COVID-19
"Prosoziales Verhalten der Bürger*innen in Krisenzeiten"
Dieses Projekt wird durch den Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) über das Projekt COV20-039 finanziert.
Während der COVID-19-Pandemie (April/Mai 2020) befragten wir in Österreich lebende Menschen über ihre Zufriedenheit, ihr prosoziales und gesellschaftliches Verhalten sowie ihre Sorgen und Herausforderungen aufgrund der Krise.
Im Rahmen der WWTF-Veranstaltung „Wien erforscht Corona“ präsentierte Jurgen Willems die wichtigsten Ergebnisse im Überblick.
Österreicher*innen hatten das Gefühl, dass sie anderen im Corona-Lockdown weniger helfen konnten, als im Vergleich zum Jahr vor der Krise, aber fühlten sich dennoch unterstützt von anderen. Dies ist das Ergebnis einer quantitativen Analyse von Umfragedaten, die in den Jahren 2019 und 2020 gesammelt wurden. Die weitere qualitative Untersuchung weist darauf hin, dass social distancing ein Hauptgrund dafür ist, anderen nicht helfen zu können, weil sozialer Kontakt oft als Voraussetzung gesehen wird. Das Gefühl sich von anderen helfen zu lassen –und damit abhängiger von anderen zu sein- steht jedoch in einem negativen Zusammenhang mit der Art und Weise, wie Menschen anderen selbst helfen, sowie mit prosozialem Verhalten und gemeinnütziger Motivation. Darüber hinaus waren Personen, die sich eher von anderen unterstützt fühlten, auch weniger zufrieden mit den Corona-Maßnahmen und der (Nicht-)Einhaltung dieser Maßnahmen durch andere Bürger*innen. Die Präsentation finden Sie hier.
COVID-19 Pandemie in Österreich – Zufriedenheit der Bürger*innen mit Maßnahmen und Kommunikation
Wir bewerten die Zufriedenheit mit verschiedenen Aspekten der COVID-19-Krise 2020 für eine repräsentative Stichprobe von 1798 in Österreich lebenden Befragten. Insgesamt sind in Österreich lebende Menschen zufrieden mit den abgefragten Aspekten der COVID-19 Krise: Sämtliche Mittelwerte liegen im positiven Bereich der Skala (also über 0 auf der Skala von -3 bis +3). Die größte Zufriedenheit zeigen die Befragten mit sich selbst im Umgang mit der von Regierung und Arbeitgeber\*in gesetzten Maßnahmen zur Bewältigung der Krise. Das betrifft sowohl die Umsetzung als auch die Einhaltung der Maßnahmen durch die Befragten. Im Gegensatz dazu ist die Zufriedenheit am geringsten, wenn es um die Befolgung der Maßnahmen durch Nachbarn und andere Bürger\*innen sowie um die Berichterstattung über die Maßnahmen in den österreichischen Medien geht. Die Schichtung nach Geschlecht, Alter, Bundesland, Bildungsabschluss, Beruf oder beruflichem Sektor zeigt geringe, aber keine bedeutenden Unterschiede zwischen den jeweiligen Untergruppen. Die Splittung nach Altersgruppen zeigt, dass je älter die Befragten sind, desto zufriedener sind sie mit der Befolgung der COVIC-19 Maßnahmen durch andere (Mit)Bürger*innen / die Bevölkerung. Mit der Regierung, sowohl hinsichtlich des Umgangs mit der Krise als auch die Kommunikation der Maßnahmen betreffend, sind Selbstständige am wenigsten und Studierende am meisten zufrieden. Zu beachten ist allerdings, dass die Datensammlung vor der zweiten Lockerung der Restriktionen für (kleine) Unternehmen durchgeführt wurde.
Vollständiger Bericht und Daten: https://doi.org/10.31219/osf.io/g8qhf
Die Sicht der Bürger*innen – Persönliche und gesellschaftliche Nachteile
Die Umfrage (482 in Österreich lebende Personen) erhebt in Form von zwei offenen Fragen die Wahrnehmung von persönlichen und gesellschaftlichen Nachteilen in der Zeit des COVID-19 bedingten Shutdowns. Die Daten werden im Hinblick auf Inhalt und Häufigkeit für die Gesamtgruppe sowie geschichtet nach Alter und Geschlecht analysiert. Zielsetzung ist, die direkten sozialen, wirtschaftlichen, ökologischen und politischen Folgen der Krise bzw. der zur Bewältigung gesetzten Maßnahmen zu identifizieren, und für die wissenschaftliche und politische Auseinandersetzung mit Krisensituationen aufzubereiten. Die Ergebnisse zeigen ein gewisses Auseinanderfallen der wahrgenommenen individuellen Nachtteile und der gesellschaftlichen Nachteile: Während als die drei wichtigsten persönlichen Nachteile das Social Distancing, der Alltag in der neuen Situation und die eingeschränkte (Bewegungs)freiheit genannt werden, wird auf gesellschaftlicher Ebene primär der wirtschaftliche Nachteil, Social Distancing und der Bereich Politik | Medien | Gesellschaft genannt.
