Analyse von Wiener Sozialunternehmen mit Fokus auf Integration von Geflüchteten
Auch wenn die mediale Aufmerksamkeit zuletzt zurückgegangen ist: die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt bleibt eine zentrale Herausforderung. In den letzten Jahren haben sich daher auch immer mehr Sozialunternehmer*innen dieser Aufgabe angenommen. Doch wie gut funktioniert Sozialunternehmertum in diesem Feld? Was machen Sozialunternehmer*innen anders? Welche Innovationen bringen sie auf den Weg und mit welchen Schwierigkeiten haben sie zu kämpfen?
In der Studie Sozialunternehmen im Integrationsbereich - Eine Analyse der Potentiale und Herausforderungen in der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten in Wien beleuchten Peter Vandor, Reinhard Millner, Camilla Mittelberger und Lukas Weissinger die Arbeit von Wiener Sozialunternehmer*innen im Kontext der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten und diskutieren Potentiale, Herausforderungen und Handlungsempfehlungen für die Stadtpolitik.
Die Studie untersuchte welchen Beitrag Sozialunternehmer*innen in Wien bei der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten leisten können und gibt Einblick in deren Angebote, Innovationen, Beziehungen und Herausforderungen. Neben einer ausführlichen Analyse der einschlägigen Fachliteratur wurden dazu 15 leitfadenbasierte Interviews mit Gründer*innen und Geschäftsführer*innen von Wiener Sozialunternehmen geführt und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Die Ergebnisse zeigen, dass Sozialunternehmer*innen vielfältige Zugänge zur Unterstützung der Geflüchteten am Arbeitsmarkt wählen, die von der Vorbereitung für den Arbeitsmarkteinstieg, über Vermittlungskonzepte, bis hin zu langfristiger Begleitung der vermittelten Personen nach Arbeitsbeginn reichen.
Viele Sozialunternehmen setzen in ihrer Arbeit auf innovative und wirkungsvolle Elemente, die durch unterschiedliche Preise und Auszeichnungen honoriert wurden. Die Unabhängigkeit von Fördergeber*innen dank Einkünften aus dem Verkauf von Produkten und Dienstleistungen ermöglicht die schnelle Reaktion auf sich verändernde Bedürfnisse der Zielgruppe. Dies ermöglicht vielfach ein äußert spezialisiertes, auf bestimmte Zielgruppen zugeschnittenes Angebot (beispielsweise hochqualifizierte Geflüchtete).
Die gute Zusammenarbeit mit Akteur*innen der öffentlichen Hand und des Sozialsektors ist ausschlaggebend für den Erfolg der Organisationen. Die Analyse der qualitativen Interviews zeigt, dass ein hoher Grad an Vernetzung im Ökosystem besteht. Auch aufgrund des spezialisierten Angebots werden Personen der Zielgruppe häufig an andere, passendere Anlaufstellen verwiesen. Im Aufnahmeprozess für Arbeitstrainings, Weiterbildungen oder Lehre sowie im Rekrutierungsprozess von neuen Angestellten greifen die Organisationen häufig auf das Netzwerk zurück. Manche Organisationen wünschen sich jedoch eine stärkere Einbindung bei der Entwicklung von öffentlichen Strategien zur Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten und eine priorisierte Vergabe von öffentlichen Aufträgen an Sozialunternehmen.
Als große Schwierigkeit für die Organisationen und die Zielgruppe werden die rechtlichen Rahmenbedingungen rund um Asyl und Zugang zum Arbeitsmarkt beschrieben. Die Tatsache, dass während des Asylverfahrens praktisch kein Zugang zum Arbeitsmarkt besteht, wird als integrationshemmend kritisiert. Einige Gründer*innen und Geschäftsführer*innen der Sozialunternehmen beklagen zudem, dass das Fehlen einer Rechtsform für Sozialunternehmen und das mangelnde Bewusstsein für den Sektor ihre Arbeit erschweren.
Angesichts der besonderen Leistungen und Herausforderungen der Wiener Sozialunternehmer*innen im Bereich der Integration von Geflüchteten, lassen sich verschiedene Potentiale und Empfehlungen aus den Studienergebnissen ableiten:
Sozialunternehmen können als „Innovationslabor“ der Stadt dienen und helfen, innovative Lösungsansätze im Bereich der Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten zu entwickeln.
Sozialunternehmen sind als Umsetzungspartner*innen der Stadt gut positioniert, um qualitativ hochwertige Integrationsdienstleistungen zu erbringen.
Sozialunternehmen vermitteln in manchen Fällen bereits geschultes Personal mit Fluchthintergrund als Mitarbeiter*innen an die Stadt Wien. Dieses Engagement kann stark ausgeweitet werden.