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COVID-19: Studie zur finanziellen Lage der Wiener Sozialwirtschaft

Bereits im Sommer 2020 hat die Studie „Auswirkungen der COVID-19 Pandemie auf die soziale Infrastruktur in Österreich“ (Millner et al., 2020) deutlich gemacht, in welchen Bereichen Sozialorganisationen in Österreich aufgrund der pandemiebedingten Einschränkungen sowie der gesetzlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie in ihrer Leistungserstellung stark eingeschränkt waren.

2021 wurden im Rahmen der Studie erneut die Auswirkungen der Krise auf die soziale Infrastruktur beleuchtet. Die Erhebung widmete sich der finanziellen Ist-Situation der Wiener Sozialwirtschaft im Allgemeinen und fokussierte im Besonderen auf die Wiener Trägerorganisationen in den Bereichen „Pflege und Betreuung“, „Behindertenarbeit, Mobilität und Beratung“ sowie „Betreutes Wohnen“.

Ziel dieser Studie, die im Auftrag des Fonds Soziales Wien (FSW) durchgeführt wurde, war eine Bestandsaufnahme der sozialen Infrastruktur hinsichtlich der Versorgung mit sozialen Dienstleistungen aus betriebswirtschaftlicher Sicht, um etwaige entstehende Lücken durch einen möglichen Ausfall von Organisationen frühzeitig erkennen und gegebenenfalls Maßnahmen ergreifen zu können.

Im Juni 2021 wurde dazu ein Online-Fragebogen an 168 Wiener Trägerorganisationen des Fonds Soziales Wien (FSW) ausgesandt, die eine bereinigte Rücklaufquote von 58% erzielte. Ergänzend und vertiefend wurden zehn qualitative Interviews mit GeschäftsführerInnen von Wiener Sozialorganisationen durchgeführt.

Bei beiden Befragungen standen die aktuellen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf Organisationen, d. h. konkret deren wirtschaftliche und finanzielle Betroffenheit, deren Reaktionen und ergriffenen Maßnahmen, sowie die in Anspruch genommenen COVID-19-Unterstützungsmaßnahmen auf Bundes- als auch Wiener Landesebene im Fokus.

Die Kernergebnisse der Studie zur finanziellen Lage der Wiener Sozialwirtschaft zeigen, dass die bisherigen Unterstützungsmaßnahmen die negativen wirtschaftlichen und finanziellen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie abfedern konnten und so das Leistungsangebot der Organisationen stabil gehalten werden konnte. Keine Entspannung gibt es bei der Belastung des Personals, worunter vor allem die Motivation der MitarbeiterInnen leidet.

Konkret zeigen sich folgende Effekte:

  1. Insgesamt überwiegen die negativen wirtschaftlichen Auswirkungen.
    Insgesamt gaben rund zwei Drittel der befragten Organisationen an, dass die COVID-19-Pandemie negative Auswirkungen auf ihre Tätigkeit hat, zugleich berichtete ein knappes Drittel, keine wirtschaftlichen Auswirkungen zu spüren (30 %) oder sogar wirtschaftlich positiv (3 %) betroffen zu sein.

  2. Die Auswirkungen unterscheiden sich zum Teil erheblich zwischen den Bereichen.
    Im Bereich Pflege und Betreuung gab es vergleichsweise hohe zusätzliche Personalkosten, Corona-Prämien für MitarbeiterInnen sowie Mehrkosten für Schutzausrüstung waren bzw. sind weitere pandemiebedingte Kostenfaktoren. Am stärksten von Erlösentgängen betroffen war im Vergleich dazu der Bereich Behindertenarbeit, Mobilität und Beratung.

  3. Die Unterstützungsmaßnahmen können die negativen Auswirkungen bisher gut kompensieren, die Liquiditätsreserven nehmen jedoch ab.
    Die befragten Organisationen gaben an, dass die unterschiedlichen Maßnahmen auf Bundes- sowie Landesebene gut gegriffen haben. Dennoch fällt auf, dass die Einschätzungen der Organisationen zu ihren Liquiditätsreserven von 2020 auf 2021 pessimistischer geworden sind bzw. die Reserven generell geringer geworden sind.

  4. Gesamt betrachtet erweist sich die wirtschaftliche und finanzielle Situation der Trägerorganisationen somit als stabil.
    Auf Basis der Erhebung liegt keine Indikation vor, dass Wien einen substanziellen Ausfall von Trägerorganisationen und damit ein Wegbrechen von sozialen Dienstleistungsangeboten befürchten müsste. Die soziale Infrastruktur ist aus wirtschaftlicher bzw. finanzieller Sicht zum Erhebungszeitpunkt als stabil einzustufen.

  5. Die COVID-19-Pandemie erweist sich als Innovationstreiber.
    Rund 39 % der Organisationen gaben an, im Bereich der Innovationsfähigkeit von den Auswirkungen der Krise profitiert zu haben. Am stärksten hat hiervon der Bereich Behindertenarbeit, Mobilität und Beratung profitiert, am geringsten der Bereich Betreutes Wohnen.

  6. Beim Personal hingegen hinterlässt die Pandemie deutliche Spuren.
    Generell ist die Belastung des Personals unter diesen Rahmenbedingungen als hoch einzustufen. So gaben 59 % der befragten Organisationen an, dass die Motivation der MitarbeiterInnen in der Pandemie gelitten hat.

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Die gesamte Studie zum Download

Kontakt

Dr.rer.soc.oec. Reinhard Millner

Reinhard Millner

Bereichsleiter, Senior Researcher
Aufgaben: Mitgründer des Social Entrepreneurship Centers. Forschungs- und Lehrschwerpunkte: Stiftungen, Social Entrepreneurship, Social Return on Investment, Corporate Social Responsibility, Kooperationsformen zwischen NPO, Markt und öffentlichem Sektor