Vollständiger Bericht und Daten: https://doi.org/10.31219/osf.io/m7r4h
Verschwende keine Krise - Welche COVID-19-induzierten Veränderungen der Arbeitswelt sollten beibehalten werden?
Welche arbeitsbezogenen COVID-19-Änderungen sollten von Dauer sein? Zur Beantwortung dieser Frage wurde eine neun Aspekte umfassende Fragenbatterie in die elfte Welle (12. Juni 2020 - 17. Juni 2020) des Austrian Corona Panel Projects integriert. Dieses groß angelegte Datenerhebungsprojekt der Universität Wien erfasst Stimmungslagen, Einstellungen, Verhaltensweisen und Informiertheit der Bevölkerung und der Veränderungen im Laufe der COVID-19 Krise. Die Fragen in dem von uns analysierten Konstrukt konzentrierten sich darauf, ob die Befragten bestimmte COVID-bezogene Veränderungen im Arbeitsumfeld befürworteten oder ablehnten.
Die Befragten sprechen sich im Allgemeinen dafür aus, bestimmte COVID-bezogene Änderungen im Arbeitskontext beizubehalten, wie z.B. mehr Flexibilität in Bezug auf Home Office, Arbeitszeiten und Teilzeitarbeit. Ebenso finden unbürokratischere und flexiblere Verfahren bei Krankenstand sowie weniger Geschäftsreisen und externe Termine breite Zustimmung. Dies sollte aus Sicht der Befragten jedoch nicht mit mehr Kontrolle durch den/die Arbeitgeber*in einhergehen und auch nicht mit zunehmend verschwindenden Grenzen zwischen Arbeits- und Privatleben. Diese Ergebnisse zeigen vor allem die allgemeinen Herausforderungen für die Zukunft der Arbeit auf, bei der mehr Autonomie und Flexibilität gewünscht wird, jedoch nicht um den Preis, dass die klare Abgrenzung zwischen Beruf und Privatleben verloren geht.
Frauen befürworten die Mehrzahl der COVID-induzierten Veränderungen etwas stärker, als Männer. So sind sie noch stärker dafür, Abstand am Arbeitsplatz zu wahren, weniger Geschäftsreisen durchzuführen und Flexibilität in Bezug auf Teilzeitarbeit und Home Office zu haben.
Bei der Beantwortung einiger Fragen wird auch ein Alterseffekt sichtbar: Jüngere Befragte (unter 45) sprechen sich zwar ebenfalls für eine klare Trennung von Arbeits- und Privatleben, weniger Geschäftsreisen und externe Termine aus, allerdings nicht so vehement wie Befragte über 45.
Unterschiede zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor sind nur schwach ausgeprägt. Abgesehen von der Reduzierung von Geschäftsreisen und externen Terminen sind keine signifikanten Unterschiede zwischen Mitarbeiter*innen des privaten und des öffentlichen Sektors ersichtlich. Dies deutet darauf hin, dass die Herausforderungen in diesen Sektoren ähnlich sind. Dies bedeutet auch, dass öffentliche und private Organisationen in der Gestaltung der Arbeitswelt von morgen voneinander lernen können.
Ergebnisse und Grafiken (in Deutsch und Englisch): https://doi.org/10.6084/m9.figshare.12570623.v2
Mehr dazu finden Sie auf der Austrian Corona Blog-Seite: https://viecer.univie.ac.at/corona-blog/corona-blog-beitraege/blog69/
Re-Investitionen im öffentlichen Sektor; um zukünftige Engpässe zu vermeiden und wirtschaftliche Erholung zu fördern
In einer Debatte mit vier Nobelpreisträgern bei den Lindau Online Science Days fragt Jurgen Willems die renommierten Wissenschafter, ob durch vermehrte (Re-)Investitionen in den öffentlichen Sektor zukünftige Lock Downs vermieden und die Erholung der Wirtschaft angekurbelt werden kann.
Die vollständige Debatte finden Sie hier: https://vimeo.com/433475168/0e5db38c9c