fi­ka­ten lob­by­ie­ren wür­den, so Gug­ler. Durch den nied­ri­gen Großhandels-​Strompreis be­stehe laut Gug­ler wie­der­um zu wenig An­reiz, in um­welt­freund­li­che Tech­no­lo­gien zu in­ves­tie­ren. „In der Pra­xis fin­den wir hier auf An­hieb ein Bei­spiel: Kohle emit­tiert zu­min­dest dop­pelt so viel CO2 als Gas bei der Strom­pro­duk­ti­on. Weil der CO2-​Preis aber so nied­rig ist, wird Gas und nicht Kohle durch die Er­neu­er­ba­ren En­er­gien aus dem Markt ge­drängt. Somit geht auch wei­ter­hin der CO2-​Ausstoß trotz Sub­ven­tio­nen für die Er­neu­er­ba­ren En­er­gien nicht zu­rück“, so Gug­ler.

Richtig investieren, sinnvoll besteuern

Der Öko­nom sieht ins­be­son­de­re neben der Be­steue­rung der Pro­du­zen­tIn­nen auch die Be­steue­rung von CO2-​KonsumentInnen als sinn­vol­len Lö­sungs­an­satz. „Nur so kön­nen wir dem er­höh­ten CO2-​Ausstoß durch Gü­ter­im­por­te aus Schwel­len­län­dern be­geg­nen. Dies würde auch der Pro­duk­ti­on in Län­dern mit nied­ri­ge­ren Um­welt­auf­la­gen ent­ge­gen­wir­ken.“ Zudem sieht er in der Ver­rin­ge­rung der Zer­ti­fi­ka­te am Markt und even­tu­ell in einem Min­dest­preis für CO2 ge­eig­ne­te Lö­sungs­an­sät­ze. „Statt der der­zei­ti­gen Sub­ven­tio­nie­rung von Er­neu­er­ba­ren En­er­gien sei­tens des Staa­tes würde ich auf die Markt­kräf­te bei „rich­ti­gen" Prei­sen ver­trau­en und statt­des­sen in Forschung-​ und Ent­wick­lung in­ves­tie­ren. Der Staat soll­te für einen kon­sis­ten­ten, re­gu­la­to­ri­schen Rah­men in der En­er­gie­wirt­schaft sor­gen. „Wir wis­sen nicht, wie wir das Ziel er­rei­chen kön­nen, aber ohne Wett­be­werbs­lö­sun­gen wer­den wir es nicht er­rei­chen“, so Gug­ler