Herausforderung KI: Die Lange Nacht der Forschung 2024 an der WU
Wer hat das Urheberrecht an einem KI-generierten Bild? Darf man einen von ChatGPT verfassten Text bei der Arbeit, in der Schule oder an der Uni verwenden? Inwieweit kann man KI-generierten Infos vertrauen? Solche Fragen stellen sich viele Menschen. Bei der Langen Nacht der Forschung an der WU geben Expert*innen Antworten.
Alle zwei Jahre öffnen Universitäten und Forschungseinrichtungen in ganz Österreich einen Abend lang ihre Pforten und laden zur Langen Nacht der Forschung. Die Besucher*innen des WU Campus erwartet am 24. Mai ab 17 Uhr ein Programm, das die menschliche Dimension von technologischem Fortschritt und gesellschaftlichem Wandel thematisiert.
Künstliche Intelligenz ist ein Thema, das besonders deutlich macht, wie technologischer Fortschritt unsere Gesellschaft verändert. Denn im Umgang mit KI tun sich immer mehr Fragen auf – und viele davon sind rechtlicher Natur. WU Professor Philipp Homar von der Abteilung für Informations- und Immaterialgüterrecht befasst sich seit Längerem damit, wie sich KI-generierte Schöpfungen mit dem Urheberrecht vereinbaren lassen. Bei der Langen Nacht der Forschung an der WU wird er ab 17 Uhr dazu eine Public Lecture im Audimax halten.
KI und Urheberrecht: Vieles ist noch ungeklärt
Wenn ich ein Bild mit einer KI erstelle, bin ich dann der Urheber? Das ist eine der typischen Fragen, die in diesem Zusammenhang gestellt werden. „Um das Urheberrecht an einem Bild zu haben, muss es als menschliche Schöpfung qualifiziert werden“, erklärt Philipp Homar. „Es reicht nicht, dass ich der KI sage: Mach mir ein Bild von einem Roboter, der vor dem Computer sitzt. Eine so allgemeine Nutzereingabe ist zu wenig, denn die Idee allein ist nicht schützenswert.“
Wer allerdings durch sehr konkrete Eingabeaufforderungen ein Bild detailliert vorgibt, kann vielleicht ein Urheberrecht an dem Bild beanspruchen. In China gab es vor kurzem genau so einen Fall: „Jemand, der in mehreren Arbeitsschritten seine Prompts immer wieder angepasst hat, um zu einem seinen Vorstellungen entsprechenden Bild zu kommen, hat in diesem einen Fall das Urheberrecht zugesprochen bekommen“, sagt Philipp Homar, „aber von Rechtssicherheit sind wir hier noch weit entfernt.“
Darf man einen von ChatGPT verfassten Text verwenden und vielleicht sogar als den eigenen ausgeben? Auch diese Frage hört Philipp Homar immer öfter. Die Schwierigkeit daran: „Niemand kann garantieren, dass in dem generierten Text nicht Auszüge aus geschützten Werken enthalten sind.“ In den Massen an Daten, mit denen KIs trainiert werden, befinden sich viele urheberrechtlich geschützte Werke – und es kommt immer wieder vor, dass diese teilweise in den Texten landen, die mit der KI erzeugt werden: „Wenn ich so einen Text verwende und darin ist etwas Geschütztes enthalten, habe ich letztendlich Pech gehabt. Daher muss man sagen: Wer einen Text von einer KI übernimmt, trägt auch das Risiko.“
Eine zweite wichtige Dimension erhält diese Frage an Universitäten: Derzeit ist unklar, ob KI-generierte Texte in wissenschaftlichen Arbeiten als Plagiate gelten, wenn die Texte als eigene ausgegeben werden. Philipp Homar: „Nach meiner Einschätzung ist der Plagiatsbegriff ist so weit, dass das als Plagiat relevant sein kann. Aber auch das ist noch nicht ganz geklärt.“
Antworten bei der Langen Nacht der Forschung
Über diese und andere heiklen Fragen in Bezug auf KI wird Philipp Homar bei der Langen Nacht der Forschung an der WU sprechen. Im Anschluss wird eine weitere Expertin von der WU zum Thema KI sprechen: Verena Dorner vom Institut für Digital Ecosystems. Sie beschäftigt sich mit AI Advice: Bei Entscheidungen verlassen wir uns immer öfter auf Technologie. Doch inwieweit kann man den Ratschlägen von Maschinen vertrauen? Ab 18:30 Uhr wird Verena Dorner ihr Wissen zu diesen Fragen teilen.
Neben den beiden Public Lectures erwartet die Besucher*innen der Langen Nacht der Forschung an der WU ein vielfältiges Programm. In verschiedenen Forschungsstationen kann man etwa erleben, wie Technologie in der Pflege eingesetzt wird, wie Ungleichheit unseren Lebensweg bestimmt oder warum es für uns Menschen wichtig ist, Dinge zu besitzen. Wer schon immer wissen wollte, wie sozialwissenschaftliche Forschung durchgeführt wird, kann als Versuchsperson bei echten Experimenten teilnehmen und neue Technologien wie Eye-Tracking-Geräte oder Face-Reader ausprobieren.
Die Lange Nacht der Forschung an der WU begrüßt Forschungsinteressierte am 24. Mai 2024 von 17 bis 21 Uhr. Der Eintritt ist frei, eine Voranmeldung nicht nötig.
Weitere Informationen
Vollständiges Programm der Langen Nacht der Forschung an der WU