Klima und COVID-19: Je näher am Äquator, desto weniger Infektionen
Länder, die sich näher am Äquator befinden, in denen es wärmer und die Luftfeuchtigkeit höher ist, verzeichnen weniger COVID-19-Infektionen pro Million Einwohner/innen. Dies legt einen saisonalen Effekt und damit eine Entspannung der COVID-19-Situation im Sommer nahe. Sobald die Temperaturen im Herbst und Winter erneut sinken, würde ein Wiederaufflammen der COVID-19-Pandemie begünstigt. Eine weitere Welle hängt jedoch maßgeblich vom Impffortschritt und von den Eindämmungsmaßnahmen einerseits, sowie dem Auftreten infektiöserer Virusvarianten andererseits, ab. Das ist das Ergebnis einer Studie von Professor Klaus Prettner vom Institut für Makroökonomie der WU.
Klaus Prettner hat in einer breit angelegten Studie gemeinsam mit Ko-Autor/inn/en aus Harvard, Stanford, Heidelberg, der IIASA in Laxenburg, dem Wittgenstein Centre for Demography and Global Human Capital und der Chinesischen Akademie der medizinischen Wissenschaften den Zusammenhang zwischen klimatischen Bedingungen und COVID-19 untersucht.
In der Studie wurde ein statistisches Schätzverfahren angewandt. Die Forscher/innen regressieren den Logarithmus der bestätigten COVID-19-Fälle pro Million Einwohner/innen in einem Land auf die Entfernung des Landes vom Äquator und kontrollieren dabei für wichtige Einflüsse wie Bevölkerungsdichte, Flugreisen, Verkehrsdichte, Einkommen, Testintensität, Gesundheitsausgaben und Altersstruktur. So konnten die Forscher/innen zeigen, um welchen Prozentsatz die kumulierte Anzahl der Corona-Fälle seit Beginn der Pandemie mit der Nähe zum Äquator abnimmt. Gemäß der Resultate weist ein Land, das 1000 km näher am Äquator liegt, durchschnittlich 33 Prozent weniger Fälle pro Million Einwohner/innen auf. Die Beziehung zwischen COVID-19 und dem Klima konnte mit den verfügbaren Daten bereits im April 2020 im Preprint der Studie gezeigt werden. Nun wurde dieser Zusammenhang mit den Daten bis Januar 2021 bestätigt. Der genaue zugrundeliegende Mechanismus kann mit den Daten der Verfasser/innen allerdings nicht eindeutig gezeigt werden. Denkbar sind unterschiedliche Wirkungskanäle wie ein direkter klimatischer Effekt auf die Ausbreitung des Virus, oder ein indirekter Effekt, da das Immunsystem im Winter anfälliger für Infektionen ist, oder auch ein indirekter Effekt über das Verhalten der Menschen, die im Sommer weniger Zeit in geschlossenen Innenräumen verbringen, in denen die Ansteckungswahrscheinlichkeit höher ist.
Je näher am Äquator, desto weniger Corona-Fälle
„Je näher ein Land am Äquator liegt, desto weniger bestätigte Fälle des COVID-19-Virus pro Million Einwohner/in treten auf. Je näher am Äquator, desto höher sind tendenziell die Luftfeuchtigkeit, die Temperaturen und die Intensität der UV-Strahlung. Dies zu wissen ist wichtig, um entsprechende Maßnahmen gegen die Ausbreitung des COVID-19-Virus zeitlich optimal zu planen. Unsere Ergebnisse bedeuten insgesamt jedoch nicht, dass Länder, die näher am Äquator sind, gar nicht von der Pandemie betroffen sind oder das Virus im Sommer ganz verschwinden wird“, so Klaus Prettner, Professor für Makroökonomie und Digitalisierung an der WU. Wie sich die COVID-19-Pandemie im Sommer entwickeln wird, hängt auch von weiteren Variablen ab, die in der Studie nicht miteinberechnet werden konnten, etwa den neuen Varianten und Mutationen des SARS-COV-2-Virus.
Zahl der COVID-19-Fälle pro Million Einwohner/innen
Die folgende Liste enthält Beispiele der jemals aufgetretenen Infektionen pro Million Einwohner/innen (bis 9. Mai 2021). Auch hier ergibt sich das Bild, dass tendenziell Länder, die weiter vom Äquator entfernt liegen, stärker von der Corona Pandemie betroffen sind, als Länder, die näher am Äquator liegen, etwa in Afrika (Quelle: Our World in Data):
Europäische Union: 70 777
Tschechische Republik: 153 615
Frankreich: 85 671
Österreich 70 070
Italien: 67 997
Deutschland: 42 143
USA: 98 814
UK: 65 560
Mexiko: 18 349
Indonesien: 6 265
Kenia: 3 042
Ghana: 2 991
Ägypten 2 320
Thailand: 1 194
Nicaragua 1 055
Nigeria: 802
Link zur Studie: Climate and the Spread of COVID-19: Simiao Chen, Klaus Prettner, Michael Kuhn, Pascal Geldsetzer, Chen Wang, Till Bärnighausen & David E. Bloom
Über WU Professor Klaus Prettner, Institut für Makroökonomie
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