Klimastresstest für Anlageportfolios entwickelt
Bei Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden wächst zunehmend das Bewusstsein, dass der Klimawandel eine neue Risikoquelle für die wirtschaftliche und finanzielle Stabilität darstellt. Auch Finanzakteur/innen sind den Klimarisiken ausgesetzt. Der Klimawandel hat somit langfristige Auswirkungen auf unser aller Wohlstand, so das Ergebnis einer Studie von Assistenzprofessorin Irene Monasterolo, Institut für Ecological Economics der Wirtschaftsuniversität Wien (WU).
Gemeinsam mit Forscher/innen der Universität Zürich und der Paris School of Economics hat Irene Monasterolo einen so genannten "Klimastresstest" entwickelt, mit dessen Hilfe die Klimarisiken auf Anlageportfolios bewertet werden können. Die Methodik basiert auf einer neuen Klassifizierung von wirtschaftlichen Aktivitäten, basierend auf ihrer Klima-Risikoexposition, durch Gruppierung in klimapolitisch relevante Sektoren und auf der Modellierung von Finanznetzwerken. Diese Methode ermöglicht es, Klimaminderungsszenarien in Standard-Finanzrisikometriken und in die Portfolioanalyse zu integrieren.
Klima-Stresstest prüft Auswirkungen auf Finanzstabilität
Die Auswirkungen des Klimawandels auf das Finanzsystem zu erforschen, wird von Wissenschaftler/inne/n und Praktiker/inne/n immer stärker gefordert. Von Versicherungen bis Banken halten viele Anleger/innen in ihren Portfolios auch Wertpapiere im Bereich des fossilen Brennstoff- und Versorgungssektors. Klimawandel und die damit einhergehenden klimapolitischen Szenarien können das Risiko für Anleger/innen daher beträchtlich erhöhen. Irene Monasterolo hat mit Kolleg/inn/en untersucht, wie sich klimapolitische Risiken im Finanzsystem ausbreiten könnten. Der dabei entwickelte Klimastresstest wurde bereits von Institutionen wie der Europäischen Zentralbank, der Weltbank, der Europäischen Bankenaufsichtsbehörde und der Österreichischen Nationalbank (OeNB) erfolgreich angewandt.
Über Irene Monasterolo
Irene Monasterolo ist seit 2017 Assistenzprofessorin für Klimaökonomie und Finanzen an der WU. Monasterolo hat einen Doktortitel in Agrar- und Ernährungsökonomie und Statistik an der Universität Bologna und zwei Post-Docs in Cambridge (UK) und Boston (USA) gemacht. Als Post Doc forschte sie zudem an der Universität Belgrad in Serbien. Weitere Forschungsstationen folgten: Weltbank, Universität Cambridge, die Inter-American Development Bank und die European Investment Bank sowie die Boston University. Ihre Forschungsarbeiten wurden in hochrangigen akademischen Zeitschriften wie "Nature Climate Change", "Climatic Change", "Energy Policy und Ecological Economics" veröffentlicht. Irene Monasterolo arbeitet vor allem an der Schnittstelle zwischen Forschung und Politik. Sie unterstützt Zentralbanken und Finanzaufsichtsbehörden dabei, den Klimawandel bei der Bewertung von Finanzrisiken und Klimastresstests sowie bei der Ökologisierung der Geld- und makroprudenziellen Politik zu berücksichtigen. Aktuelle Forschungsschwerpunkte sind die Erforschung der Komplementarität von fiskalischer, monetärer und makroprudenzieller Politik sowie die Implikationen des systemischen Risikos von zusammengesetzten COVID-19- und Klimarisiken. Darüber hinaus arbeitet sie als Beraterin für große Entwicklungsbanken (z.B. Weltbank, Europäische Investitionsbank, Inter-Amerikanische Entwicklungsbank) und Regierungen.
Researcher of the Month
Bereits seit 2016 zeichnet die WU mit dem „Researcher of the Month“ hervorragende Forscher/innen aus, die mit ihrer Forschung maßgeblich zur Lösung wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und rechtlicher Fragen beitragen. Das monatliche Video „Researcher of the Month“ zeigt den Alltag der Forscher/innen und gewährt einen Blick hinter die Kulissen der vielfältigen Forschung an der WU.
Weiterführende Links
Video “Researcher of the Month” Irene Monasterolo
Über Irene Monasterolo
Irene Monasterolo: Climate Change and the Financial System
Pressekontakt:
Mag. Melanie Hacker
PR-Referentin
Tel: + 43-1-31336-5964
E-Mail: melanie.hacker@wu.ac.at