Management

Was der Handel gegen Lebensmittelverschwendung tun kann

09. Jänner 2023

Welt­weit wer­den jähr­lich 1,3 Mil­li­ar­den Ton­nen ess­ba­rer Le­bens­mit­tel ver­schwen­det – rund 35 Pro­zent der pro­du­zier­ten Le­bens­mit­tel ent­lang der ge­sam­ten Sup­ply Chain von der Pro­duk­ti­on bis zu den Kon­su­ment*innen. WU-​Forscher Ge­rald Rei­ner (Lei­ter des In­sti­tuts für Pro­duk­ti­ons­ma­nage­ment) forscht mit sei­nem Team zur Le­bens­mit­tel­ver­schwen­dung und wie diese durch die Han­dels­ebe­ne ver­mie­den wer­den kann. Für seine For­schung zeich­net die WU Ge­rald Rei­ner als Re­se­ar­cher of the Month aus.

In sei­nen Stu­di­en zeigt Rei­ner, dass Le­bens­mit­tel­ver­schwen­dung meh­re­re Ur­sa­chen haben kann:

  • Über­pro­duk­ti­on auf­grund un­ge­nau­er Ab­satz­pro­gno­sen und An­nah­men über das Ver­hal­ten der Kund*innen, die häu­fig die „neu­es­ten“ Pro­duk­te mit den am wei­tes­ten in der Zu­kunft lie­gen­den Ab­lauf­da­ten aus­wäh­len.

  • In­ef­fi­zi­en­te La­ger­hal­tung und Trans­por­te. Diese ver­ur­sa­chen wei­te­re Kos­ten, hö­he­re CO²-​Emissionen und mehr Ab­fäl­le.

  • Er­höh­te Pro­dukt­an­for­de­run­gen so­wohl von Ein­zel­han­dels­un­ter­neh­men als auch von Kun­den: Die nicht per­fekt ge­form­ten Ka­rot­ten in ein­heit­li­cher Größe und Farbe blei­ben eben­so ein La­den­hü­ter wie die Ba­na­nen mit brau­nen Stel­len.

Die Ur­sa­chen und ihre Aus­wir­kun­gen un­ter­schei­den sich je nach Pro­dukt­ka­te­go­rie und Art der Ge­schäf­te – große Su­per­märk­te be­nö­ti­gen etwa an­de­re Pro­zes­s­in­no­va­tio­nen als ein klei­ner Laden.

Pro­jekt AP­PE­TI­TE

In­itia­ti­ven zur Ver­mei­dung von Le­bens­mit­tel­ver­schwen­dung exis­tie­ren, sie fo­kus­sie­ren aber sel­ten auf Prä­ven­ti­on. Ge­sell­schaft­lich stellt dies ein im­menses ethi­sches und öko­lo­gi­sches Pro­blem dar, weil noch ver­wert­ba­re Le­bens­mit­tel ver­lo­ren gehen und zu­gleich die Zahl der Men­schen, die an Hun­ger lei­den, steigt. Le­bens­mit­tel­ver­schwen­dung muss des­halb durch Prä­ven­ti­on und den in­te­grier­ten Ein­satz fort­schritt­li­cher da­ten­ba­sier­ter Tech­no­lo­gien re­du­ziert wer­den. Hier setzt das noch bis 2025 lau­fen­de For­schungs­pro­jekt AP­PE­TI­TE an.

Die Op­ti­mie­rung der Lie­fer­ket­te und der ver­bes­ser­te Ab­gleich von An­ge­bot und Nach­fra­ge sind die bes­ten Wege, um Le­bens­mit­tel­ver­schwen­dung zu ver­mei­den. Prä­ven­tiv wir­ken etwa un­ab­hän­gi­ge Platt­for­men zur Ab­stim­mung von An­ge­bot und Nach­fra­ge, die die re­le­van­ten Lieferketten-​Partner*innen ko­or­di­nie­ren.
Das Ziel von AP­PE­TI­TE ist es, die Le­bens­mit­tel­ver­schwen­dung bis 2030 um 10 Pro­zent zu re­du­zie­ren. Durch Künst­li­che In­tel­li­genz ge­steu­er­te Prognose-​, Simulations-​ und Op­ti­mie­rungs­me­tho­den hel­fen dabei, Pro­zes­se trans­pa­ren­ter zu ge­stal­ten und Kos­ten durch Über­be­stän­de und Fehl­men­gen zu ver­rin­gern.

