Betriebsrat für das wissenschaftliche Personal
Alles ums Arbeitsverhältnis Teil 1
Echte/Freie DienstnehmerInnen
(aktualisierte Version 10/2024)
Mit dieser neuen Reihe „Alles rund ums Arbeitsverhältnis“ kommen wir den verstärkten Nachfragen von Kollegen und Kolleginnen nach, Überblicke zu zentralen Fragen rund um das Arbeitsverhältnis zu geben.
Eine Frage, die in den letzten Wochen mehrfach an uns herangetragen wurde, war die Abklärung, wovon es abhängt, welche Art von Vertrag im Lehrbereich abgeschlossen wird.
*** for the English Version see below ***
Ob ein Beschäftigungsverhältnis als Lektor/in an der WU im Rahmen eines „echten“ Arbeitsvertrags oder im Rahmen eines freien Dienstvertrags erfolgt, ist va davon abhängig, wie hoch das neben der LektorInnentätigkeit erzielte Einkommen ist:
Wird neben der Tätigkeit als LektorIn ein monatliches Einkommen erzielt, das mindestens 60% der Höchstbeitragsgrundlage des ASVG ausmacht (dh für 2024: 60% von € 6.060 = € 3.636 brutto), erfolgt die Beschäftigung im Rahmen eines freien Dienstvertrags. In diesem Fall dürfen gem § 100 Abs 4 UG maximal 4 Semesterwochenstunden gelehrt werden.
Wird neben der Tätigkeit als LektorIn ein monatliches Einkommen in Höhe von weniger als 60% der Höchstbeitragsgrundlage des ASVG (2024: € 3.636 brutto) erzielt, dann erfolgt eine Beschäftigung im Rahmen eines „echten“ Arbeitsvertrags. In diesem Fall könnten auch mehr als 4 Semesterwochenstunden gelehrt werden; in der Praxis steht dem allerdings ein Rektoratsbeschluss entgegen.
Die WU erhebt das neben der Tätigkeit als LektorIn erzielte Einkommen mittels einem von dem/der LektorIn auszufüllendem Formblatt, dem auch ein entsprechender Nachweis über die Einkommenshöhe beizulegen ist. Dieser muss fristgerecht erbracht werden: für das Wintersemester bis zum 1. September; für das Sommersemester bis zum 1. Februar.
ACHTUNG:
Wird dieses Formular inkl. Einkommensnachweis nicht innerhalb dieser Fristen an die WU retourniert, stellt die WU automatisch einen freien Dienstvertrag aus und meldet den/die LektorIn auch als freie/n DienstnehmerIn bei der Sozialversicherung an. Auf die zuständige Krankenkasse hat dies allerdings keinen Einfluss (mehr), da aufgrund der aktuellen Regelungen im B-KUVG nicht nur ArbeitnehmerInnen nach dem UG bei der BVAEB pflichtversichert sind, sondern auch solche UniversitätsmitarbeiterInnen, die auf Basis eines freien Dienstvertrags in wirtschaftlicher Abhängigkeit von der Universität tätig sind. Darunter fallen auch externe LektorInnen an der WU, sofern sie als freie DienstnehmerInnen beschäftigt sind und aus dieser Tätigkeit ein Entgelt über der Geringfügigkeitsgrenze beziehen (2024: € 518,44).
Aus der Beschäftigung im Rahmen eines freien Dienstvertrags ergeben sich für die betroffenen LektorInnen allerdings zahlreiche Nachteile.
Nachteile eines freien Dienstvertrags:
Keine Pflicht der WU zur Entgeltfortzahlung etwa im Krankheitsfall.
Kein Anspruch auf bezahlten Urlaub.
Kein Anspruch auf die von der WU an ihre ArbeitnehmerInnen gewährten Sozialleistungen (zB Essensgutscheine im Wege der Digibon-App)
Der Universitäts-Kollektivvertrag gilt nicht, weshalb es zB bei längerdauernden Beschäftigungen zu keiner Gehaltserhöhung laut KV-Höherstufung kommt; es werden auch keine Vordienstzeiten angerechnet. Damit sind freie DienstnehmerInnen bei längerer Beschäftigung „billiger“ als ArbeitnehmerInnen, da bei letzteren je nach tätigkeitsbezogener Vorerfahrung bzw. Beschäftigungsdauer ein höherer Betrag pro Semesterwochenstunde zu zahlen ist (vgl § 49 Abs 4 Uni-KV).
Keine Valorisierung der Lehrabgeltung entsprechend der jährlich ausverhandelten Erhöhung der Kollektivvertragslöhne.
Der Betriebsrat ist für freie DienstnehmerInnen nicht zuständig.
Die Beschäftigung im Rahmen eines freien Dienstvertrags kann aber auch Vorteile haben.
