Gründen im Studium? Studie zeigt: Universitäten leisten wichtige unternehmerische Geburtshilfe
Universitäten werden als Brutkästen für Innovation immer wichtiger. Schon während des Studiums ein Start-up zu gründen, ist mittlerweile keine Seltenheit mehr. Das geht aus dem aktuellen Austrian Startup Monitor hervor – einer Vermessung des österreichischen Startup-Ökosystems durch das Austrian Institute of Technology (AIT), AustrianStartups und des Gründungszentrums der WU Wirtschaftsuniversität Wien.
Kürzlich sorgte ein neues Ranking für Begeisterung am WU Gründungszentrum: Der Startup-Inkubator der WU Wirtschaftsuniversität Wien gehört laut Financial Times zu „Europe’s Leading Startup Hubs 2024“. Ein Erfolg, der einen Trend bestätigt: Mehr und mehr Start-ups in Österreich werden an Universitäten gegründet – und das oft schon während des Studiums.
„Die Anzahl der forschungsgetriebenen Start-ups, die im Zuge eines Dienstverhältnisses an einer Hochschule gegründet werden, ist seit einigen Jahren konstant“, erklärt Rudolf Dömötör, Leiter des WU Gründungszentrums und Co-Autor des Austrian Startup Monitor 2023. „Aber wir sehen einen starken Anstieg der Gründungen im Rahmen einer akademischen Ausbildung.“
Gemeinsam mit dem AIT und der Non-Profit-Organisation AustrianStartups erstellt das Gründungszentrum der WU den Austrian Startup Monitor – eine jährliche Bestandsaufnahme des österreichischen Startup-Ökosystems. Und während im Zeitraum 2012-2014 nur 6,2 Prozent der Gründungen im Zuge einer akademischen Ausbildung gemacht wurden, waren es 2021-2023 15,7 Prozent – ein Anstieg um das Zweieinhalbfache. Insgesamt ist mittlerweile fast jedes vierte Startup ein akademisches Spin-off.
Auch wenn das finanzielle Umfeld für Startups derzeit kein einfaches ist, zeigt der Austrian Startup Monitor 2023 weitere positive Entwicklungen auf: Mittlerweile haben mehr als 4 von 10 Startups in Österreich den Break-even geschafft - das ist eine Steigerung von 24% im Vergleich zum Vorjahr. Außerdem hat sich die durchschnittliche Anzahl von Mitarbeiter*innen von 11,7 auf 12,3 erhöht. Damit umfasst der heimische Startup-Sektor schon rund 30.000 Beschäftigte.
Mehr Startpunkte für Gründungen
Doch wie kam es zu dem starken Anstieg der akademischen Spin-offs? Rudolf Dömötör sieht mehrere Gründe dafür: „An vielen Universitäten – so auch an der WU – gibt es schon während des Studiums mehr Startpunkte, um ein Unternehmen zu gründen.“ Ein typisches Beispiel ist die E&I Technology Garage, bei der Bachelor-Studierende der WU gemeinsam mit Wissenschaftler*innen an Geschäftsmodellen und Kommerzialisierungsstrategien für deren Neuentwicklungen im Technologie-Bereich arbeiten.
Ein anderes ist die universitätsübergreifende Entrepreneurship Avenue, eine Serie von Workshops und Events zu allen Themen rund ums Gründen, bei der in den vergangenen zehn Jahren rund 15.000 Studierende teilgenommen haben und über 400 Startup-Projekte konzipiert wurden. Ähnliche Lehrveranstaltungen und Events gibt es an vielen Universitäten und Fachhochschulen in Österreich.
„Am Gründungszentrum merken wir, dass immer mehr junge Menschen mit dem Hintergedanken studieren, ein Unternehmen zu gründen“, sagt Rudolf Dömötör. „Andere wiederum können sich erst vorstellen, zu gründen, wenn sie im Studium mit der Startup-Community in Berührung kommen und davon inspiriert werden.“
Die Universität als Geburtshelferin
Wer im Zuge einer akademischen Ausbildung gründet, kann von den unterschiedlichsten Unterstützungsleistungen profitieren. Auch das zeigt der aktuelle Austrian Startup Monitor: 44,6 Prozent der Gründer*innen bekommen Unterstützung bei der Entwicklung des Geschäftskonzeptes, 43,1 Prozent nutzen einen universitären Inkubator. Auch die Nutzung von Infrastruktur, rechtliche Beratung und Hilfe bei der Ansprache von Partnern aus der Wirtschaft werden häufig angenommen.
Geht es nach Rudolf Dömötör, wird sich dieser Trend in Zukunft fortsetzen: „Wir sehen, dass die Ideen der Studierenden immer vielfältiger werden, und auch die Startpunkte für Gründungen werden zahlreicher.“ Kürzlich haben mehrere Universitäten und Forschungseinrichtungen – darunter die WU, die Universität Wien und das ISTA – etwa die Initiative „xbio Innovation Junction“ gegründet, bei der Forscher*innen aus der Biotechnologie und Akademiker*innen mit wirtschaftlichem Hintergrund zusammengebracht werden, um gemeinsam an Biotech-Startups zu arbeiten. „Am 29. April veranstalten wir dazu ein Cofounder-Matchmaking“, erzählt der Leiter des WU Gründungszentrums, „und das ist nur eine von vielen neuen Initiativen.“
Details zur Studie und weitere Informationen
Leitner, K.-H., Pintar, N., Zahradnik, G., Dömötör, R., Einsiedler, J., Raunig, M., & Wundsam, H. (2024). Austrian Startup Monitor 2023. AIT Austrian Institute of Technology.
Link zur Studie