Über Ge­rald Rei­ner

Ge­rald Rei­ner ist or­dent­li­cher Pro­fes­sor für Ope­ra­ti­ons Ma­nage­ment am In­sti­tut für Pro­duk­ti­ons­ma­nage­ment an der WU Wien und Lei­ter des In­sti­tuts für Pro­duk­ti­ons­ma­nage­ment sowie aka­de­mi­scher Lei­ter des MSc Sup­ply Chain Ma­nage­ment. Er pro­mo­vier­te und ha­bi­li­tier­te sich in Be­triebs­wirt­schafts­leh­re an der Wirt­schafts­uni­ver­si­tät Wien. Von 2007 bis 2014 war er or­dent­li­cher Pro­fes­sor für Pro­duk­ti­ons­ma­nage­ment und Lo­gis­tik an der Uni­ver­si­tät Neuchâtel (Schweiz). Von 2014 bis 2018 war er or­dent­li­cher Pro­fes­sor für Pro­duk­ti­ons­ma­nage­ment und Lo­gis­tik und Lei­ter des In­sti­tuts für Produktions-​, Energie-​ und Um­welt­ma­nage­ment an der Uni­ver­si­tät Kla­gen­furt. Seine For­schungs­in­ter­es­sen um­fas­sen Pro­duk­ti­ons­ma­nage­ment und -​planung, Sup­ply Chain Ma­nage­ment und -​planung, zir­ku­lä­re Sup­ply Chains, hu­ma­ni­tä­re Lo­gis­tik sowie di­gi­ta­le Pro­duk­ti­on (In­dus­trie 5.0).

Ge­rald Rei­ner ver­öf­fent­lich­te Ar­ti­kel in in­ter­na­tio­na­len Fach­zeit­schrif­ten, dar­un­ter Pro­duc­tion and Ope­ra­ti­ons Ma­nage­ment, In­ter­na­tio­nal Jour­nal of Pro­duc­tion Eco­no­mics und Jour­nal of In­dus­tri­al Eco­lo­gy.

Ge­rald Rei­ner wurde u.a. mit dem Eme­rald Out­stan­ding Paper Award und dem In­ter­na­tio­nal So­cie­ty for In­ven­to­ry Re­se­arch (ISIR) Ser­vice Award aus­ge­zeich­net.

Re­se­ar­cher of the Month

Mit dem „Re­se­ar­cher of the Month“ stellt die WU her­aus­ra­gen­de Ar­bei­ten von For­scher*innen vor, die mit ihrer For­schung maß­geb­lich zur Lö­sung wirt­schaft­li­cher, ge­sell­schaft­li­cher und recht­li­cher Fra­gen bei­tra­gen. Das mo­nat­li­che Video „Re­se­ar­cher of the Month“ prä­sen­tiert die Ar­beit der For­scher*innen und ge­währt einen Blick hin­ter die Ku­lis­sen der viel­fäl­ti­gen WU-​Forschung.

Wei­ter­füh­ren­de In­for­ma­tio­nen

Chris­toph Tel­ler, Chris­ti­na Hol­weg, Ge­rald Rei­ner, Her­bert Kotz­ab: Re­tail store ope­ra­ti­ons and food waste. On­line ab­ruf­bar unter https://doi.org/10.1016/j.jcle­pro.2018.02.280

Ge­rald Rei­ner, Emel Ari­kan Ficht­in­ger, Chris­ti­an Fikar: Re­du­cing food waste by re­tail chain sup­ply and store ma­nage­ment. On­line ab­ruf­bar unter https://re­se­arch.wu.ac.at/de/pro­jects/reducing-​food-waste-by-retail-chain-supply-and-store-management-4

FFG-​Forschungsprojekt AP­PE­TI­TE: AI-​driven col­la­bo­ra­ti­ve sup­ply and de­mand matching plat­form for food waste re­duc­tion in the pe­ris­ha­ble food sup­ply chain. https://pro­jek­te.ffg.at/pro­jekt/4141460

Pres­se­kon­takt:
Alex­an­der Vieß
For­schungs­kom­mu­ni­ka­ti­on
Wirt­schafts­uni­ver­si­tät Wien
Tel: + 43-​1-31336-5478
E-​Mail: alex­an­der.viess@wu.ac.at

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