Ressourcen zum Österreichischen NPO-Governance-Kodex
Der Österreichische NPO-Governance-Kodex verweist mehrfach auf ein Scoring-Modell zur Identifikation wesentlicher InteressenträgerInnen. Für dieses im Anhang erläuterte Modell gibt es ein Excel-Template, das hier heruntergeladen werden kann.
Weiters wird im NPO-Governance Kodex sowohl in Hinblick auf die Repräsentation von Interessengruppen im Aufsichtsorgan als auch hinsichtlich einer Delegiertenversammlung auf ein adäquates Vertretungssystem verwiesen.
Hier werden folgende unterschiedliche Vertretungssysteme vorgeschlagen:
Einladung aller Mitglieder einer Gruppe zur Ernennung einer vertretungsbefugten Person
Demokratische Wahl
Reihung der Mitglieder einer Gruppe nach Wichtigkeit (ABC-Analyse) und Einladung zur Vertretung nach Wichtigkeit
Zufallsauswahl und Anhörung bezüglich Eignung
Explizite Einladung an eine von der Mitgliederversammlung als wesentlich erachtete RepräsentantIn
Willkürliche Auswahl und Anhörung bezüglich Eignung
Bestandteil der Empfehlungen des NPO-Governance-Kodex Stand 2024 ist die Berücksichtigung von Wirkungen der NPO im Berichtswesen. Je nach Größe der NPO ist hierbei unterschiedlich umfangreich vorzugehen. Jede NPO sollte das eigene Wirkungsmodell kennen und den daraus resultierenden Mehrwert zumindest hypothetisch darlegen können. Dies hilft ein besseres Verständnis der eigenen Tätigkeiten und deren Wirkungen zu bekommen und darlegen zu können.
Entsprechend sieht der vorliegende Kodex vor, dass alle NPOs die Schritte 1-3 einer Wirkungsanalyse, wie in der folgenden Abbildung dargestellt durchlaufen. Konkret ist im Leitungsorgan zu überlegen, welche Wirkungen durch ihre Aktivitäten bei welchen wirkungsbetroffenen Gruppen oder in der Umwelt hervorgerufen werden. Die Ergebnisse sind im Wirkungsteil des Rechenschaftsberichts übersichtlich darzustellen.
SCHRITTE EINER WIRKUNGSANALYSE
Quelle: Grünhaus, C./Rauscher O. (2021): „Impact und Wirkungsanalyse in NPOs, Unternehmen und Organisationen mit gesellschaftlichem Mehrwert“. short.wu.ac.at/impact-paper
Es ist für kleine NPOs zwar nicht notwendig aber empfehlenswert, zu erheben ob diese Wirkungen auch tatsächlich eingetreten sind. Mittelgroße NPOs sollten mit den Wirkungsbetroffenen in Kontakt treten und bei diesen auf geeignete Art festzustellen ob die Wirkungen auch tatsächlich ankamen. Konkret kann dies beispielsweise über dokumentierte Gespräche oder Feedbackbögen erfolgen. Bei Interessensvertretungsorganisationen kann der mediale Niederschlag eigener Positionen oder deren Einfluss auf die Gesetzwerdung einen Hinweis geben. Es ist für mittelgroße NPOs nicht notwendig, wenn auch empfehlenswert, eine weitere Quantifizierung der Wirkungen vorzunehmen.
Große NPOs haben aufbauend auf den identifizierten Wirkungen (Schritte 1-4) zumindest bei ausgewählten Wirkungen und Wirkungsbetroffenen in regelmäßigen Abständen festzustellen in welchem Umfang und mit welcher Intensität die identifizierten Wirkungen eingetreten sind (Schritte 5 und 6) und darauf aufbauend eine nachvollziehbare Bewertung (Schritt 7) abzugeben. Diese Quantifizierung kann beispielsweise über quantitative Befragungen der jeweiligen Gruppe an Betroffenen (z.B. Klient*innen, Angehörige, Mitarbeiter*innen) erfolgen oder über nachvollziehbare Analysen von Sekundärstatistiken, eigenen erhobenen Daten im Rahmen von Prozessen der Leistungserbringung.
Was sind gesellschaftliche Wirkungen?
