Außenansicht des D3 und des AD Gebäudes

Die Auswanderungsfrage

In Österreich auch nach 1918 auf der Tagesordnung: Die Auswanderungsfrage

Die Wochenschrift für Kolonisation, Auslandswirtschaft und Verkehrswesen „Übersee“ erschien im Anschluss an den Weltkrieg und sie informierte auswanderungswillige Personen regelmäßig bis Mitte der 1930er Jahre.
(Bildquelle: Titelleiste, Zeitschrift)

Theodor Hertzkas Ostafrika-Projekt war an „fehlerhafter Organisation und an Mangel an Mitteln“ gescheitert, wie Franz Oppenheimer in einer Einschätzung feststellte. In Österreich blieb das Thema Außenkolonisation aber während der gesamten Zwischenkriegszeit auf der Tagesordnung. Allein zwischen 1918 und 1928 verließen rund 250.000 Österreicher das Land. Im Jahr 1923 wurde mit dem Wanderungsdienst des Bundeskanzleramtes sogar eine eigene Behörde zur Koordination von Ein- und Auswanderungsbewegungen ins Leben gerufen. So mancher ehrgeizige Plan scheiterte jedoch bereits im Vorfeld, wie der Peter Wallners, neue Existenzmöglichkeiten für beschäftigungslose Personen in Äthiopien zu schaffen. Ein katastrophales Ende fand die Ansiedlung arbeitsloser Handwerker in Qysylorda im heutigen Kasachstan. Der Versuch einer Koloniegründung schlug nach kurzer Zeit fehl, nicht wenige der Beteiligten gerieten danach in das Räderwerk des Stalinʼschen Terrorapparates. Anders entwickelte sich die vom Tiroler Andreas Thaler begründete Kolonie „Treze Tilias“ (auf Deutsch: Dreizehnlinden) im südlich gelegenen brasilianischen Bundesstaat Santa Catarina, wo fruchtbares Ackerland günstig zu erwerben war und auch die Wasserqualität geeignet erschien. Thaler hatte 1931 mit Gebietssondierungen in Südamerika begonnen, und es gelang ihm, einige großzügige Sponsoren aufzutreiben. Bereits im September 1933 begann der erste Siedlertransport, nur einen Monat später wurde die Gründungsurkunde unterzeichnet.

Literatur:
  • Hans Chmelar: Höhepunkte der österreichischen Auswanderung, Wien 1974.

  • Traude Horvath (Hg.): Auswanderungen aus Österreich. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, Wien 1996.