Forschung

Armutsgefährdung von Frauen in Österreich

14. Februar 2024

Karin Heitzmann, WU Forscherin und Leiterin des Forschungsinstituts Economics of Inequality über verstärkte Armutsgefährdung von Frauen

Ein Blick in die aktuelle Statistik zeigt, dass das Armutsgefährdungsrisiko für Frauen (ab 18 Jahren) im Jahr 2021 bei 14% und für Männer (ab 18 Jahren) bei 13% liegt (Statistik Austria 2023). Allerdings wird die Armutsgefährdung von Frauen durch die Art der Armutsmessung verschleiert. Die Armutsgefährdung, die im Wesentlichen niedrige Einkommen in Österreich im Jahr 2021 widerspiegelt, wird nämlich auf Haushaltsebene und nicht auf individueller Ebene gemessen. Dabei wird unterstellt, dass die Einkommen innerhalb eines Haushalts gleich verteilt sind. Das bedeutet, dass entweder alle Haushaltsmitglieder von Armut betroffen sind oder keines. Nur wenn aus einem Paarhaushalt, z.B. durch Scheidung, zwei werden, werden die Einkommen der beiden Personen getrennt erfasst.

Ein Blick in die Einpersonenhaushalte gibt Aufschluss

Einen deutlicheren Hinweis auf die höhere Armutsbetroffenheit von Frauen liefert daher die Analyse von Einpersonenhaushalten. Aus den entsprechenden Kennzahlen lässt sich zunächst ableiten, dass Einpersonenhaushalte generell höhere Armutsgefährdungsquoten aufweisen als Mehrpersonenhaushalte. Darüber hinaus ist der Unterschied zwischen Männern (21%) und Frauen (25%) in Einpersonenhaushalten ohne Pensionsbezug mit 4 Prozentpunkten bereits deutlich ausgeprägt. In Haushalten mit Pensionsbezug bleibt das Armutsrisiko für alleinstehende Frauen mit 26% hoch, während es für alleinstehende Männer auf 17% sinkt: Die Differenz von 9 Prozentpunkten macht deutlich, dass Armut vor allem im Pensionsalter weiblich ist (Statistik Austria 2023).

Die Gründe

Der Grund für die höhere Armutsbetroffenheit von Frauen liegt in den typischen weiblichen und männlichen Lebensverläufen im konservativen österreichischen Wohlfahrtsstaat. Frauen sind zwar im Durchschnitt besser ausgebildet als Männer, verdienen aber weniger, haben häufiger Erwerbsunterbrechungen und/oder sind häufiger teilzeitbeschäftigt, was sich in deutlich geringeren Pensionsleistungen niederschlägt. Der wesentliche Grund für die Benachteiligung in der Erwerbsarbeit und bei der Pension ist die informelle Betreuungsarbeit von Frauen - und deren mangelnde Berücksichtigung in der Sozialversicherung. Studien zeigen, dass der Anteil der unbezahlten Arbeit, insbesondere der Care-Arbeit, bei Frauen deutlich höher ist als bei Männern (Statistik Austria 2024). Und da diese Ungleichheiten in den typischen Lebensverläufen von Frauen und Männern nicht nur durch den Sozialstaat und seine Ausgestaltung reproduziert, sondern auch durch konservative Einstellungen bis heute tradiert werden, dürfte sich an der höheren Armutsgefährdung von Frauen auch in Zukunft wenig ändern...

Quellen

Statistik Austria, Tabellenband EU-SILC 2022: Einkommen, Armut und Lebensbedingungen, Wien 2023. Statistik Austria, Zeitverwendung,Url: www.statistik.at/statistiken/bevoelkerung-und-soziales/zeitverwendung (abgerufen 12.02.2024).

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