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Christian Grünhaus bei der hybriden Tagung "Indikatoren: Sicherheit und Unsicherheiten in Entscheidungsprozessen"

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Welche gesellschaftliche Bedeutung haben Indikatoren in unserem täglichen Leben, aber auch in sehr spezifischen Kontexten? Schaffen sie Sicherheit in der Entscheidungsfindung – oder sind sie auch Quelle neuer Unsicherheiten? Ein gemeinsamer Workshop des Philosophischen Seminars der Universität Heidelberg, des Instituts für Philosophie der Technischen Universität Darmstadt und der Schader-Stiftung ging diesen Fragen am 20./21. Mai 2021 nach.

Christian Grünhaus steuerte mit seinem Beitrag „Wozu Wirkungsindikatoren? Organisationale Steuerung, Legitimation, Positionierung und gesellschaftlicher Mehrwert im Fokus“ Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Welt der Unternehmen, Sozialunternehmen, NPOs, Verwaltung und des Impact Investing bei. Mit Blick auf wirkungsbasierte Steuerung zog er folgendes Resümee:

 

  • Bei gewinnorientierten Unternehmen steht finanzieller Erfolg nach wie vor im Vordergrund. Selbst die im Aufschwung begriffene Nachhaltigkeitsberichterstattung greift meist zu kurz, da sie primär der Legitimation und weniger der Steuerung dient. Zudem sind sie häufig ökologielastig und wenig auf unterschiedliche Stakeholder bezogen.

  • NPOs haben die Leistungserbringung mit Fokus auf gesellschaftlichen Mehrwert in ihren Genen, sind jedoch häufig schwach im konkreten Nachweis der Wirksamkeit. Input-, Output- und Effizienzindikatoren stehen im Vordergrund der Steuerung. Die Wichtigkeit des Nachweises von Wirkungen nimmt allerdings zu.

  • Die öffentliche Hand steuert aktuell kaum anhand von Wirkungen, geht aber seit einigen Jahren verstärkt in diese Richtung. Dies gilt für Österreich beispielsweise für das Wirkungscontrolling des Bundes https://wirkungsmonitoring.gv.at das allerdings nach wie vor viele Outputindikatoren im Fokus hat. Auf Ebene der Bundesländer passiert weniger. Die Mühlen mahlen insgesamt langsam.

  • Impact Investing ist ein stark wachsender Markt und braucht Wirkungsindikatoren als zentrales Element zum Nachweis des Erfolgs. Kennzahlensysteme wurde bereits entwickelt. Diese messen allerdings oft nicht direkt die Wirkung sondern Output oder indirekte Hinweise auf Wirkungen.

  • Zusammengefasst liegt der Fokus der Indikatoren auf der Meso-Ebene der Unternehmen und Organisationen noch stark im Bereich des Outputs. Die "Anzahl von Irgendetwas" wird eher gemessen, berichtet und für die Steuerung herangezogen. Die Abschlussfrage ob "Alle Macht den Wirkungsindikatoren" gehören sollte wurde mit Interesse diskutiert. 

Eines wurde im Laufe des Seminars jedenfalls erneut deutlich, nämlich welch unterschiedliche Funktionen Indikatoren haben. Es geht meist nicht darum, nur die Wirklichkeit darzustellen sondern dienen beispielsweise als Basis für eine Verteilung finanzieller Mittel.

Dies knüpft indirekt an die Frage nach der Macht für Wirkungsindikatoren an. Wollen wir bei der Verteilung von Investitionen und Budgets stärker auf gesellschaftlichen Mehrwert und damit verbundene Wirkungen achten oder stärker auf Leistungserbringung? Ein weiterer Aspekt ist der Fokus auf einzelne Indikatoren bei der Beurteilung von komplexen Systemen. Hier wird dann eine Dimension herausgegriffen und wenig gesamthaft vorgegangen. Die Vermessung eines komplexen Sachverhalts anhand vieler Indikatoren bedeutet allerdings wieder Unübersichtlichkeit, wenn man an Indikatorensysteme mit dutzenden Indikatoren denkt. Dies spricht wohl für eine Aggregation. Diese scheitert wiederum oft an der Inkommensurabilität, also der Unmöglichkeit, ein gemeinsames Maß zu finden. Der Ausweg über die Monetarisierung, den die SROI-Analyse nimmt, ist eine Möglichkeit, die aufgrund der Ökonomisierung und teilweise schwierigen Umsetzung selbst hinterfragt wird. Hinzu kommt ein bewegliches Ideal eines gesellschaftlich positiven Zustands, der Wertveränderungen induziert. Die Wissenschaft und Praxis ist jedenfalls gefragt hier praktikable Lösungen zu finden. Vielleicht ist dies Thema eines Nachfolgeworkshops.

Vortrag Christian Grünhaus als pdf
Vortrag Christian Grünhaus als pdf