Studierende stehen vor dem LC und blicken lächelnd einer Kollegin mit einer Mappe in der Hand nach.

6 Vermögen aufbauen - sinnvoll investieren

Sparbücher und -konten sowie das Bausparen sind niedrig verzinste Sparformen und daher für einen langfristig orientierten Vermögensaufbau nicht geeignet. Für Geld, das weder für ungeplante Ausgaben (finanzielle Notfälle) noch für bestimmte Anschaffungen (z.B. ein Auto, Haushaltseinrichtung etc.) zur Verfügung stehen muss, machen daher andere Möglichkeiten der Kapitalanlage Sinn. Abhängig davon, wieviel Geld hier für welchen Zeitraum zur Verfügung steht und wieviel Risiko man tragen möchte, kann man

  • Wertpapiere kaufen (z.B. Aktien, Anleihen und Investmentzertifikate)

  • eine Immobilie kaufen (z.B. eine Wohnung, ein Haus, ein Grundstück)

  • Edelmetalle (z.B. Gold, Silber), auch in Form von Münzen, kaufen

Eine solche Kapitalanlage bedeutet oft die Chancen auf höhere Gewinne, ist aber auch mit höheren Risiken verbunden. Risiko bedeutet, dass man einen Teil oder sogar das gesamte investierte Geld verlieren kann. In der Regel hängt eine höhere Chance auf Gewinne mit einem höheren Risiko zusammen.

Worin man investiert, hängt neben der Höhe des Betrages und der Risikobereitschaft auch von weiteren persönlichen Bedürfnissen ab, wie etwa ob man selbst eine Wohnung braucht (z.B. für sich selbst oder für ein Kind). Auch ethische Überlegungen spielen eine Rolle: in welche Branche möchte ich investieren? Welches Investment ist nachhaltig und zukunftsorientiert? Welche Branche möchte ich durch mein Investment unterstützen?

Aktien

Wer Aktien einer Gesellschaft kauft, wird Aktionär und erwirbt einen Anteil am Grundkapital einer Aktiengesellschaft (AG). Das Grundkapital ist ein Teil des Eigenkapitals der Aktiengesellschaft, das in viele Aktien zerlegt ist. Durch diese Zerlegung in Teile, die von verschiedenen Personen gekauft werden können, ist es einfacher, eine große Kapitalmenge aufzubringen.

Am einfachsten können Aktien erworben werden, die an einer Börse gehandelt werden, denn nicht alle AGs sind börsennotiert. Börsennotierte AGs in Österreich sind zum Beispiel die Rosenbauer AG, die Erste Group Bank AG, die OMV AG, die Flughafen Wien AG. Durch einen Kaufauftrag („order“) können Aktien gekauft werden. Kaufaufträge können entweder über die Bank oder über einen sogenannten (Online-)Broker abgewickelt werden. Der Preis der Aktie wird auch „Kurs“ genannt und kommt durch Angebot und Nachfrage nach den Aktien zustande.

Vermögen baut der Aktionär auf, wenn

  • der Kurs der Aktie steigt, nachdem er sie gekauft hat

  • die AG ihren jährlichen Gewinn (oder einen Teil davon) an die Aktionäre als so genannte Dividende ausschüttet.

Betrachtet man den Wertzuwachs und die Gewinnausschüttungen bei Aktien seit dem Jahr 1900, so haben Aktien im Schnitt pro Jahr 6,5 % Ertrag gebracht, deutlich mehr als Sparguthaben (0,6 % Ertrag pro Jahr).

Ein Investment in nur eine Aktie ist in der Regel nicht sinnvoll. Man sollte das „Risiko streuen“, d.h. nicht nur in Aktien investieren, und auch nicht nur in eine Aktie, sondern im Idealfall in mehrere Aktien verschiedener Unternehmen in verschiedenen Branchen in verschiedenen Ländern.

Eine derartige Streuung ist jedoch nur mit entsprechend hohen Geldbeträgen möglich und sinnvoll. Investmentzertifikate hingegen ermöglichen auch mit kleinen Geldbeträgen eine Risikostreuung.

