Eine Person liest eine spanische Tageszeitung

Höherer Bildungsgrad und höheres Einkommen durch Kindergartenbesuch

13. Oktober 2016

Der Kin­der­gar­ten gilt nicht nur als Er­leich­te­rung der Kin­der­be­treu­ung bei be­rufs­tä­ti­gen El­tern, son­dern ihm wird auch ein hoher päd­ago­gi­scher Wert zu­ge­spro­chen. Alys­sa Schnee­baum vom In­sti­tut für Ma­kro­öko­no­mie der WU un­ter­such­te ge­mein­sam mit Co-​Autor Pir­min Fess­ler die so­zio­öko­no­mi­schen Ef­fek­te des Be­suchs eines Kin­der­gar­tens. Dabei zeig­te sich: Kin­der­gar­ten­kin­der haben im spä­te­ren Leben durch­schnitt­lich 0,4 Jahre mehr Bil­dung – fast ein hal­bes Jahr. Zudem er­höht sich die Wahr­schein­lich­keit auf einen aka­de­mi­schen Ab­schluss um fünf Pro­zent­punk­te und damit auch das spä­te­re Ein­kom­men im Ver­gleich zu jenen Kin­dern, die kei­nen Kin­der­gar­ten be­sucht haben.

Seit dem Kin­der­gar­ten­jahr 2010/2011 ist der halb­tä­gi­ge Kin­der­gar­ten­be­such für Kin­der ab fünf Jah­ren von Sep­tem­ber bis Juni (mit Aus­nah­me der Schul­fe­ri­en) ver­pflich­tend. Mit Be­ginn des Kin­der­gar­ten­jah­res 2016/2017 wer­den El­tern vorab zum El­tern­ge­spräch ein­ge­la­den. <link vw1 m schnee­baum>Alys­sa Schnee­baum vom In­sti­tut für Ma­kro­öko­no­mie der WU un­ter­such­te, wel­che so­zio­öko­no­mi­schen Ef­fek­te der Kin­der­gar­ten­be­such mit sich bringt. Dabei zeig­te sich, dass die­sem aus ge­samt­ge­sell­schaft­li­cher Per­spek­ti­ve eine tra­gen­de Rolle zu­kommt. So er­ge­ben sich so­wohl eine Viel­zahl po­si­ti­ver Ef­fek­te für die Kin­der, deren Chan­cen auf das Er­rei­chen eines hö­he­ren Bil­dungs­ni­veaus mit dem Kin­der­gar­ten­be­such stei­gen, als auch zahl­rei­che ge­samt­ge­sell­schaft­li­che Vor­tei­le.

Höherer Bildungsstand, höheres Einkommensniveau

Die Stu­die der WU-​Forscherin zeigt, dass ein Kin­der­gar­ten­be­such die Wahr­schein­lich­keit, dass eine Per­son einen Hoch­schul­ab­schluss macht, um rund fünf Pro­zent­punk­te stei­gert. Durch­schnitt­lich führt der Be­such zu 0,4 Jah­ren mehr Bil­dung und in wei­te­rer Folge auch zu rund sie­ben Pro­zent mehr Ent­loh­nung. Zudem ar­bei­tet eine Per­son durch den Kin­der­gar­ten­be­such mit einer fünf Pro­zent­punk­te hö­he­ren Wahr­schein­lich­keit Voll­zeit als eine Per­son, die den Kin­der­gar­ten nicht be­sucht hat. Um zehn Pro­zent steigt auch die Chan­ce, dass die Mut­ter be­zahl­ter Ar­beit nach­geht. Es gibt auch wei­te­re Hin­wei­se dar­auf, dass be­son­ders Mi­gran­tIn­nen vom Kin­der­gar­ten pro­fi­tie­ren und, dass die Ein­kom­mens­ver­tei­lung im obe­ren Be­reich da­durch glei­cher wird, weil be­son­ders mitt­le­re Ein­kom­mens­schich­ten pro­fi­tie­ren.

Über die Studie

Die Ana­ly­se ba­siert auf einen rei­chen Da­ten­satz mit In­for­ma­ti­on über die wirt­schaft­li­chen Hin­ter­grün­de von Per­so­nen zwi­schen 25 und 59 Jah­ren in Ös­ter­reich im Jahr 2010 und ver­wen­det die mo­derns­ten mul­ti­va­ria­ten öko­no­me­tri­schen Me­tho­den. Ins­be­son­de­re griff die Au­torin Alys­sa Schnee­baum auf die Me­tho­den „Pro­pen­si­ty Score Matching“ und „Re­cen­te­red In­flu­ence Func­tions“ zu­rück, die es er­mög­li­chen, Per­so­nen die ent­we­der einen Kin­der­gar­ten be­sucht haben oder nicht, aber mit ähn­li­chen Hin­ter­grün­den zu ver­glei­chen. „In un­se­rer Stu­die wird deut­lich, dass der Kin­der­gar­ten ähn­lich wert­vol­le Be­ne­fits wie zu­sätz­li­che Schul­jah­re bringt. Erst­mals kön­nen wir auch um­fas­sen­de Aus­sa­gen zur ge­sam­ten ös­ter­rei­chi­schen Be­völ­ke­rung tref­fen. Wir fin­den so­wohl De­tails über die Aus­wir­kun­gen des Kin­der­gar­ten­be­suchs auf Bil­dung und das spä­te­re Ein­kom­men, als auch auf die spä­te­re Par­ti­zi­pa­ti­on am Ar­beits­markt, eben­so wie auf die Par­ti­zi­pa­ti­on der Mut­ter am Ar­beits­markt“, so Stu­di­en­au­torin WU-​Forscherin Alys­sa Schnee­baum.

Pres­se­kon­takt:
Mag. Anna Maria Schwen­din­ger
Presse-​Referentin
Tel: + 43-​1-31336-5478
E-​Mail: anna.schwen­din­ger@wu.ac.at

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