Die Vortragende richtet ihren Blick auf die Studierenden im Seminar.

Sprachtrends: Was ist gerade "in"?

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Trends im Sprachlernen entstehen oft durch (pop)kulturelle, wirtschaftliche oder politische Entwicklungen. Akutell sind gerade besonders gefragt:

  • Koreanisch: Der Boom von K-Pop, K-Dramen, koreanischen Serien und koreanischer Küche hat weltweit zu einem Anstieg des Interesses an Koreanisch geführt. Die Sprache wirkt modern, cool und ist in den sozialen Medien allgegenwärtig.

  • Chinesisch (Mandarin): Seit Jahren gilt Mandarin als „Sprache der Zukunft“, vor allem wegen der wirtschaftlichen Bedeutung Chinas. Viele Unternehmen sehen Sprachkenntnisse als Pluspunkt im internationalen Handel.

  • Spanisch: Spanisch bleibt eine der populärsten Sprachen, nicht nur wegen der großen Zahl von Sprechern weltweit, sondern auch wegen der kulturellen Vielfalt, die es repräsentiert und weil die Sprache auch als relativ einfach zu erlernen gilt.

  • Arabisch: Die Rolle des Arabischen in der Politik, Wirtschaft und Religion hat ebenfalls dazu beigetragen, dass immer mehr Menschen diese Sprache lernen möchten.

Für alle diese vier Sprachen findet ihr übrigens Kurse bei uns an der WU.

Diese Trends sind spannend, aber sie passen nicht für jeden. Schließlich bringt es wenig, Koreanisch zu lernen, wenn du es nie anwenden kannst. Und natürlich unterliegen diese Trends einer Konjunktur – so konnten wir während der Pandemie, als Flugreisen schwierig waren, beobachten, dass Italienisch auf Kosten von Spanisch etwas gefragter wurde. Dieser Trend hat sich mittlerweile wieder umgekehrt.

Nachbarsprachen: Oft sinnvoller als globale Trends

Statt einer modischen Sprache zu folgen, kann es daher oft sinnvoller sein, eine Sprache zu lernen, die dir im Alltag tatsächlich nützt. Für Österreich wären das zum Beispiel die Nachbarsprachen Italienisch, Ungarisch, Tschechisch oder Slowakisch – Sprachen, die in den Nachbarländern gesprochen werden und die man auch in Wien auf der Straße sehr häufig hören kann. Warum?

  • Häufige Anwendungsmöglichkeiten: Wenn du regelmäßig Urlaub in Kroatien machst oder geschäftlich nach Italien reist, ist es naheliegend, diese Sprachen zu lernen.

  • Kulturelle Nähe: Nachbarsprachen bieten oft Einblicke in ähnliche kulturelle Hintergründe, was das Lernen erleichtert und bereichert.

  • Regionale Wirtschaft: Sprachkenntnisse in den Nachbarsprachen sind oft ein großer Vorteil, wenn du beruflich mit Unternehmen aus der Region zusammenarbeitest.

Leider ist das Kursangebot für diese Sprachen oft recht reduziert, aber du kannst ja auch mit einem Tandempartner lernen. Oft kann ich auch hören, wie schwer einige dieser Sprachen, insbesondere Ungarisch oder die slawischen Sprachen, nicht wären. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen - weit gefehlt! Wenn man sich einmal auf diese Sprachen eingelassen hat, dann kommen Sie einem gar nicht schwer vor - und vor allem werden im Gespräch mit Muttersprachler*inenn schon geringe Kenntnisse bewundert und Fehler gerne nachgesehen.

Warum Sprachtrends hinterfragt werden sollten

Sprachen lernen ist zeitintensiv und erfordert viel Engagement. Wenn du einer Sprachmode folgst, weil sie gerade angesagt ist, kann die Motivation schnell nachlassen, sobald der Hype vorbei ist. Fragen, die du dir stellen solltest:

  • Wie oft werde ich die Sprache nutzen?
    Wenn du die Sprache nur ein paar Mal im Jahr brauchst, könnte der Aufwand unverhältnismäßig sein.

  • Warum will ich diese Sprache lernen?
    Ist es, weil sie zu deinen beruflichen oder privaten Zielen passt, oder nur, weil sie gerade „in“ ist?

  • Welche Alternativen gibt es?
    Manchmal bringt es mehr, eine Sprache zu lernen, die regional oder in deinem Alltag häufiger vorkommt, als eine Sprache, die weltweit populär ist

Übrigens: Für Spanisch, Koreanisch

(Norbert Conti, 26.2.2025)