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Ressourcen zum Österreichischen NPO-Governance-Kodex

Der Ös­ter­rei­chi­sche NPO-​Governance-Kodex ver­weist mehr­fach auf ein Scoring-​Modell zur Iden­ti­fi­ka­ti­on we­sent­li­cher In­ter­es­sen­trä­ge­rIn­nen. Für die­ses im An­hang er­läu­ter­te Mo­dell gibt es ein Excel-​Template, das hier her­un­ter­ge­la­den wer­den kann.

Wei­ters wird im NPO-​Governance Kodex so­wohl in Hin­blick auf die Re­prä­sen­ta­ti­on von In­ter­es­sen­grup­pen im Auf­sichts­or­gan als auch hin­sicht­lich einer De­le­gier­ten­ver­samm­lung auf ein ad­äqua­tes Ver­tre­tungs­sys­tem ver­wie­sen.

Hier wer­den fol­gen­de un­ter­schied­li­che Ver­tre­tungs­sys­te­me vor­ge­schla­gen:

  1. Ein­la­dung aller Mit­glie­der einer Grup­pe zur Er­nen­nung einer ver­tre­tungs­be­fug­ten Per­son

  2. De­mo­kra­ti­sche Wahl

  3. Rei­hung der Mit­glie­der einer Grup­pe nach Wich­tig­keit (ABC-​Analyse) und Ein­la­dung zur Ver­tre­tung nach Wich­tig­keit

  4. Zu­falls­aus­wahl und An­hö­rung be­züg­lich Eig­nung

  5. Ex­pli­zi­te Ein­la­dung an eine von der Mit­glie­der­ver­samm­lung als we­sent­lich er­ach­te­te Re­prä­sen­tan­tIn

  6. Will­kür­li­che Aus­wahl und An­hö­rung be­züg­lich Eig­nung

  7.  

Be­stand­teil der Emp­feh­lun­gen des NPO-​Governance-Kodex Stand 2024 ist die Be­rück­sich­ti­gung von Wir­kun­gen der NPO im Be­richts­we­sen. Je nach Größe der NPO ist hier­bei un­ter­schied­lich um­fang­reich vor­zu­ge­hen. Jede NPO soll­te das ei­ge­ne Wir­kungs­mo­dell ken­nen und den dar­aus re­sul­tie­ren­den Mehr­wert zu­min­dest hy­po­the­tisch dar­le­gen kön­nen. Dies hilft ein bes­se­res Ver­ständ­nis der ei­ge­nen Tä­tig­kei­ten und deren Wir­kun­gen zu be­kom­men und dar­le­gen zu kön­nen.

Ent­spre­chend sieht der vor­lie­gen­de Kodex vor, dass alle NPOs die Schrit­te 1-3 einer Wir­kungs­ana­ly­se, wie in der fol­gen­den Ab­bil­dung dar­ge­stellt durch­lau­fen. Kon­kret ist im Lei­tungs­or­gan zu über­le­gen, wel­che Wir­kun­gen durch ihre Ak­ti­vi­tä­ten bei wel­chen wir­kungs­be­trof­fe­nen Grup­pen oder in der Um­welt her­vor­ge­ru­fen wer­den. Die Er­geb­nis­se sind im Wir­kungs­teil des Re­chen­schafts­be­richts über­sicht­lich dar­zu­stel­len.

SCHRIT­TE EINER WIR­KUNGS­ANA­LY­SE

NPO Governance Codex_Wirkungsanalyse_2024

Quel­le: Grün­haus, C./Rau­scher O. (2021): „Im­pact und Wir­kungs­ana­ly­se in NPOs, Un­ter­neh­men und Or­ga­ni­sa­tio­nen mit ge­sell­schaft­li­chem Mehr­wert“. short.wu.ac.at/impact-​paper

