Volkswirtschaft

Wie Information das Funktionieren von Märkten beeinflusst

01. März 2021

Besser über Wirtschaft und Politik informiert zu sein, ist von Vorteil. Aber nicht nur für die oder den Einzelne/n, denn Wissen übt einen signifikanten positiven Effekt auf die Gesellschaft als Ganzes aus. Mehr Wissen bedeutet, eigene Entscheidungen auf fundierter Basis zu treffen, was wiederum für alle gut ist. Wie genau das Funktionieren von Märkten durch ein Mehr an Information verbessert wird, damit hat sich WU Professor Christoph Weiss, Department für Volkswirtschaft, auseinandergesetzt.

Eine Situation, die wir alle schon einmal erlebt haben: Sie befinden sich auf Urlaub. Als Touristin oder Tourist kennen Sie in der Regel die Preispolitik der Restaurants und Lokale Ihrer Reisedestination nicht und sehr wahrscheinlich werden Sie einen viel zu hohen Preis für Ihre Pizza bezahlen. Einheimische hingegen sind besser informiert und werden daher Restaurants mit einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis besuchen. Mehr Informationen zu haben, ist eindeutig der Vorteil der lokalen Bevölkerung.

Gleichzeitig verdeutlicht das Beispiel auch, warum identische Produkte auf einem Markt zu unterschiedlichen Preisen verkauft werden; wir sprechen von „Preisdispersion“. Ein Teil der Restaurants zielt mit niedrigen Preisen auf die Gruppe der informierten Konsument/inn/en, während andere Restaurants hohe Preise wählen und darauf hoffen, dass sich einige Uninformierte in ihr Lokal „verirren“.

Information kann Marktpreise senken

Die Preisbildung auf Wettbewerbsmärkten funktioniert manchmal ähnlich wie im Beispiel der überteuerten Abendessen in fremden Städten: Der Mangel an Informationen bzw. eine geringe Transparenz auf Märkten gibt den Unternehmen die Möglichkeit, die Preise zu erhöhen. Wenn sich hingegen Konsument/inn/en besser informieren und somit der Anteil der informierten Kund/inn/en steigt, wird es weniger Restaurants mit einem schlechten Preis-Leistungs-Verhältnis geben; die durchschnittlichen Marktpreise werden sinken. Dies ist auch zum Vorteil für uninformierte Tourist/inn/en. Eine größere Anzahl von günstigeren Restaurants erhöht die Chance, auch als Tourist/in eines davon zu wählen. Dieser positive Effekt, den die Informierten auf die Uninformierten ausüben, bezeichnet man als eine positive „Informationsexternalität“. In der beschriebenen Situation funktionieren die Märkte nicht gut. Staatliche Eingriffe zur Verbesserung der Information bzw. zur Erhöhung der Transparenz, wie etwa im Rahmen der Verbraucher/innen-, Wettbewerbs- und Regulierungspolitik können helfen.

In einem breiteren Kontext gilt: Je besser wir uns informieren, umso bessere Entscheidungen werden wir treffen können. Und das wiederum ist für die Gesellschaft als Ganzes von Vorteil.

Über Christoph Weiss

Christoph Weiss ist ordentlicher Professor für Volkswirtschaftslehre an der Wirtschaftsuniversität Wien und war bis zu seiner Berufung im Jahr 2002 ordentlicher Professor an der Universität Kiel, Deutschland. Verschiedene Forschungs- und Lehraufenthalte führten ihn an renommierte Institutionen, wie das Department of Economics der Harvard University (USA), das Institute for European Studies der University of California (Berkeley, USA), die School of Economics and Finance an der QUT in Brisbane (Australien) sowie an die Universität Gießen und die University of Economics in Bratislava (Slowakische Republik). Von 2009 bis 2013 war Christoph Weiss Herausgeber der "European Review of Agricultural Economics" (Oxford University Press) und ist seit 2010 Mitglied des Editorial Board des "Journal of Industry, Competition and Trade" (Springer). Seine Forschungsinteressen liegen in den Bereichen Industrieökonomie, Agrar- und Ernährungsökonomie sowie Wirtschaftspolitik.

Researcher of the Month

Bereits seit 2016 zeichnet die WU mit dem „Researcher of the Month“ hervorragende Forscher/innen aus, die mit ihrer Forschung maßgeblich zur Lösung wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und rechtlicher Fragen beitragen. Das monatliche Video „Researcher of the Month“ zeigt den Alltag der Forscher/innen und gewährt einen Blick hinter die Kulissen der vielfältigen WU Forschung.

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Über WU Professor Christoph Weiss

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