Coronakrise in Österreich: Was erwarten Unternehmen?
Große Unternehmen gehen von einer deutlich längeren Krisen-Erholungszeit aus als kleinere – in Vorarlberg zeigt man sich pessimistischer.
Die SARS-CoV-2-Pandemie sowie die Maßnahmen, diese einzudämmen, stellen für zahlreiche Unternehmen in Österreich eine enorme Herausforderung dar. WU Professor Jonas Puck untersuchte in einer durch den WWTF geförderten Studie, wie UnternehmerInnen die aktuelle Krise wahrnehmen und welche Ableitungen sie daraus für zukünftige Investitionen ziehen. Jonas Puck erklärt: „Die Strategieforschung liefert immer wieder starke Belege dafür, dass die Art und Weise, wie EntscheidungsträgerInnen in Unternehmen eine bestimmte Situation wahrnehmen und gestalten, erhebliche Auswirkungen sowohl auf die kurz- als auch auf die längerfristige Unternehmensstrategie und potenzielle Internationalisierungsprozesse hat. Um zu wissen, welche Auswirkungen Corona auf die zukünftigen Unternehmensstrategien hat, haben wir erhoben, wie Unternehmerinnen und Unternehmer in Österreich die Krise wahrnehmen. Dabei wurde deutlich, dass Unternehmen im ganzen Land und branchenunabhängig davon ausgehen, dass die Covid-19-Krise die Wirtschaft stärker treffen wird als jene Finanzkrise, die 2007 ins Rollen kam.“
Größere Unternehmen erwarten längere „Erholungszeit“
Die Studienergebnisse zeigen, dass die Zeit bis zur Erholung von der Krise je nach Branche sehr unterschiedlich eingeschätzt wird. Während zum Beispiel die verarbeitende Industrie von rund 9,6 Monaten ausgeht, werden im Gastgewerbe 15,9 Monate bis zur vollständigen Erholung von der Krise erwartet. „Wie zu erwarten war, nehmen die Unternehmerinnen und Unternehmer auch entsprechend der Betroffenheit von Corona-Maßnahmen die Krise unterschiedlich wahr. Eine relativ schnelle Erholung wird in der Baubranche erwartet (7,8 Monate) – im Gegensatz zum unterstützenden und administrativen Dienstleistungssektor (22,6 Monate).“ Generell gehen größere Unternehmen von einer längeren Zeit bis zur vollständigen Erholung von sich und ihren Lieferketten nach der Krise aus. „Sehr große Unternehmen gehen durchschnittlich von 12 Monaten aus, mittlere Unternehmen von nur 10,7. Daraus lässt sich schließen, dass kleinere Unternehmen auch flexibler sind und besser auf die Krise reagieren können“, so Puck.
Pessimismus in Vorarlberg
Die Firmen in Vorarlberg erwarten mit 15,2 Monaten die längste Regenerationszeit, in der Steiermark ist man mit 8,8 Monaten optimistischer. Der Studienautor erklärt: „Gründe für die pessimistischere Prognose der Vorarlberger Unternehmen könnten die teilweise geschlossenen Grenzen oder auch die Gemeinden sein, die unter Quarantäne standen.“ Die Tiroler Firmen gehen mit 12,6 Monaten von der zweitlängsten Erholungszeit aus. Trotz geschlossener Grenzen sehen die Kärntner Firmen positiver in die Zukunft und erwarten nach 9,1 Monaten eine vollständige Erholung. „Kärnten wies im Verhältnis zu anderen Bundesländer bis dato auch deutlich weniger Coronafälle auf“, so Puck.
Unterstützung aus öffentlicher Hand
Zwei Drittel der befragten Unternehmen gaben außerdem an, während der Covid-19-Krise öffentliche Unterstützung beantragt zu haben oder, dass sie planen, diese zu beantragen. Im Rahmen der Studie werden die befragten Unternehmerinnen und Unternehmer noch 2 weitere Male befragt, um so das Stimmungsbild der österreichischen Wirtschaft während der Coronakrise weiter beobachten zu können. „Wir wissen heute aus der Forschung, wie sehr die Wahrnehmung einer Krise unternehmerisches Handeln beeinflusst. Die Ergebnisse unserer Untersuchung sind daher vor allem für politische EntscheidungsträgerInnen relevant, denn sie zeigen, wie die Stimmungslage von Österreichs Unternehmen in der Krise ist und zeigen Potenziale, wie politische EntscheidungsträgerInnen durch ihre Kommunikation das Stimmungsbild und den Ausblick der Unternehmen beeinflussen können. Mit diesem Wissen lassen sich nachteilige wirtschaftliche Folgen minimieren, denn gerade jetzt brauchen wir Optimismus und Investitionsbereitschaft für die Zukunft.“
Zur Studie
Im Rahmen der Untersuchung wurden die EntscheidungsträgerInnen von 408 Unternehmen aus 14 Branchen befragt. Das Forschungsprojekt wurde vom Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds (WWTF) im Rahmen des Projekts COV20-041 finanziert.