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Betriebsrat für das wissenschaftliche Personal

Abschalten – Bewegung und Entspannung: Stärkung einer betrieblichen Pausenkultur

Am 30.11.2017 war es so­weit, die erste Ver­an­stal­tung mit dem Titel „Pau­sen­lo­ses Ar­bei­ten und sich Be­wäh­ren – Ge­sund­heits­kon­se­quen­zen und Ab­hil­fen“ im Rah­men des Pro­jekts Wohl­be­fin­den@WU hat statt­ge­fun­den.

Viele Pro­jek­te und un­zäh­li­ge Agen­den, die mit zu­neh­men­dem Zeit­druck und wach­sen­der Ver­ant­wor­tung ein­her­ge­hen, be­stim­men heute auch un­se­ren All­tag als Be­schäf­tig­te einer Uni­ver­si­tät. Zeit­ge­trie­ben­heit sowie eine In­ten­si­vie­rung der An­for­de­run­gen füh­ren dazu, dass so man­che/r Kol­le­gIn dar­auf ver­gisst, für aus­rei­chend Er­ho­lung zu sor­gen und für man­che geht die­ses Ge­fühl auch noch damit ein­her, dass er/sie sich stän­dig zu be­wäh­ren hat und somit auch dau­ernd „unter Strom“ steht.

Vor rund 60 Per­so­nen sprach Herr Dr. Ger­hard Bla­sche, kli­ni­scher Psy­cho­lo­ge und Psy­cho­the­ra­peut, lang­jäh­ri­ger Mit­ar­bei­ter am Lud­wig Bolz­mann In­sti­tut zur Er­for­schung phy­sio­lo­gi­scher Rhyth­men und seit 2009 As­sis­tenz­pro­fes­sor am In­sti­tut für Um­welt­hy­gie­ne am Zen­trum für Pu­blic Health der Me­di­zi­ni­schen Uni­ver­si­tät Wien, an­schau­lich über das Wech­sel­spiel von En­ga­ge­ment, An­er­ken­nung, Er­mü­dung und Er­ho­lung im Zu­sam­men­hang mit den viel­fäl­ti­gen Her­aus­for­de­run­gen, denen man sich unter an­de­rem in sei­nem Be­rufs­le­ben tag­täg­lich stel­len muss.

Herr Bla­sche zeig­te auf, dass die Grad­wan­de­rung zwi­schen hohem En­ga­ge­ment, einer hohen Ar­beits­zu­frie­den­heit und Über­en­ga­ge­ment und Er­schöp­fung ein oft sehr schma­ler ist und in die­sem Wech­sel­spiel nicht auf den Fak­tor so­zia­ler An­er­ken­nung ver­ges­sen wer­den darf. Dies zei­gen auch ent­spre­chen­de em­pi­ri­sche Be­le­ge, dass (so­zia­le) An­er­ken­nung einer der Topfak­to­ren ist, die zur Re­duk­ti­on von er­leb­tem Stress bei­tra­gen kön­nen.

Ein­dring­lich waren in den Aus­füh­run­gen auch die nach­weis­li­chen ge­sund­heit­li­chen Im­pli­ka­tio­nen, die mit Er­schöp­fungs­zu­stän­den ein­her­ge­hen. So gibt es mehr­fa­che Be­le­ge, die den Zu­sam­men­hang zwi­schen Be­las­tung und Mü­dig­keit/Er­schöp­fung und in wei­te­rer Folge auch ge­sund­heit­li­chen Fol­gen auf­zei­gen. Lange und dich­te Tage füh­ren un­wei­ger­lich zu Er­mü­dung. Damit ist ein ganz zen­tra­ler Fokus dar­auf zu legen, dass Ar­beits­ta­ge idea­ler­wei­se nicht län­ger als 10h dau­ern und dabei auch aus­rei­chend für Pau­sen ge­sorgt sein soll.

