Außenansicht des D3 und des AD Gebäudes

Georg Hanisch

Georg Hanisch (1875-1946)

Als unmittelbarer Querverbinder zwischen Theodor Hertzka und Silvio Gesell trat in Österreich Georg Hanisch auf. Der Wiener Pädagoge hatte sich bereits vor dem Ersten Weltkrieg mit den Theorien von Adam Smith, David Ricardo und Karl Marx beschäftigt. Seine Publikationen waren unterschiedlichen ökonomischen Themen gewidmet: Probleme der Volkswirtschaft, Puttkammer & Mühlbrecht, Berlin, 1911. Die Marxʼsche Mehrwerttheorie, Puttkammer & Mühlbrecht, Berlin, 1915.
(Bildquelle: Titelblatt, Hanisch)

Georg Hanisch entstammte einer Wiener Handwerkerfamilie. Seine Auflehnung gegenüber dem konservativ geprägten mittelständischen Milieu führte ihn in die Reihen der Jugend-Bewegung. Als diese sich mit der Zuspitzung der Konflikte in Europa in einen rechtsnationalen und in einen progressiv-linken Flügel aufspaltete, entschied sich Hanisch für die fortschrittliche Seite. Bereits während seiner Ausbildung zum Pädagogen erhielt Hanisch Einblick in das vielfältige Elend proletarischer Familien. Seine sozialreformerischen Neigungen, die er alsbald entwickelte, erwiesen sich bei seiner ersten Anstellung jedoch alles andere als förderlich. Eine berufliche Wende zum Besseren gelang ihm erst nach dem Niedergang der Monarchie, als er im Roten Wien zum Direktor einer Allgemeinen Mittelschule aufstieg. Angeregt durch Hertzkas Schriften entwickelte Hanisch die Grundsätze einer libertär-sozialistischen Organisation („Weder Privatkapitalismus – noch Kommunismus. Programm des ‚Freiheitlich-Sozialistischen Volksvereins‘“, Verlag Wilhelm Müller, Wien, 1919). Am Beginn der Zwischenkriegszeit stieß er auch auf die geldtheoretischen Ansätze Gesells und integrierte sie in seine Vorstellungswelt. Hanisch plädierte für auf Stabilität gerichtete monetäre Rahmenbedingungen und für eine öffentliche Kontrolle im Bereich des Faktors Grund und Boden, wobei er jedoch das Eigentum an Produktionsmitteln (Maschinen, Fabrikeinrichtungen) grundsätzlich akzeptierte. Vermieden werden sollten nach seiner Einsicht Monopoleinrichtungen und ein „Privatkapitalismus“, der die Wirtschaft einem unregulierten Finanzmarktgeschehen unterwirft. Er betonte die positiven Effekte einer Kooperation zwischen Arbeiterschaft und Unternehmertum, in seiner Zielausrichtung blieb er jedoch überwiegend genossenschaftlich orientiert. Hanisch veröffentlichte zahlreiche Beiträge in österreichischen und deutschen Blättern, arbeitete aber auch an umfangreicheren Schriften und versuchte so zur Präzisierung verschiedener Begriffe aus der Wert- und Preistheorie beizutragen. In der „Wiener Wirtschafts-Woche“ lieferte er sich Kontroversen mit Vertretern der universitären Schulökonomie (Otto Conrad, Richard Kerschagl). Sein Engagement für die vom Leiter des städtischen Siedlungsamtes, Max Ermers, herausgegebene kultursozialistische Halbmonatsschrift „Neue Erde“ unterstrich seine Nähe zur Siedlerbewegung, die in Österreich am Beginn der Zwischenkriegszeit einen Aufschwung erfuhr. Ein weiteres Kooperationsfeld eröffnete sich für Hanisch im Zuge der Gründung der Siedlungs- und Produktionsförderungsgenossenschaft „Neue Gesellschaft“ im Raume Wien durch die Kontakte zu der anarchistischen Gruppe um Pierre Ramus.

Literatur:
  • Georg Hanisch: Die sozialistische Utopie. Mit einem Anhang: Warum erhält man nicht den vollen Ertrag seiner Arbeit? Hochheim - Erfurt 1929.

  • Georg Hanisch, * 2. Februar 1875 in Wien † 13. Jänner 1946 in Wien, unveröffentlichtes Manuskript, Archiv für Geld- und Bodenreform, Sondersammlung der Bibliothek der Carl von Ossietzky-Universität, Oldenburg, 4 Seiten.