Forschung

Quo vadis, Business School?

17. September 2024

Wirtschaftshochschulen stehen vor großen Herausforderungen – und brauchen neue Strategien für die Zukunft.

In einem aktuellen Paper gibt Bodo Schlegelmilch, Gründer und derzeitiger Leiter der WU Executive Academy, Impulse für eine Erneuerung.

Wirtschaftshochschulen – auf Englisch schlicht „business schools“ genannt – können auf eine lange Erfolgsgeschichte zurückblicken: Die meisten von ihnen wurden Ende des 19. oder Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet (die WU etwa im Jahr 1898) und konnten seither nicht nur stetiges Wachstum verzeichnen, sondern auch wichtige Impulse für die Entwicklung der weltweiten Wirtschaft geben.

Schlegelmilch

Bodo Schlegelmilch

In den letzten Jahren mehren sich allerdings die Anzeichen einer Trendumkehr: „Es gibt immer mehr und immer lautere Stimmen, die fragen, welche gesellschaftliche Legitimität Wirtschaftshochschulen heute noch haben“, sagt Bodo Schlegelmilch von der WU Wien. Er ist nicht nur emeritierter Professor für Global Marketing Strategy, sondern auch Gründer der WU Executive Academy und derzeit ihr interimistischer Leiter. Er hat sich also aus den verschiedensten Perspektiven mit der Materie befasst – und kennt die vielen Kritikpunkte an Wirtschaftshochschulen: Etwa dass die Curricula immer weniger mit der realen Wirtschaftswelt zu tun hätten, dass es ihren Forschungsleistungen oft an praktischer Relevanz mangle und – in den letzten Jahren zunehmend – dass Business Schools die gesellschaftliche Vormacht von Konzernen festigen und damit Umweltzerstörung und materielle Ungleichheit befördern. „Diese Kritikpunkte muss man ernst nehmen“, sagt Bodo Schlegelmilch. „Sie deuten darauf hin, dass Wirtschaftshochschulen sich strategisch erneuern müssen.“

Wie so eine Erneuerung gestaltet werden könnte, hat Schlegelmilch in einem Paper skizziert, das vor kurzem im renommierten Journal of Marketing Education erschienen ist. Darin führt er aus, dass tiefgreifende gesellschaftliche, technologische und demografische Entwicklungen Veränderungen bei Business Schools erfordern, damit diese ihre Relevanz bewahren können. Mit Blick auf die Zukunft sei es also unumgänglich, die Strategie von Wirtschaftshochschulen neu zu denken. Laut Schlegelmilchs Analyse kann eine Business School dabei grundsätzlich drei Wege verfolgen: Sie kann der Forschung, der Lehre oder der gesellschaftlichen Verantwortung Priorität einräumen.

„Den meisten Business Schools gelingt es nicht, einem dieser drei Bereiche eine klare Vorrangstellung zu geben. Stattdessen verteilen sie ihre Bemühungen und erreichen am Ende nur mittelmäßige Leistungen in allen drei Bereichen“, erklärt der Leiter der WU Executive Academy. Ob eine Hochschule die Qualität der Lehre, die Exzellenz der Forschung oder die gesellschaftliche Relevanz in den Vordergrund stellt, hänge davon ab, welche Ressourcen und Kompetenzen ihr zur Verfügung stehen. Nur wenige Top Business Schools haben die Ressourcen, in allen drei Bereichen exzellent zu sein.

„Für viele Wirtschaftshochschulen besteht aus strategischer Sicht dringender Handlungsbedarf. Gegenwärtig lässt sich allerdings beobachten, dass Änderungen eher langsam und schrittweise passieren und mehr symbolischen als substanziellen Charakter haben“, warnt Bodo Schlegelmilch. „Wenn sie ihre Strategie und ihre Rolle in unserer Gesellschaft nicht klar definieren, werden Business Schools in Zukunft mit noch größeren Legitimationsproblemen zu kämpfen haben.“

Detaillierte Studienergebnisse und weiterführende Informationen

Schlegelmilch, B. B. (2024). Enhancing Legitimacy: A Pathway to Strategy Renewal of Business Schools. Journal of Marketing Education, 1. Vorzeitige Online-Publikation.

Link zur Studie

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