Hintere Außenansicht des D2 Gebäudes

Studie zum gesellschaftlichen und ökonomischen Mehrwert der Delogierungsprävention der Fachstelle für Wohnungssicherung Wien (FAWOS) mittels einer SROI-Analyse.

FAWOS (Fachstelle für Wohnungssicherung) ist eine Einrichtung der Volkshilfe Wien im Auftrag der Stadt Wien. In der Fachstelle für Wohnungssicherung erhalten BewohnerInnen von Privat-, Genossenschafts- und fremdverwalteten Gemeindewohnungen in Wien, die vom Verlust ihrer Wohnung bedroht sind, Beratung und Unterstützung. FAWOS wirkt damit präventiv der zunehmenden Obdachlosigkeit entgegen. Ziel ist die Wohnung für Personen zu sichern, gegen die ein Verfahren zur Räumung der Wohnung beim Bezirksgericht eingebracht wurde. Aufgrund des § 33a MRG 1999 muss das zuständige Bezirksgericht die FAWOS über ein eingebrachtes Verfahren verständigen, die wiederum aktiv Kontakt zu den betroffenen Mieter:innen aufnimmt. In einem persönlichen Gespräch werden dann mit den betroffenen Mieter:innen die rechtliche Situation und soziale Ursachen erörtert. Auf Basis dieses Gesprächs werden Vorschläge für einen Ausweg aus der Krise erarbeitet. Im Jahr 2017 verständigten die Wiener Bezirksgerichte FAWOS über 16.000 Räumungsklagen. Davon fielen etwa 7.000 Verfahren in die Zuständigkeit der FAWOS. Von diesen Fällen wurden ca. 2.000 Mieter:innen beraten und in etwa 87% der Fälle konnte die Wohnung bzw. der Wohnraum gesichert werden[1].

Das Kompetenzzentrum für Nonprofit-Organisationen und Social Entrepreneurship der Wirtschaftsuniversität Wien wurde von der Volkshilfe Wien beauftragt, den gesellschaftlichen Mehrwert der Fachstelle für Wohnungssicherung (FAWOS) für das Jahr 2021 zu evaluieren. Die Analyse erfolgte auf Basis von qualitativen und quantitativen Erhebungen, die von Juli 2022 bis Dezember 2023 durchgeführt wurden. Die Evaluation wurde mittels einer Social Return on Investment (SROI)-Analyse durchgeführt. Das Ziel dieser Analyse ist es, den durch die FAWOS geschaffenen gesellschaftlichen Mehrwert möglichst umfassend zu erfassen und monetär zu bewerten.

Zusammenfassend zeigt die Studie, dass die FAWOS in vielfältiger Weise auf das Leben verschiedenster Gruppen, die mit der FAWOS in Kontakt stehen, sogenannte Stakeholder und Wirkungsbetroffene, wirkt. Der mit Abstand größte gesellschaftliche Mehrwert entsteht für die Klient:innen. Sie haben einen Anteil von 68,38% an den Gesamtwirkungen. Jene Klient:innen, die ohne die FAWOS obdachlos wären, sind die Hauptprofiteure der Arbeit von FAWOS. Der zweitgrößte Mehrwert entsteht für die Kinder der Klient:innen (22,06%), gefolgt von der Stadt Wien, die mit einem Anteil von 5,46% an den Gesamtwirkungen am drittstärksten profitiert.

Insgesamt gab es im Beobachtungszeitraum Investitionen in Höhe von 929.881 Euro. Fördergeber der FAWOS ist die Stadt Wien (Magistratsabteilung 40), die somit finanziell hinter den Wirkungen steht. Dem Input von knapp 1 Mio. Euro stehen um ein Vielfaches höhere monetarisierte Wirkungen in Höhe von rund 87,4 Mio. Euro gegenüber. Durch die Gegenüberstellung der Investitionen mit der Summe der monetarisierten Wirkungen, ergibt sich ein SROI-Wert von 94,02. Das bedeutet, dass jeder investierte Euro Wirkungen im monetarisierten Gegenwert von 94,02 Euro schafft. Der resultierende SROI-Wert ist vergleichsweise extrem hoch, was darauf zurückzuführen ist, dass die Vermeidung einer Delogierung beziehungsweise die Sicherung des Wohnraums eine Reihe weiterer Negativwirkungen vorbeugt und dadurch stark präventiv wirkt. Die Studie zeigt somit, dass Wohnen als menschliches Grundbedürfnis wesentlich ist und dessen Nichterfüllung weitreichende Folgen haben kann.

[1] FAWOS (2018): Jahresbericht FAWOS 2017. https://docplayer.org/106378816-Wien-jah-resbericht-fawos-2017.html

(Stand: 07.12.2023)

 

FAWOS_Executive_Summary.pdf
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Kontakt
Mag.Dr.rer.soc.oec. Christian Grünhaus

Christian Grünhaus

(ehm. Schober) Wissenschaftlicher Leiter, Senior Researcher
Aufgaben: Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Evaluation, SROI-Analysen, Finanzierung, Spendenverhalten, Arbeitszufriedenheit und Motivation, Altenpflege und –betreuung, Menschen mit Behinderung bzw. Barrierefreiheit
Katharina Wankat, BA, MSc (WU)

Katharina Wankat BA, MSc (WU)

Researcherin
Aufgaben: Themen: Pflege, Wohnen