(40) Börsennotierte AGs in Österreich

(41) Kursverläufe von ausgewählten Aktien

Anleihen

Anleihen (oder „Schuldverschreibungen“) sind Wertpapiere, die mit einem Kredit vergleichbar sind. Ein Unternehmen oder auch Staaten geben Anleihen heraus, weil sie für einen bestimmten Zeitraum („Laufzeit“) Geld ausborgen wollen, für das sie Zinsen zahlen (in der Regel jährlich während der Laufzeit). Meistens wird am Ende der Laufzeit das ausgeborgte Geld zurückgezahlt („die Anleihe getilgt“). Wer Anleihen kauft, wird zum Anleihengläubiger (ähnlich einem Kreditgeber), der Zinsen erhält. Anleihen können gekauft werden, wenn sie herausgegeben („emittiert“, „begeben“) werden oder auch während der Laufzeit. Auch ihr Kurs kann sich je nach Angebot und Nachfrage nach der Anleihe ändern.

(42) Staatsanleihen und Unternehmensanleihen

Investmentzertifikate

In ein einzelnes Wertpapier zu investieren ist immer vergleichsweise riskant. Selbst wenn man von dem Emittenten, z.B. von einem Unternehmen oder vom Staat, überzeugt ist, kann der Kurs aus folgenden Gründen sinken:

  • politische Veränderungen (wie etwa derzeit durch das Androhen von Strafzöllen und Handelshemmnissen gegenüber anderen Ländern) oder

  • Herabsetzen des Ratings für einen Staat oder ein durch die Bewertung eines Unternehmens oder

  • wirtschaftliche Entwicklungen (neue Konkurrenten kommen auf den Markt und der Umsatz bricht ein, eine Produktentwicklung verläuft nicht wie geplant)

Diesem Risiko kann man dadurch begegnen, indem man nicht nur eine Aktie oder eine Anleihe kauft, sondern im Idealfall eine möglichst große Zahl unterschiedlicher Wertpapiere von verschiedenen Unternehmen in verschiedenen Branchen aus unterschiedlichen Regionen der Welt. Dieses Prinzip nennt sich Risikodiversifikation oder Risikostreuung (so heißt ein Sprichwort auch: „Man legt nicht alle Eier in einen Korb“). Eine große Anzahl verschiedener Wertpapiere zu kaufen, würde aber viel Kapital erfordern, viele Menschen verfügen nur über kleinere Geldbeträge, mit denen sich diese Streuung nicht erreichen lässt. Durch die Geldanlage in z.B. Investmentzertifikate ist es dennoch möglich.

Aufbau von Investmentfonds

Investmentzertifikate stellen Anteile an einem Investmentfonds dar. Das Fondsvermögen besteht aus verschiedenen Wertpapieren und wird meist von Banken verwaltet. Diese Wertpapiere, das Fondsvermögen, werden mit dem Geld, das durch den Verkauf von Investmentzertifikaten aufgebracht wird, gekauft. Da sich viele Menschen beteiligen können, kann eine große Geldmenge aufgebracht werden, durch die viele verschiedene Wertpapiere (im Sinne einer guten Risikostreuung) angeschafft werden können. Die Streuung kann z.B. regional (Wertpapiere aus mehreren Ländern der Welt), nach Branchen und nach Wertpapierarten (reine Aktienfonds, reine Anleihenfonds und Mischfonds) erfolgen.

Der Wert eines Investmentzertifikats wird bestimmt durch den Wert der Wertpapiere im Fondsvermögen. Steigen die Kurse der Wertpapiere im Fondsvermögen, steigt auch der errechnete Wert eines Investmentzertifikats. Zu diesem Wert zuzüglich Ausgabeaufschlag (das ist eine Art Kaufgebühr, die in % des Wertes angegeben wird) kann es gekauft werden, zum errechneten Wert kann es auch wieder verkauft werden. Erträge aus den Wertpapieren im Fondsvermögen (z.B. Dividenden von den Aktien und/oder Zinszahlungen von den Anleihen) können an die Inhaber von Investmentzertifikaten ausgezahlt werden oder wieder in Wertpapierkäufe investiert werden.

Manche Investmentzertifikate sind „sparplanfähig“, d.h. man kann monatlich oder wöchentlich einen bestimmten Betrag zum Kauf von Investmentzertifikaten „sparen“. Durch den wiederholten Einsatz eines kleineren Geldbetrages können Kursschwankungen positiv genutzt werden: sinkt der Kurs, kann um denselben Betrag mehr gekauft werden, steigt er, werden entsprechend weniger Anteile gekauft. So kauft man im Schnitt bei günstigeren Kursen mehr ein, was Sinn macht („Cost Average Effekt oder Durchschnittskosteneffekt“).

