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Buy now, pay later? Neue Daten zu Jugendverschuldung

25. März 2024

Immer mehr junge Menschen geben Geld aus, das sie nicht haben.

Jugendverschuldung war das Thema einer Veranstaltung an der WU Wirtschaftsuniversität Wien, bei der neue Zahlen zu diesem Thema präsentiert wurden. Sie machen deutlich, dass Finanzbildung möglichst früh ansetzen sollte.

Etwa zwei Drittel der befragten 18-Jährigen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland hatten in ihrem Leben bereits Schulden: 12 Prozent haben schon Erfahrungen mit verspäteten Zahlungen oder Ratenzahlungen beim Kauf auf Pump gemacht. Bei rund 27 Prozent ist es wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich, dass sie zukünftig gelegentlich ihr Konto überziehen werden. Und 10 Prozent gaben an, Schulden bei ihrer unmittelbaren Familie zu haben.

Barbara Dunkl

WU Forscherin Barbara Dunkl

Das sind die ersten Ergebnisse eines Forschungsprojekts von WU Forscherin Barbara Dunkl, für das sie 1.967 Jugendliche am Übergang in die Volljährigkeit befragt hat: „Der Trend hin zu ‚buy now, pay later‘ spiegelt sich in den Daten wider“, fasst sie zusammen. „Sie zeigen, dass auch junge Menschen schon mit Verschuldungssituationen konfrontiert sind. Jugendliche sollten dementsprechend gut darauf vorbereitet werden, damit sie mit Verschuldung gut umgehen – und Überschuldung vermeiden können.“

Vergangene Woche hat Barbara Dunkl diese alarmierenden Zahlen bei einer Veranstaltung des WU Zentrums für Finanzbildung präsentiert. Unter dem Motto „So jung und schon verschuldet?“ diskutierte das Podium, wie diesem Trend entgegengewirkt werden kann. Ein Hauptproblem sei, dass Jugendliche mit dem Begriff „Schulden“ wenig anfangen können, meinte Bettina Fuhrmann, Leiterin des WU Instituts für Wirtschaftspädagogik: „Sie denken, dass nur große Geldbeträge Schulden sein können. Aber Schulden sind natürlich jeder Geldbetrag, den ich mir ausborge und zurückzahlen muss. Und bereits 40 Prozent der 13- bis 15-Jährigen geben an, sich schon einmal Geld von Freunden ausgeborgt zu haben. Manche tun das sogar täglich.“

Deshalb betonte Bettina Fuhrmann die Bedeutung von Finanzbildung in der Schule. Forschungsergebnisse zeigen, dass der Umgang mit Geld hauptsächlich im familiären Umfeld gelernt wird. In manchen Familien würden dazu aber schlechte Voraussetzungen herrschen: „So entsteht auch beim kompetenten Umgang mit Geld Chancenungleichheit.“

Prahlen mit roten Zahlen

Auch Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm, die gemeinsam mit dem Finanzminister im Vorjahr eine Kampagne gegen Jugendverschuldung gestartet hat, besuchte die Veranstaltung und sprach die Grußworte: „Wenn online mit der eigenen Schuldenhöhe geprahlt wird, dann ist das schwer bedenklich. Das passiert aber derzeit durch Trends wie ‚buy now, pay later‘“, sagte die Staatssekretärin. „Jede Initiative, die sich für mehr Finanzbildung stark macht, ist in dieser Hinsicht hilfreich und wichtig. Wir müssen vom Kindesalter weg niederschwellig informieren.

Einen Einblick aus der Praxis gab Gudrun Steinmann von der FSW Schuldenberatung Wien in einem Impulsvortrag: „Jede fünfte Person, die zu einer staatlich anerkannten Schuldenberatung kommt, ist jünger als 30 Jahre“, schilderte sie die aktuelle Situation. Die Verlockungen, die gerade junge Menschen in die Schuldenfalle tappen lassen, seien allgegenwärtig: „Online-Shopping, Ratenzahlungen und Konsumkredite machen es jungen Menschen sehr leicht, mehr Geld auszugeben, als sie tatsächlich haben.“

Dank der Studie von WU Forscherin Barbara Dunkl liegen demnächst belastbare Zahlen zum Ausmaß des Problems vor: Derzeit ist Dunkl mit den weiteren Auswertungen beschäftigt, die finalen Ergebnisse ihrer Studie zur Jugendverschuldung sollen im Lauf dieses Jahres veröffentlicht werden.

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