Gesellschaftliche Wirkungen, auch gesellschaftlicher Mehrwert oder Social Impact genannt, bezeichnet die zusätzlichen Wirkungen, die NPOs, Unternehmen oder andere Akteure bei ihren Stakeholdern/Interessenträger*innen und Wirkungsbetroffenen hervorbringen. Es geht also um Effekte erbrachter Leistungen oder Interventionen bei betroffenen Gruppen, wie beispielsweise Begünstigte, Mitarbeitende aber auch die regionale Bevölkerung oder staatliche Akteure. Für NPOs geht es hier um die Erfolgsmessung abseits von Finanz- und Leistungskennzahlen und damit um den Kern ihres Zwecks.
Kern jeder Wirkungsanalyse sind logische Wirkungsmodelle, die sich zumeist in Wirkungsketten darstellen lassen (siehe Abb. 3), die für die jeweiligen Stakeholder und Wirkungsbetroffenen aufgestellt werden.
ABBILDUNG 5: WIRKUNGSKETTE MIT GESELLSCHAFTLICHEM MEHRWERT
Quelle: Grünhaus, C., & Rauscher, O. (2022). Evaluation und Wirkungsmessung. in M. Meyer, R. Simsa, & C. Badelt (Hrsg.), Handbuch der Nonprofit-Organisation: Strukturen und Management (6. Aufl., S. 507-528). Schäffer Poeschel.
Mit einem gewissen Input, also finanziellen Mitteln, Zeit- und Sachspenden sowie Know-how, werden seitens der NPO Aktivitäten gesetzt, beispielsweise Dienstleistungen erbracht, und damit ein gewisser Output erzielt. Der Output sind zumeist leicht zähl- und messbare Leistungskennzahlen, wie die Anzahl der erbrachten Leistungsstunden oder die Anzahl der betreuten Klient*innen. Diese Outputkennzahlen sagen zumeist wenig über die Effekte bei den jeweiligen wirkungsbetroffenen Gruppen aus. Wirkungen bezeichnen im Gegensatz dazu jene positiven und/oder negativen Veränderungen, die an Begünstigten bzw. Betroffenen oder in der Umwelt, nach erbrachter Aktivität bzw. konsumierter Leistung, festzustellen sind. Wurde beispielsweise die Lebensqualität einer betreuten Person gesteigert oder sind die Angehörigen von Beratenen entlastet? Die Wirkungen sind je nach Leistung der NPO vielfältig und hängen, sofern sie intendiert sind, mit dem Zweck der NPO zusammen. Unintendierte Wirkungen treten als nicht angestrebte negative oder auch positive Nebeneffekte der Aktivitäten auf. Deadweight bezeichnet jene Wirkungen, die auch ohne die konkreten Aktivitäten eingetreten wären. Dies wäre beispielsweise der Fall, wenn ein Teilnehmer eines Arbeitsmarktinklusionsprojekts einen Job bekommt, der über eine Freundin vermittelt wurde und nichts mit dem Projekt zu tun hat. Über die Berücksichtigung von Deadweight wird ermittelt welche zusätzlichen Wirkungen durch die NPO geschaffen werden und somit der gesellschaftliche Mehrwert eruiert.
Wirkungen können zeitlich in unterschiedlicher Fristigkeit, also kurz, mittel oder langfristig auftreten. Sie können strukturell bei einzelnen Personen auf individueller Ebene (z.B. Gesundheit) auftreten, aber auch bei Organisationen (verbesserte Kapazität der Leistungserbringung) und auf einer gesamtgesellschaftlichen Makroebene (Reduktion von Emissionen durch eine Gesetzesänderung). Inhaltlich kann zwischen sozialen Wirkungen, ökologischen Wirkungen, kulturellen Wirkungen, gesundheitlichen Wirkungen, politischen Wirkungen und ökonomischen Wirkungen unterschieden werden. Es hilft im Rahmen einer Wirkungsanalyse diese Breite in die Überlegungen zum hypothetischen Wirkungsmodel einzubeziehen.
Weiterführende Links
Erläuterungen und Videos zum Thema Wirkungsanalyse: short.wu.ac.at/impact-paper