Austrian Social Enterprise Monitor (ASEM) 2021/2022
Der Austrian Social Enterprise Monitor 2021/2022 war die bislang größte und erste internationale Studie zu Sozialunternehmen in Österreich und präsentierte dazu neue Befunde und Fakten:
15 Fakten zu Sozialunternehmen in Österreich
1...verfolgen soziale und ökologische Ziele. Gesundheit, die Reduktion gesellschaftlicher Ungleichheiten, menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum sowie Bildung sind die am häufigsten genannten Sustainable Development Goals. Mehr als die Hälfte (52,3 %) verfolgt aber auch oder ausschließlich ökologische Zielsetzungen, unter anderem im Bereich des Klimaschutzes.
2...sind gemeinwohlorientiert. Über 92,0 % der Sozialunternehmen, die eine Aussage über ihre Gewinnverteilung treffen konnten, setzen ihre Gewinne überwiegend bis ausschließlich für den gesellschaftlichen Zweck ihrer Organisation ein
3...nehmen ihre Wirkungen ernst. 92,5 % führen Wirkungsmessungen durch oder planen sie in naher Zukunft.
4...sind zur Hälfte Startups. 51,2 % der Sozialunternehmen wurden in den letzten zehn Jahren gegründet, 34,9 % befinden sich in den frühen Stadien der Entwicklung („Seed-“, „Startup-“ oder „frühe Entwicklungsphase“).
5...sind häufig innovativ und überraschend technologieaffin. 84,9 % haben ihre Organisation mit einer Innovation gegründet, 72,9 % planen für das kommende Jahr die Entwicklung neuer Angebote und Prozesse. Überraschend: mehr als die Hälfte setzen in ihrer Arbeit neue Technologien ein: von Apps und Plattformen bis künstlicher Intelligenz und virtueller Realität.
6...wählen unterschiedliche Rechtsformen. Die meisten gründen Vereine (46,9 %), GmbHs (35,3 %) oder Einzelunternehmen (12,0 %). Jedes neunte Sozialunternehmen kombiniert unterschiedliche Rechtsformen, um die dualen Ziele der Organisation bestmöglich abzubilden.
7...sind in allen Bundesländern vertreten. Am häufigsten in Wien (54,5 %), der Steiermark (11,4 %), Niederösterreich (11,4 %) Oberösterreich (9,8 %) und Vorarlberg (4,1 %).
8...sind weiblich. Mehr als drei Viertel der Gründungsteams sind weiblich oder geschlechtergemischt. 50,8 % der Führungskräfte und 46,0 % der Gründer:innen in Sozialunternehmen sind Frauen. Sie sind somit in Sozialunternehmen wesentlich stärker repräsentiert als in kommerziellen Startups oder börsennotierten und staatsnahen Unternehmen.
9...kombinieren unterschiedliche Einnahmequellen. 12,8 % der Unternehmen erzielen sämtliche Einnahmen durch Marktaktivitäten und 17,8 % der Unternehmen sind vollständig auf Nicht-Markteinnahmen angewiesen – die meisten (69,4 %) finanzieren sich aus beiden Einkommensquellen.
10...sind wichtige und inklusive Arbeitgeber:innen: Sie beschäftigen im Schnitt 72,4 Personen (Vollzeitäquivalente, Median: 5 Personen). In Summe beschäftigten allein die an der Umfrage teilnehmenden Sozialunternehmen 18.640 Personen. Knapp zwei Drittel beschäftigen Menschen mit verschiedenen ethnischen Hintergründen, über ein Drittel Menschen mit Behinderungen.
11...haben während COVID-19 viel geleistet – und hatten auch selbst zu kämpfen. 64,0 % konnten ihren Zielgruppen oder anderen Sozialunternehmen während der Krise helfen, indem sie Angebote digitalisierten, neue Angebote entwickelten oder Ressourcen geteilt haben. 15,6 % berichten jedoch, dass sie selbst zu stark ökonomisch betroffen waren, um anderen zu helfen.
12...sind finanziell gefordert. Lediglich 24,4 % wiesen im letzten Jahr Gewinne aus, 21,0 % schrieben im zweiten COVID-19-Pandemiejahr Verluste. In frühen Phasen der Organisationsentwicklung sind Verluste noch häufiger.
13...sind mit vielen Hürden konfrontiert. Befragte nennen komplexe Förderstrukturen, fehlende private und öffentliche Finanzierung, fehlende öffentliche Wahrnehmung und Personalmangel als größte Hürden ihrer Arbeit.
14...fühlen sich von der Politik unzureichend unterstützt. Lediglich 7,4 % sind zufrieden oder sehr zufrieden mit der politischen Unterstützung für Sozialunternehmen. Dieser Wert ist auch im internationalen Vergleich niedrig: Österreich steht hier unter den 13 verglichenen Ländern nur an der elften Stelle.
15...haben dennoch große Pläne: Fast 90,0 % planen die Weiterentwicklung oder Ausweitung ihres Angebots durch Neuproduktentwicklung, Kooperation, Marketing oder geographische Expansion. Mehr als die Hälfte (51,5 %) plant dafür in den nächsten zwölf Monaten den Personalstand zu erhöhen.