Der Arbeitsmarkt der Zukunft: Sind Roboter die Lösung, nicht das Problem?
Eine neue Studie der WU Wien zeigt, dass Automatisierung ein Ausweg aus dem demographischen Wandel sein kann.
Einerseits haben Menschen Angst davor, dass Roboter uns die Arbeitsplätze wegnehmen werden und die Zukunft durch Massenarbeitslosigkeit geprägt ist. Andererseits lesen wir täglich in der Zeitung darüber, dass die Bevölkerung altert und Arbeitskräftemangel vorherrscht. Wie kann man diese scheinbar widersprüchlichen Ängste erklären?
Weniger Arbeitskräfte führen zu mehr Automatisierung
Klaus Prettner und Ana Lucia Abeliansky vom WU Department of Economics zeigen in einer neuen Studie, dass der demographische Wandel eine entscheidende Triebfeder der Automatisierung ist. Länder mit besonders niedrigem Bevölkerungswachstum haben gleichzeitig die höchste Dichte an Industrierobotern pro Arbeitskraft. Jeder Rückgang des Bevölkerungswachstums um ein Prozent erhöht das Wachstum der Roboterdichte um zwei Prozent. Der Arbeitskräftemangel sorgt also gewissermaßen für die höheren Investitionen in die Automatisierung, die wiederum nötig ist um den Arbeitskräftemangel zumindest teilweise zu kompensieren. Die Automatisierung trägt also zumindest in dieser Dimension zur Lösung eines Problems bei und sollte daher nicht per se selbst als Problem gesehen werden.
Neuer theoretischer Ansatz
Zur Erklärung dieser empirischen Resultate schlagen die Forscher einen einfachen theoretischen Rahmen für die Produktion im Zeitalter der Automatisierung vor und wenden diesen auf Länder an, die einem rückläufigen Bevölkerungswachstum ausgesetzt sind. In ihrem Modell führen sie Automatisierung als einen neuen Produktionsfaktor ein, der im Produktionsprozess den Eigenschaften der Arbeit ähnelt, während die entsprechenden Roboter, 3D-Drucker und smarte Algorithmen aber im Eigentum der Kapitaleigner stehen. Ein geringeres Bevölkerungswachstum stärkt in diesem Rahmen den Anreiz in Automatisierung zu investieren.
Politische Implikationen
Länder die mit erheblichen demografischen Herausforderungen konfrontiert sind, werden die ersten sein, die neue Automatisierungstechnologien erfinden und einführen. Dies wiederum könnte ihnen helfen, einige der negativen Auswirkungen zu überwinden, die das rückläufige Bevölkerungswachstum und der demographische Wandel für den wirtschaftlichen Wohlstand bedeuten.
Über Klaus Prettner
Klaus Prettner ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der WU. Er habilitierte 2014 an der Technischen Universität Wien im Fach Mathematische Ökonomik und erhielt einen PhD in Volkswirtschaftslehre 2009 von der Universität Wien.
Klaus Prettner publizierte in Fachzeitschrften wie dem Journal of Monetary Economics, The Economic Journal, Journal of Economic Literature, European Economic Review, Journal of Economic Growth, Research Policy, The BMJ und dem Journal of Health Economics. Seine Forschungsarbeiten wurden zweimal mit dem Young Economist Award der Nationalökonomischen Gesellschaft ausgezeichnet. Er erhielt den EPAINOS Award der European Regional Science Association sowie einen Best Paper Award der Fakultät für Mathematik und Geoinformation der Technischen Universität Wien.
Klaus Prettners Forschungsschwerpunkt liegt in den makroökonomischen Auswirkungen der Automatisierung und der Digitalisierung.
Researcher of the Month
Mit dem „Researcher of the Month“ stellt die WU herausragende Arbeiten von Forscher*innen vor, die mit ihrer Forschung maßgeblich zur Lösung wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und rechtlicher Fragen beitragen. Das monatliche Video „Researcher of the Month“ präsentiert die Arbeit der Forscher*innen und gewährt einen Blick hinter die Kulissen der vielfältigen WU-Forschung.
Weiterführende Informationen
Klaus Prettner und seine Forschung im Film
Ana Lucia Abeliansky, Klaus Prettner: Population Growth and Automation Density: Theory and Cross-Country Evidence, abrufbar unter https://research.wu.ac.at/files/19013426/wp315.pdf