Außenansicht des D3 und des AD Gebäudes

Albert Brisbanes Geldphilosophie

Albert Brisbane (1809-1890)

Verfasser der „Philosophie des Geldes“ von 1863

Eine US-amerikanische Parallelentwicklung zu der in Wien erschienenen Schrift über die Geld- und Münzverhältnisse: Albert Brisbane, Philosophy of Money. A New Currency and a New Credit System, 1863, Library of Congress, City of Washington.
(Bildquelle: Frontispiz, Redelia Brisbane: Albert Brisbane. A Mental Biography, Boston 1893)

Albert Brisbane erkannte das herrschende Geldsystem in mehrfacher Hinsicht als defektbehaftet. Zum einen kritisierte er die Deckung durch Edelmetalle, die Knappheiten hervorruft und das spekulative Moment fördert. Zum anderen problematisierte er die durch den Zinsmechanismus gegebene Verteilungswirkung. Die monetären Mittel in ihrer Kapitalform betrachtet er als grundsätzlich „ausbeuterisch“. Dabei geht er davon aus, dass der Geldzins den Standard für alle anderen Formen des Profits setzt. M. a. W.: Weil das Geld einen Mehrwert abwirft, wird die Erwartung gefördert, dass auch Fabriken, Häuser etc. einen entsprechenden Gewinn abwerfen. Nach Brisbane soll das Geld jedoch in erster Linie als Tauschmittel wirken. Konkret schlägt er vor, die Geldmittel unter transparenten Bedingungen in den Verkehr zu bringen, wobei die Geldmenge auf Realbestände (jedoch nicht auf Gold oder Silber) bezogen sein soll. Beim Kreditgeschäft erscheint es ihm sinnvoll, die Zinskosten drastisch zu reduzieren, sodass ein investitionsfreundliches Klima auf Dauer gesichert wird und Länder in der Schuldenfalle wieder mehr Spielraum erhalten. Zusätzlich regt er an, das Geld einem fortlaufenden Zyklus von Entstehen und Vergehen zu unterwerfen. Brisbane in seiner Geldphilosophie: „Es sollte mengenmäßig mit der Ausweitung der Produktion mitwachsen, ebenso mit der steigenden Zahl der Produkte, die ausgetauscht werden; und es sollte mengenmäßig mit dem Verbrauch zurückgehen – sprich, mit dem Entzug von Produkten aus dem Warenumlauf zwecks Konsum.“ Wesentliche Gedanken Brisbanes lassen sich auf den französischen Frühsozialismus zurückführen. Brisbane war in New York zur Welt gekommen und hatte dort auch sein Philosophiestudium begonnen. Während seiner Auslandsaufenthalte begegnete er in Paris Anfang der 1830er Jahre Charles Fourier und wurde für einige Zeit dessen Schüler. Zurück in den Vereinigten Staaten, gründete Brisbane die Fourierist Society und begann mit der Verbreitung der Lehre des französischen Denkers. Vor allem die Idee, Landwirtschaft und Industrie umfassende Arbeits- und Lebensgemeinschaften zu schaffen, fiel auf fruchtbaren Boden. Im Mittleren Westen und im Norden der USA wurde in den 1840er Jahren mit der Gründung verschiedener Siedlungen nach den Vorstellungen Fouriers begonnen. Seine letzte Lebensspanne verbrachte Brisbane in Richmond, Virginia. Sein Nachlass befindet sich heute im Special Collections Research Center der Syracuse University in New York.

Literatur:
  • Arthur Eugene Bestor Jr.: Albert Brisbane – Propagandist for Socialism in the 1840ʼs, in: New York History, (28) 2/1947, 128-158.

  • Albert Brisbane: Philosophie des Geldes (1863), in: Benjamin Tucker u. a.: „Wildcat-Banking“. Materialien zur monetären Gestaltungsfreiheit, Leipzig 2017, 38-50.