Es ist für klei­ne NPOs zwar nicht not­wen­dig aber emp­feh­lens­wert, zu er­he­ben ob diese Wir­kun­gen auch tat­säch­lich ein­ge­tre­ten sind. Mit­tel­gro­ße NPOs soll­ten mit den Wir­kungs­be­trof­fe­nen in Kon­takt tre­ten und bei die­sen auf ge­eig­ne­te Art fest­zu­stel­len ob die Wir­kun­gen auch tat­säch­lich an­ka­men. Kon­kret kann dies bei­spiels­wei­se über do­ku­men­tier­te Ge­sprä­che oder Feed­back­bö­gen er­fol­gen. Bei In­ter­es­sens­ver­tre­tungs­or­ga­ni­sa­tio­nen kann der me­dia­le Nie­der­schlag ei­ge­ner Po­si­tio­nen oder deren Ein­fluss auf die Ge­setz­wer­dung einen Hin­weis geben. Es ist für mit­tel­gro­ße NPOs nicht not­wen­dig, wenn auch emp­feh­lens­wert, eine wei­te­re Quan­ti­fi­zie­rung der Wir­kun­gen vor­zu­neh­men.

Große NPOs haben auf­bau­end auf den iden­ti­fi­zier­ten Wir­kun­gen (Schrit­te 1-4) zu­min­dest bei aus­ge­wähl­ten Wir­kun­gen und Wir­kungs­be­trof­fe­nen in re­gel­mä­ßi­gen Ab­stän­den fest­zu­stel­len in wel­chem Um­fang und mit wel­cher In­ten­si­tät die iden­ti­fi­zier­ten Wir­kun­gen ein­ge­tre­ten sind (Schrit­te 5 und 6) und dar­auf auf­bau­end eine nach­voll­zieh­ba­re Be­wer­tung (Schritt 7) ab­zu­ge­ben. Diese Quan­ti­fi­zie­rung kann bei­spiels­wei­se über quan­ti­ta­ti­ve Be­fra­gun­gen der je­wei­li­gen Grup­pe an Be­trof­fe­nen (z.B. Kli­ent*innen, An­ge­hö­ri­ge, Mit­ar­bei­ter*innen) er­fol­gen oder über nach­voll­zieh­ba­re Ana­ly­sen von Se­kun­där­sta­tis­ti­ken, ei­ge­nen er­ho­be­nen Daten im Rah­men von Pro­zes­sen der Leis­tungs­er­brin­gung.

Was sind ge­sell­schaft­li­che Wir­kun­gen?

Ge­sell­schaft­li­che Wir­kun­gen, auch ge­sell­schaft­li­cher Mehr­wert oder So­cial Im­pact ge­nannt, be­zeich­net die zu­sätz­li­chen Wir­kun­gen, die NPOs, Un­ter­neh­men oder an­de­re Ak­teu­re bei ihren Sta­ke­hol­dern/In­ter­es­sen­trä­ger*innen und Wir­kungs­be­trof­fe­nen her­vor­brin­gen. Es geht also um Ef­fek­te er­brach­ter Leis­tun­gen oder In­ter­ven­tio­nen bei be­trof­fe­nen Grup­pen, wie bei­spiels­wei­se Be­güns­tig­te, Mit­ar­bei­ten­de aber auch die re­gio­na­le Be­völ­ke­rung oder staat­li­che Ak­teu­re. Für NPOs geht es hier um die Er­folgs­mes­sung ab­seits von Finanz-​ und Leis­tungs­kenn­zah­len und damit um den Kern ihres Zwecks.

Kern jeder Wir­kungs­ana­ly­se sind lo­gi­sche Wir­kungs­mo­del­le, die sich zu­meist in Wir­kungs­ket­ten dar­stel­len las­sen (siehe Abb. 3), die für die je­wei­li­gen Sta­ke­hol­der und Wir­kungs­be­trof­fe­nen auf­ge­stellt wer­den.

AB­BIL­DUNG 5: WIR­KUNGS­KET­TE MIT GE­SELL­SCHAFT­LI­CHEM MEHR­WERT

NPO Governance Codex Wirkungskette_2024

Quel­le: Grün­haus, C., & Rau­scher, O. (2022). Eva­lua­ti­on und Wir­kungs­mes­sung. in M. Meyer, R. Simsa, & C. Ba­delt (Hrsg.), Hand­buch der Nonprofit-​Organisation: Struk­tu­ren und Ma­nage­ment (6. Aufl., S. 507-​528). Schäf­fer Poe­schel.