Span­nend waren in die­sem Zu­sam­men­hang auch die em­pi­ri­schen Be­le­ge zur Wo­chen­ar­beits­zeit bzw. der In­an­spruch­nah­me von Ur­lau­ben. So zei­gen sich bei Wo­chen­ar­beits­zei­ten, die re­gel­mä­ßig über 50 Stun­den pro Woche lie­gen, mas­siv er­höh­te Ri­si­ken für (Ar­beits)Un­fäl­le. Noch dras­ti­scher waren die Daten bzgl. der In­an­spruch­nah­me von Ur­lau­ben: Hier gibt es in Lang­zeit­stu­di­en nach­weis­ba­re Zu­sam­men­hän­ge zwi­schen dem in An­spruch ge­nom­me­nen Aus­maß an Ur­laubs­ta­gen und dem Mor­ta­li­täts­ri­si­ko. Falls Sie zu der Grup­pe ge­hö­ren, die re­gel­mä­ßig we­ni­ger als drei Wo­chen im Jahr Ur­laub neh­men, soll­ten Sie im Hin­blick auf Ihre Le­bens­er­war­tung Ihre Pra­xis in den kom­men­den Jah­ren unter Um­stän­den über­den­ken!

In sei­nen Aus­füh­run­gen wies Herr Bla­sche au­ßer­dem dar­auf hin, dass es es­sen­ti­ell ist, ein „be­trieb­li­ches Pau­sen­ver­ständ­nis“ zu ent­wi­ckeln, denn Er­ho­lung als Wie­der­her­stel­lung der phy­sio­lo­gi­schen Aus­gangs­la­ge ist nicht spei­cher­bar!

Es braucht also häu­fi­ge, kür­ze­re Maß­nah­men, die idea­ler­wei­se über den Tag ver­teilt ge­setzt wer­den. Bei die­sen Er­ho­lungs­pha­sen ist zen­tral, dass es ge­lingt sich men­tal zu di­stan­zie­ren und zu re­ge­ne­rie­ren und auch Freu­de, Ge­nuss und Zu­sam­men­ge­hö­rig­keit zu er­le­ben. In die­sem Zu­sam­men­hang ging Herr Bla­sche auf die Selbst­ver­ant­wor­tung jedes Ein­zel­nen ein, die in­di­vi­du­el­le Ar­beits­be­las­tung nicht zu groß wer­den zu las­sen und zeig­te die Not­wen­dig­keit auf, sich auch ei­ge­ne Gren­zen zu set­zen.

Pau­sen und Ur­lau­be sind nicht als „Zeit­räu­ber“ zu sehen, son­dern viel­mehr als „Kraft­quel­len“ und so hat der Vor­trag auch damit ge­en­det, dass es in die­sem Zu­sam­men­hang wich­tig er­scheint, sys­te­ma­tisch sei­nen ei­ge­nen Be­las­tungs­zu­stand zu prü­fen und sich mit der Aus­ge­stal­tung von Pau­sen­ri­tua­len Mög­lich­kei­ten zu schaf­fen, sich ei­ge­ne Re­ge­ne­ra­ti­ons­räu­me zu kre­ieren und ab­zu­schal­ten. Be­fun­de zei­gen dies­be­züg­lich, dass ge­ziel­te Bewegungs-​ und Ent­span­nungs­pau­sen dabei den bes­ten Ef­fekt er­zie­len.  

Im An­schluss an den Vor­trag gab es beim Buf­fet noch aus­rei­chend Mög­lich­kei­ten, sich zu die­sen The­men wei­ter rege auch mit dem Vor­tra­gen­den aus­zu­tau­schen. In Kürze wer­den auch die Un­ter­la­gen zu die­sem Vor­trag als Nach­le­se zur Ver­fü­gung ste­hen.

Nach die­ser ge­lun­ge­nen Prä­mie­re freu­en sich wohl nicht nur die Be­triebs­rä­te der WU und das Team von Wohl­be­fin­den@WU auf wei­te­re span­nen­de Ver­an­stal­tun­gen im Rah­men des Be­trieb­li­chen Ge­sund­heits­ma­nage­ments an der WU.

04.12.2017

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