Vorteile eines freien Dienstvertrags:
Die Kettenvertragsregelung des § 109 UG kommt nicht zur Anwendung. Dh es kann auch für mehr als 8 Jahre zur Aneinanderreihung von befristeten freien Dienstverträgen kommen. Im Fall der Beschäftigung im Rahmen eines Arbeitsvertrags sind für Beschäftigungszeiten als LektorIn ab dem 1.10.2021 alle derartigen Beschäftigungszeiten zusammenzuzählen. Nach insgesamt 8 Jahren besteht keine Möglichkeit mehr, an der WU im Rahmen eines befristeten LektorInnen-Vertrags tätig zu sein, da sonst ein unbefristetes Vertragsverhältnis vorliegen würde. Da unbefristete Verträge als externe LektorInnen – zumindest derzeit – an der WU nicht gelebt werden, bedeutet das ein faktisches Beschäftigungsverbot für Betroffene, es sei denn es besteht die Möglichkeit einer unbefristeten Beschäftigung als Senior Lecturer.
Es besteht die Möglichkeit, sich ohne vorherige Bekanntgabe an bzw. ohne Genehmigung durch die WU von geeigneten Personen vertreten zu lassen.
Es besteht kein bzw. nur ein sehr eingeschränktes Weisungsrecht der WU.
Tabellarischer Überblick:
Freie Dienstnehmer/innen | Arbeitnehmer/innen | |
---|---|---|
Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall | NEIN | JA |
bezahlter Urlaub | NEIN | JA |
Essensgutscheine | NEIN | JA |
Geltung Uni KV | NEIN | JA |
jährliche Gehaltsanpassung | NEIN | JA |
Kettenvertragsregelung | NEIN | JA |
generelle Vertretungsmöglichkeit | JA | NEIN |
Weisungsgebundenheit | NEIN | JA |
*** English Version ***
Whether an employment relationship as a lecturer at WU is based on a "real" employment contract or on a freelance service contract depends primarily on the amount of income earned in addition to the lecturer's work:
If, in addition to the activity as a lecturer, a monthly income is earned that is at least 60% of the maximum contribution basis of the ASVG (for 2024: 60% of € 6.060 = € 3.636 gross), the employment is carried out under a freelance service contract. In this case, according to § 100 para. 4 Universities Act a maximum of 4 credit hours per week may be taught.
If a lecturer earns a monthly income of less than 60% of the maximum ASVG contribution base (2024: € 3.636 gross) in addition to their work as a lecturer, they are employed under a "genuine" employment contract. In this case, more than 4 credit hours per week could also be taught; in practice, however, this is prevented by a resolution of the Rector's Council.
WU collects the income earned in addition to the work as a lecturer by means of a form to be completed by the lecturer, which must also be accompanied by corresponding proof of income. This must be submitted by the deadline: for the winter semester by September 1; for the summer semester by February 1.
ATTENTION:
If this form, including proof of income, is not returned to WU within these deadlines, WU will automatically issue a freelance service contract and register the lecturer as a freelance employee with social security. However, this does not (or no longer) have any influence on the responsible health insurance company, as due to the current regulations in the B-KUVG, not only employees covered by the university collective bargaining agreement are compulsorily insured with the BVAEB, but also university employees who work on the basis of a freelance service contract in economic dependence on the university. This also includes external lecturers at WU, provided they are employed as freelancers and receive remuneration above the marginal employment threshold (2024: € 518,44 per month).
However, employment under a freelance service contract has numerous disadvantages for the lecturers concerned.
Disadvantages of a freelance service contract:
WU is not obliged to continue to pay remuneration, for example in the event of illness.
No entitlement to paid vacation leave.
No entitlement to the social benefits granted by WU to its employees (e.g. food vouchers via the Digibon app)
The university collective bargaining agreement does not apply, which is why, for example, there is no salary increase according to the collective bargaining agreement for longer-term employment; no relevant prior work experience is taken into account. This means that freelancers with longer employment are "cheaper" than employees, as the latter are paid a higher amount per credit hour depending on their previous work experience or length of employment.
No valorization of remuneration for teaching activities in line with the annually negotiated increase in collective agreement wages.
The academic staff council is not responsible for freelance employees.
However, employment under a freelance service contract can also have advantages.
Advantages of a freelance service contract:
The chain contract regulation of § 109 Universities Act does not apply. This means that fixed-term freelance service contracts can be consecutive for more than 8 years. In the case of employment under an employment contract, all such periods of employment must be added together. After a total of 8 years, it is no longer possible to work at WU under a fixed-term lecturer contract, as otherwise a permanent contractual relationship would exist. Since permanent contracts as external lecturers are - at least currently - not practiced at WU, this means a de facto employment ban at WU for those affected, unless there is the possibility of permanent employment as a senior lecturer.
It is possible to be represented by suitable persons without prior notification to or approval by WU.
WU has no or only a very limited right to issue instructions.
Tabular overview:
Freelance service contract | Employment contract | |
Continued payment in the event of illness | NO | YES |
Paid vacation | NO | YES |
Food vouchers | NO | YES |
Application of the collective bargaining agreement | NO | YES |
Annual salary adjustment | NO | YES |
Chain contract regulation | NO | YES |
General possibility of representation | YES | NO |
Obligation to follow instructions | NO | YES |
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