Mit einem ge­wis­sen Input, also fi­nan­zi­el­len Mit­teln, Zeit- und Sach­spen­den sowie Know-​how, wer­den sei­tens der NPO Ak­ti­vi­tä­ten ge­setzt, bei­spiels­wei­se Dienst­leis­tun­gen er­bracht, und damit ein ge­wis­ser Out­put er­zielt. Der Out­put sind zu­meist leicht zähl- und mess­ba­re Leis­tungs­kenn­zah­len, wie die An­zahl der er­brach­ten Leis­tungs­stun­den oder die An­zahl der be­treu­ten Kli­ent*innen. Diese Out­put­kenn­zah­len sagen zu­meist wenig über die Ef­fek­te bei den je­wei­li­gen wir­kungs­be­trof­fe­nen Grup­pen aus. Wir­kun­gen be­zeich­nen im Ge­gen­satz dazu jene po­si­ti­ven und/oder ne­ga­ti­ven Ver­än­de­run­gen, die an Be­güns­tig­ten bzw. Be­trof­fe­nen oder in der Um­welt, nach er­brach­ter Ak­ti­vi­tät bzw. kon­su­mier­ter Leis­tung, fest­zu­stel­len sind. Wurde bei­spiels­wei­se die Le­bens­qua­li­tät einer be­treu­ten Per­son ge­stei­gert oder sind die An­ge­hö­ri­gen von Be­ra­te­nen ent­las­tet? Die Wir­kun­gen sind je nach Leis­tung der NPO viel­fäl­tig und hän­gen, so­fern sie in­ten­diert sind, mit dem Zweck der NPO zu­sam­men. Un­in­ten­dier­te Wir­kun­gen tre­ten als nicht an­ge­streb­te ne­ga­ti­ve oder auch po­si­ti­ve Ne­ben­ef­fek­te der Ak­ti­vi­tä­ten auf. De­ad­weight be­zeich­net jene Wir­kun­gen, die auch ohne die kon­kre­ten Ak­ti­vi­tä­ten ein­ge­tre­ten wären. Dies wäre bei­spiels­wei­se der Fall, wenn ein Teil­neh­mer eines Ar­beits­marktink­lu­si­ons­pro­jekts einen Job be­kommt, der über eine Freun­din ver­mit­telt wurde und nichts mit dem Pro­jekt zu tun hat. Über die Be­rück­sich­ti­gung von De­ad­weight wird er­mit­telt wel­che zu­sätz­li­chen Wir­kun­gen durch die NPO ge­schaf­fen wer­den und somit der ge­sell­schaft­li­che Mehr­wert eru­iert. 

Wir­kun­gen kön­nen zeit­lich in un­ter­schied­li­cher Fris­tig­keit, also kurz, mit­tel oder lang­fris­tig auf­tre­ten. Sie kön­nen struk­tu­rell bei ein­zel­nen Per­so­nen auf in­di­vi­du­el­ler Ebene (z.B. Ge­sund­heit) auf­tre­ten, aber auch bei Or­ga­ni­sa­tio­nen (ver­bes­ser­te Ka­pa­zi­tät der Leis­tungs­er­brin­gung) und auf einer ge­samt­ge­sell­schaft­li­chen Ma­kro­ebe­ne (Re­duk­ti­on von Emis­sio­nen durch eine Ge­set­zes­än­de­rung). In­halt­lich kann zwi­schen so­zia­len Wir­kun­gen, öko­lo­gi­schen Wir­kun­gen, kul­tu­rel­len Wir­kun­gen, ge­sund­heit­li­chen Wir­kun­gen, po­li­ti­schen Wir­kun­gen und öko­no­mi­schen Wir­kun­gen un­ter­schie­den wer­den. Es hilft im Rah­men einer Wir­kungs­ana­ly­se diese Brei­te in die Über­le­gun­gen zum hy­po­the­ti­schen Wir­kungs­mo­del ein­zu­be­zie­hen.

Wei­ter­füh­ren­de Links

Er­läu­te­run­gen und Vi­de­os zum Thema Wir­kungs­ana­ly­se: short.wu.ac.at/impact-​paper