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Industrieller Bergbau verursacht großen Waldverlust in den Tropen

13. September 2022

Die wachsende Nachfrage nach Mineralien und der daraus resultierende Bergbau treibt die Abholzung der Wälder weltweit weiter voran. Heute wird in den Bergwerken weltweit mehr als das Doppelte der im Jahr 2000 geförderten Rohstoffmenge abgebaut. Besonders anfällig sind Tropenwälder. Bislang war das volle Ausmaß der Auswirkungen auf tropische Ökosysteme unbekannt. Forscher*innen der WU Wien legen jetzt gemeinsam mit weiteren Universitäten die erste umfassende Studie zur Ausbreitung des Waldverlusts durch die Intensivierung des Bergbaus vor.

Vier Länder verantwortlich für 80% des Waldverlusts

Stefan Giljum, Victor Maus, Nikolas Kuschnig und Sebastian Luckeneder vom WU Institut for Ecological Economics zeigen mit ihren Kolleg*innen, wo der industrielle Bergbau zwischen 2000 und 2019 die größte Entwaldung verursachte. Insgesamt war der Bergbau direkt für den Verlust von 3.264 km2 tropischer Waldflächen verantwortlich. 80 Prozent davon in nur vier Ländern: Indonesien, Brasilien, Ghana und Surinam. Die Studie zeigt signifikante aber ungleichmäßig verteilte und oft unkontrollierte Auswirkungen auf diese besonders artenreichen Ökosysteme.

Die Forscher*innen haben dazu die geografischen Koordinaten der von 2000 bis 2019 in Betrieb befindlichen industriellen Bergwerke mit den Aufzeichnungen zum Waldverlust aus dem Datensatz Global Forest Change für denselben Zeitraum abgeglichen. Die Daten deckten 26 Länder ab, auf die 76,7 Prozent der gesamten zwischen 2000 und 2019 beobachteten Abholzung der Tropenwälder entfielen.

Indirekte Entwaldung

Neben der direkten Entwaldung wiesen 18 der 26 Länder im Umkreis von 50 Kilometern um die Minen höhere Entwaldungsraten auf, als durch andere Faktoren erklärt werden konnten. Diese indirekte Entwaldung ist beispielsweise auf die Entstehung neuer Siedlungen oder von Transportinfrastruktur in der Umgebung von industriellen Minen zurückzuführen.

Stefan Giljum: „Um die lokalen Ökosysteme der Tropen zu schützen, brauchen wir genaue Folgenabschätzungen und Pläne zur Schadensbegrenzung im industriellen Bergbau. Diese Pläne müssen sich sowohl auf die direkten als auch auf die indirekten Auswirkungen des industriellen Bergbaus beziehen.“

Weitere Informationen

Stefan Giljum, Victor Maus, Nikolas Kuschnig, Sebastian Luckeneder, Michael Tost, Laura Sonter, Anthony Bebbington: A pan-tropical assessment of deforestation caused by industrial mining. Abrufbar unter https://doi.org/10.1073/pnas.2118273119

Pressekontakt:
Alexander Vieß
Forschungskommunikation
Wirtschaftsuniversität Wien
Tel: + 43-1-31336-5478
E-Mail: alexander.viess@wu.ac.at

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