Eine Person liest eine spanische Tageszeitung

Work-Family-Balance? Wie Mutter und Tochter zusammenspielen

07. April 2017

Kin­der ler­nen von ihren El­tern, nicht nur in Bezug auf phy­si­sche und ko­gni­ti­ve Fä­hig­kei­ten wie Be­we­gung und Spra­che, auch fa­mi­liä­re Rol­len­bil­der prä­gen ihre Ent­wick­lung. Eine ak­tu­el­le Stu­die der WU-​Forscherin Maria Rita Testa hat erst­mals die Aus­wir­kun­gen des so­zia­len Sta­tus der Mut­ter auf den spä­te­ren Kin­der­wunsch der Toch­ter und deren Be­dürf­nis nach Ver­ein­bar­keit von Beruf und Fa­mi­lie un­ter­sucht. Dabei zeig­te sich, dass sich Töch­ter von Müt­tern mit hö­he­rem Bil­dungs­ni­veau ten­den­zi­ell mehr Kin­der wün­schen. Auch die An­zahl der Ge­schwis­ter spielt eine Rolle.

Basis der Un­ter­su­chung waren die Daten aus dem in­ter­na­tio­na­len Pro­gramm „Ge­nera­ti­on and Gen­der Sur­veys“, in dem Frau­en zwi­schen 18 und 45 Jah­ren aus un­ter­schied­li­chen Län­dern die glei­chen Fra­gen zu Her­kunft, Fa­mi­lie, Beruf und Zu­kunfts­plä­ne ge­stellt wur­den. Für die Stu­die von WU-​Forscherin Maria Rita Testa, die den Zu­sam­men­hang zwi­schen dem so­zio­öko­no­mi­schen Sta­tus der Mut­ter und der spä­te­ren Fa­mi­li­en­pla­nung der Toch­ter un­ter­such­te, wur­den im nächs­ten Schritt die Daten der Frau­en aus Ös­ter­reich, Ita­li­en, Bul­ga­ri­en und Nor­we­gen zur Ana­ly­se aus­ge­wählt, um Stich­pro­ben von Un­ter­su­chungs­teil­neh­me­rin­nen aus un­ter­schied­li­chen so­zia­len, po­li­ti­schen und kul­tu­rel­len eu­ro­päi­schen Kon­tex­ten zie­hen zu kön­nen. Diese wur­den in zwei Grup­pen aus­ge­wer­tet: Grup­pe 1 bil­de­ten die (noch) kin­der­lo­sen Töch­ter, in Grup­pe 2 waren jene Töch­ter, die be­reits Kin­der hat­ten. Die Er­geb­nis­se über­rasch­ten.

Mehr Bildung, mehr Kinder

Die Daten zei­gen deut­lich, dass bei den kin­der­lo­sen Töch­tern ins­be­son­de­re die An­zahl ihrer Ge­schwis­ter den ei­ge­nen Kin­der­wunsch po­si­tiv be­ein­flusst. Gleich­zei­tig ist bei jenen be­frag­ten Töch­tern, die be­reits selbst zur El­tern­schaft über­ge­tre­ten sind, deut­lich zu er­ken­nen, dass ein po­si­ti­ver Zu­sam­men­hang zwi­schen der Zahl an Kin­dern, die sie sich noch wün­schen, und dem Bil­dungs­ni­veau der ei­ge­nen Mut­ter be­steht. „Die Er­klä­run­gen für die Kor­re­la­ti­on kön­nen viel­sei­tig sein“, so Maria Rita Testa, „bei­spiels­wei­se, dass Müt­ter von hö­he­rem so­zio­öko­no­mi­schem Sta­tus ihre Töch­ter stär­ker in ihrem Kin­der­wunsch und in der Kin­der­be­treu­ung be­stär­ken und un­ter­stüt­zen. Auch der fi­nan­zi­el­le Aspekt könn­te dabei eine Rolle spie­len, wenn Töch­ter von höher ge­bil­de­ten Müt­tern auch selbst mehr fi­nan­zi­el­le Res­sour­cen zur Ver­fü­gung haben. Die Er­geb­nis­se ver­an­schau­li­chen aber deut­lich, dass bes­ser ge­bil­de­te Müt­ter ihren Töch­tern nicht au­to­ma­tisch die Rolle einer aus­schließ­lich be­rufs­ori­en­tier­ten Frau ver­mit­teln, die sich gegen Fa­mi­lie ent­schei­det. Im Ge­gen­teil: So­zi­al bes­ser ge­stell­te Müt­ter be­stär­ken – ob­gleich di­rekt oder in­di­rekt - ihre Töch­ter eher in ihrer Dop­pel­rol­le als be­rufs­tä­ti­ge Mut­ter.“

Zur Person

Maria Rita Testa ist seit 2015 Pri­vat­do­zen­tin mit venia do­cen­di in De­mo­gra­phie und So­zi­al Sta­tis­tik am In­sti­tut für So­zi­al­po­li­tik der WU sowie Wis­sen­schaft­le­rin am Witt­gen­stein Cent­re for De­mo­gra­phy and Glo­bal Human Ca­pi­tal (WU, IIASA, VID/ÖAW). In ihrer For­schung wid­met sich die ge­bür­ti­ge Ita­lie­ne­rin den Be­rei­chen Fa­mi­li­en­de­mo­gra­phie, Fer­ti­li­tät und re­pro­duk­ti­ve Ent­schei­dungs­pro­zes­se, Mi­gra­ti­on und Fer­ti­li­tät, Re­li­gi­on und Fer­ti­li­tät, Multilevel-​Modelle, Paneldaten-​Analysen sowie Kli­ma­wan­del.

Pres­se­kon­takt:
Mag. Anna Maria Schwen­din­ger
PR-​Referentin
Tel: + 43-​1-31336-5478
E-​Mail: anna.schwen­din­ger@wu.ac.at

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