Außenansicht des D3 und des AD Gebäudes

Theodor Hertzka

Theodor Hertzka (1845-1924)

Als Wirtschaftstheoretiker und Publizist machte Theodor Hertzka auf die ungünstigen Lebensbedingungen und auf den knapper werdenden Wohnraum in den Großstädten aufmerksam. 1889 erschien sein Buch „Freiland. Ein sociales Zukunftsbild“ (E. Piersonʼs Verlag, Dresden und Leipzig), das in belletristische Form verpackt zahlreiche wirtschaftsprogrammatische Vorschläge und Anregungen hinsichtlich einer Bodenreform enthielt. Entsprechend seiner Zielsetzung, eine Synthese von Sozialismus und Liberalismus herbeizuführen, prägte Hertzka den Begriff „Sozialliberalismus“.
(Bildquelle: Wikimedia Commons)

In Ungarn zur Welt gekommen, studierte Hertzka Nationalökonomie in Budapest und in Wien. Am Beginn seiner Laufbahn war er im Zeitungswesen tätig. Für die „Neue Freie Presse“ leitete er zunächst das Wirtschaftsressort, um danach selbst als Herausgeber eines Blattes tätig zu werden. Die von ihm gegründete „Wiener Allgemeine Zeitung“ erschien von 1880 bis 1934. In seinen Büchern befasste sich Hertzka mit dem Aktienrecht und mit Problemen der Währungs- und Handelspolitik. Auch Fragen der Tarifgestaltung im Eisenbahnwesen beschäftigten ihn. Sein Zukunftsentwurf „Freiland“ spiegelte den Stellenwert des französischen Sozialismus im internationalen Diskurs wieder, wobei sich vor allem der Einfluss Proudhons geltend machte. Hertzka präsentierte das Bild einer kooperativen Ökonomie, die antimonopolistische Züge aufweist und in der Ausbeutungsverhältnissen gezielt entgegengewirkt wird. Ein wachsender Wohlstand soll insbesondere durch den technischen Fortschritt garantiert werden, wobei die Betriebe rund ein Drittel ihres jährlichen Ertrages für Gemeinwohlzwecke zur Verfügung stellen. Zentral in Hertzkas antiautoritärer Ideenwelt ist die Aufhebung des Kapitalzinses, um so den Kredit zu verbilligen und Investitionen zu erleichtern. Exklusive Rechte bzw. ein Privateigentum an Grund und Boden sind in Freiland ausgeschlossen. Landflächen sollten dem Gemeinwesen gehören, die Grundrente sollte sozialisiert werden. Hertzkas Werk erlebte zahlreiche Auflagen, in Ländern wie Österreich, Deutschland, der Schweiz und sogar in den USA entstanden „Fan-Clubs“, die seine Ideen weiterverbreiteten. Der Umsetzungsversuch des Freiland-Konzeptes 1894 auf herrenlosem Boden in Ostafrika scheiterte zwar im Frühstadium, doch erhielt die Genossenschaftsbewegung durch Hertzka wertvolle Anregungen.

Literatur:
  • Theodor Hertzka: Das soziale Problem, Berlin 1912.

  • Franz Neubacher: Freiland. Eine liberalsozialistische Utopie, Wien 1987.

  • Gerhard Senft (Hg.): Land und Freiheit. Zum Diskurs über das Eigentum an Grund und Boden in der Moderne, Wien 2013, 125 f.