Good Governance
Good Governance zur Stärkung der finanziellen Stabilität von gemeinnützigen Organisationen im Sozialbereich
Die finanzielle Stabilität von gemeinnützigen Organisationen, die Dienstleistungen im Sozialbereich erbringen, ist für alle Beteiligten wichtig: Die Organisationen haben naturgemäß ein Eigeninteresse am gesicherten Fortbestand; KlientInnen brauchen verlässliche und stabile Betreuung; MitarbeiterInnen brauchen gesicherte Arbeitsplätze; Geldgeber, vor allem die öffentliche Hand, verlangen eine zuverlässige Leistungserbringung. Gleichzeitig sind der Finanzierung durch die öffentliche Hand durch die Gebote der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit der öffentlichen Verwaltung Grenzen gesetzt. Diese Anforderungen werden auch von den Rechnungshöfen geprüft. Der steigende Finanzierungsbedarf im Bereich der sozialen Dienste erhöht den diesbezüglichen Druck auf die staatlichen Fördergeber.
In diesem Spannungsverhältnis stellt sich die Frage nach der Angemessenheit der finanziellen Leistungsbeziehungen zwischen Fördergeber und gemeinnützigen Organisationen. Der Fördergeber darf die finanzielle Stabilität der Nonprofit-Organisation nicht gefährden, sollte aber eine Überfinanzierung vermeiden. Die Suche nach einer Antwort wird dadurch erschwert, dass kein Konsens über geeignete Kennzahlen zur Messung der „finanziellen Stabilität“ besteht. Dies liegt auch daran, dass Kennzahlen immer im Zusammenhang mit den Rahmenbedingungen einer zu analysierenden Organisation gesehen werden müssen und finanzielle Stabilität auf unterschiedliche Weise erreicht werden kann (z.B. als Einzelorganisation oder Konzern, mit oder ohne Immobilienvermögen).
Finanzielle Stabilität kann zudem nicht einfach von außen eingefordert werden. Sie wird von Nonprofit-Organisationen selbst, mehr oder weniger in Kooperation mit dem Fördergeber, sichergestellt. Damit rücken Instrumente und Strukturen der organisationalen und öffentlichen Governance in den Fokus, sowie die Frage, welche Formen der Governance für die finanzielle Stabilität förderlich sind. Für den Fördergeber ist die Frage, welche Anforderungen er an seine Vertragspartner in Bezug auf organisatorische Governance stellen kann, ebenso wichtig wie die Frage nach der Messbarkeit finanzieller Stabilität. Auch die Frage, welche Formen von Public Governance (d.h. welche Formen der Steuerung und Kommunikation im Rahmen der Leistungsbeziehung) der finanziellen Stabilität der Kontraktpartner zuträglich sind, eröffnet Gestaltungsspielräume. Es fehlt jedoch an gesichertem Wissen darüber, wie die finanzielle Stabilität von Nonprofit-Organisationen durch den Einsatz geeigneter Governance-Strukturen und -Instrumente (z.B. Förderrichtlinien) beeinflusst werden kann.
In diesem Forschungsprojekt sollen daher die folgenden zwei Fragen beantwortet werden:
Wie kann die finanzielle Stabilität von Nonprofit-Organisationen im Sozialbereich gemessen werden und welche Zielgrößen können diesen Organisationen und ihren Fördergebern empfohlen werden?
Ziel ist es, eine möglichst fokussierte, aber aussagekräftige Auswahl von Kennzahlen zu identifizieren, die „finanzielle Stabilität“ von Nonprofit-Organisationen im Sozialbereich adäquat abbilden können, einschließlich der Identifikation von Konfigurationen und Bandbreiten wünschenswerter Werte. Insbesondere soll untersucht werden, wie Kennzahlen, die auf dem externen Rechnungswesen basieren, mit komplexeren Indikatoren finanzieller Stabilität im Sinne eines Ressourcenüberschusses („organizational slack“) zusammenhängen.Wie hängen in diesem Kontext finanzielle Stabilität und Governance zusammen?
Es sollen Governancestrukturen und -instrumente identifiziert werden, die für die finanzielle Stabilität von Nonprofit-Organisationen im Sozialbereich förderlich sind. Darauf aufbauend sollen Gestaltungsempfehlungen für diese Organisationen und ihre Fördergeber abgeleitet werden, um ihre Governancestrukturen im erarbeiteten Sinne weiterzuentwickeln.
Das Forschungsprojekt entstand aus Eigeninitiative des NPO-Forschungsteams der WU. Es wird in Kooperation mit dem Fonds Soziales Wien durchgeführt. Die Rolle des FSW liegt dabei in der Bereitstellung von administrativen Daten, welche nach Zustimmung der Trägerorganisationen erfolgt. Die Trägerorganisationen werden auf Wunsch in Form von qualitativen Interviews und einer Beteiligungsveranstaltung tiefer in das Projekt eingebunden. Darüber hinaus ist eine quantitative Befragung der Trägerorganisationen geplant. Die Ergebnisse der Studie werden unter Wahrung des Datenschutzes der einzelnen teilnehmenden und nicht teilnehmenden Organisationen open access veröffentlicht, wobei nur aggregierte und anonymisierte Ergebnisse dargestellt werden.