(43) Investmentzertifikate unter der Lupe

Immobilien

Unter einer Immobilie versteht man generell jede Art von Gebäude (Haus, Wohnung, sonstiges Gebäude) oder Grundstück. Immobilieninvestitionen sind langfristige und stabile Anlagen, da sie unter gewöhnlichen Umständen nicht (wesentlich) an Wert verlieren und vor allem in Krisenzeiten als besonders sicher gelten. Eignet sich die Immobilie zur Vermietung, so können zusätzliche Erträge durch Mieteinnahmen erzielt werden. Solche Mieteinnahmen sind meist gut planbar. Je nach zukünftigem Nutzen der Immobilie kann diese später selbst genutzt werden (z.B. wenn Kinder ausgezogen sind) oder wieder verkauft werden. Im Vergleich zu einer Investition in Wertpapiere ist bei einer Investition in Immobilien mit höheren Kosten zu rechnen. Kosten entstehen sowohl beim Kauf und Verkauf als auch durch die Instandhaltung der Immobilie und die Betriebskosten.

Edelmetalle

Eine weitere Möglichkeit Vermögen aufzubauen ist die Investition in Edelmetalle. Neben Gold eignen sich auch noch andere Edelmetalle als Investitionsobjekte:

  • Silber

  • Platin

  • Palladium

Der Vorteil von Investitionen in Edelmetallen ist, dass diese nicht – so wie Geld – durch die Inflation an Wert verlieren. Ein Nachteil ist allerdings, dass Edelmetalle dadurch, dass sie gehandelt werden, Kursschwankungen ausgesetzt sind. Der Wert kann sich also über Nacht ändern. Außerdem verzinst sich die Anlage nicht, es gibt keine Zinszahlungen wie bei Spareinlagen oder Anleihen und auch keine Dividendenzahlungen wie bei Aktien. Zusätzlich müssen physische Metalle wie Goldmünzen oder -barren einem Bankschließfach oder Safe aufbewahrt werden.

Exkurs: Kryptowährungen

In den letzten Jahren haben immer mehr Menschen in Kryptowährungen investiert. Eine Kryptowährung ist eine virtuelle Währung, die als digitales Zahlungsmittel verwendet werden kann. Für den Bezahlvorgang werden keine Banken benötigt, an deren Stelle tritt ein dezentrales Netzwerk, das die Transaktionen verwaltet und neue Einheiten der Währung generiert. Technisch geschieht dies durch die sogenannte Blockchain-Technologie – sie ist Grundlage jeder Kryptowährung.

Aktuell gibt es ca. 2.800 verschiedene Kryptowährungen. Bitcoin (BTC), Ethereum (ETH) und Ripple (XRP) sind einige der Bekanntesten. Obwohl Kryptowährungen bereits seit 2009 existieren, erfuhren sie im Jahr 2017 einen regelrechten Boom, wodurch eine Vielzahl weiterer Kryptowährungen geschaffen wurden. Nur ein geringer Anteil der Transaktionen sind tatsächliche Zahlungsvorgänge. Kryptowährungen werden daher vorwiegend zur Anlage und zur Spekulation auf Kursgewinne verwendet. Es ist plausibel anzunehmen, dass sie auch dazu eingesetzt werden, um illegale Geschäfte abzuwickeln.

Um in Kryptowährungen zu investieren gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Währungshandel (ähnlich Devisenhandel)

  • Kryptomining (das Generieren neuer Einheiten der Währung)

  • Börse (mittels „Wetten“ auf Schwankungen des Kryptowährungenkurses, sog. „Futures“)

  • Aktien (von Unternehmen, die im Bereich Kryptowährungen tätig sind)

  • Crowdfunding für ein Initial Coin Offering (ICO): Investition in die Schaffung einer neuen Kryptowährung

Die Investition in Kryptowährungen ist eine Angelegenheit von Expert/inn/en und selbst diese tragen ein hohes Risiko. Die Werte von Kryptowährungen schwanken besonders stark, wodurch auch die Möglichkeit besteht einen Totalverlust des investierten Kapitals zu erleiden. Da Kryptowährungen unreguliert sind, das heißt, dass es keine Institutionen gibt, die den Markt für Kryptowährungen überwachen, gibt es auch keinen Schutz für Anleger/innen, sollte es zu Problemen kommen.

Auch wenn die Kryptotechnologie vielversprechend ist, so ist zum aktuellen Zeitpunkt von einer ernsthaften und großen Investition abzuraten. Hohe Gewinnversprechen haben immer wieder Anleger/innen dazu verleitet, in undurchschaubare Kryptowährungsanlagen zu investieren. Viele davon haben das investierte Geld verloren.

(44) Investitionsmöglichkeiten