Volkswirtschaft

Home Office führt zu Überlastung – vor allem bei Frauen

29. Mai 2020

Homeoffice: Mehr Arbeitszeit durch Mehrfachbelastungen. Die Verteilung zwischen Paaren ändert sich nicht.

Partnerschaftliche Arbeitsteilung ist in Österreich oftmals noch immer ein Wunschprogramm: Hausarbeit, Kinderbetreuung oder Pflege von älteren Menschen werden vorwiegend von Frauen geleistet. Ändert sich daran etwas, wenn beide Elternteile, wie während der Corona-Maßnahmen, im Homeoffice sind? Dieser Frage gingen Katharina Mader, Wissenschaftlerin am Institut für Heterodoxe Ökonomie der Wirtschaftsuniversität Wien, und ihr Team gemeinsam mit der Arbeiterkammer Wien nach. Die Projektleiterin erklärt: „Die Zeit der Ausgangsbeschränkungen bedeutete für viele Menschen Stress und Überlastung. Viele Streitigkeiten in Partnerschaften entstanden rund um die Wertschätzung von Kinderbetreuung und Hausarbeit als Arbeit versus Homeoffice als Arbeit. Im Mittepunkt des Konflikts waren Fragen wie ‚Welche Tätigkeit ist wie viel wert?‘ und ‚Wer darf bzw. muss deshalb wie viele Stunden am Tag erwerbstätig sein?‘“

Traditionelle Rollenbilder bei Paaren mit Kindern

Für ihre Untersuchung befragten die Forscherinnen über 2.100 Menschen in Österreich. Die Ergebnisse zeigen: Frauen und Männer arbeiteten im Untersuchungszeitraum täglich zwischen 11 und 15 Stunden. Alleinerzieherinnen kommen mit knapp 15 Stunden auf die meisten Stunden pro Tag, davon sind rund 9 Stunden unbezahlte Kinderbetreuung. Am meisten unbezahlt arbeiten jedoch Frauen in Paarhaushalten mit Kindern – sie kommen auf gleich 9 ½ von insgesamt 14 ½ Arbeitsstunden. Die Väter in Paarhaushalten arbeiteten im Vergleich dazu täglich etwa 30 Minuten weniger, sie leisteten rund 6 ¾ Stunden bezahlte und knappe 7 Stunden unbezahlte Arbeit. Diese Relationen zeigten sich auch, wenn beide Eltern in Home-Office waren. „In Haushalten mit Kindern hat das Homeoffice keinerlei positiven Einfluss auf die Ausgewogenheit der Arbeitsverteilung“, so Mader, „Gerade Frauen mit hohem Bildungsniveau waren mehr belastet als sonst. In etwa jede dritte Frau mit Hochschulabschluss gab an, dass sie im Vergleich zu ihrem Partner einen größeren Anteil der unbezahlten Arbeit übernahm als zuvor.“ Von den Frauen ohne Hochschulabschluss gab nur etwa je Vierte an, in Zeiten des Lockdown einen höheren Anteil übernommen zu haben. „Das liegt auch daran, dass diese Frauen im Vergleich zu Frauen mit höherer Bildung bisher schon deutlich mehr unbezahlte Arbeit übernommen haben.“

Vollzeit- und Teilzeitarbeit bringen große Unterschiede

Große Unterschiede in der Arbeitsaufteilung sehen die Studienautorinnen auch bei Paaren, bei denen die Frauen in Teilzeit und die Männer in Vollzeit arbeiten. Dort leisten Frauen 13 ¼ Stunden, davon 7 ½ unbezahlt, während Männer 13 Stunden arbeiten, und nur knappe 5 davon unbezahlt. Sehr viel gleicher sind die Arbeitszeiten in Paarhaushalten in Homeoffice ohne Kinder verteilt: In kinderlosen Paarhaushalten sind beide knappe 8 Stunden erwerbstätig und machen zusätzlich ca. 3 Stunden Arbeiten im Haushalt. Mader ergänzt: „Unser Daten zeigen deutlich, dass sich vor allem ab dem Zeitpunkt, an dem Kinder im Haushalt leben, traditionelle Rollenbilder etablieren, aus deren Fahrwasser nach der Elternkarenz viele Frauen nicht mehr herauskommen. Es ist bis heute nach wie vor oft selbstverständlich, dass Frauen in Summe mehr Arbeit leisten.“

Weitere Ergebnisse der Befragung werden ab dem 30.5. laufend hier veröffentlicht: https://www.wu.ac.at/en/vw3/research/current-projects/genderspecificeffectsofcovid-19

Zur Studie

Die Online-Befragung durch ein Forscherinnen-Team der WU Wien und der Arbeiterkammer Wien fand zwischen 20.04.2020 und 14.05.2020 statt, während der strikten Ausgangsbeschränkungen in Österreich. Dabei wurden Daten zu Mehrfachbelastungen unter COVID-19 erhoben, u.a. zur Verteilung unbezahlter Arbeit im Haushalt, zur Zufriedenheit mit der Arbeitsteilung im Haushalt, zur Arbeitszufriedenheit im Homeoffice und zu ihrer psychischen Gesundheit. Insgesamt nahmen 2.113 Personen an der Umfrage teil. Die Studie wird gefördert durch den Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF).

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