Erneuerbare Energien hoch im Kurs: Österreichs Jugend setzt verstärkt auf Elektromobilität
Der Ausbau erneuerbarer Energien hat beim Großteil der österreichischen Bevölkerung ungebrochen einen hohen Stellenwert. Das bestätigt eine aktuelle Studie vom Institut für Strategisches Management der WU, Deloitte Österreich und Wien Energie. Der Trend setzt sich fort: Große Zustimmung findet sich beim Thema Energiewende sowie bei Elektromobilität, Photovoltaik und Gemeinschaftsanlagen. Zugleich verliert Diesel als Antriebsmodell an Akzeptanz.
Im Rahmen der Studie „Erneuerbare Energien in Österreich“ untersuchten das Institut für Strategisches Management der WU, Deloitte Österreich und Wien Energie zum dritten Mal aktuelle Einstellungen der ÖsterreicherInnen zum Thema. Das Ergebnis: Deutliche 85 Prozent ziehen die Weiterentwicklung erneuerbarer Energietechnologien der stärkeren Nutzung fossiler Energieträger vor. Eine große Mehrheit von 81 Prozent erwartet sich dadurch ein nachhaltigeres Wirtschaftswachstum. Die Stimmungslage ist damit drei Jahre in Folge sehr positiv. Erstmals wurde in der aktuellen Studie auch ein Schwerpunkt auf junge Menschen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren gelegt. Hier zeigt sich, dass diese mehr Wert auf die Stromherkunft legen, die Generationengerechtigkeit betonen und verstärkt auf Elektromobilität setzen.
Hauptargument Umweltschutz – 67 Prozent gegen Ölheizungen, 46 Prozent für Verbot von alten Dieselfahrzeugen
Der wichtigste Grund für den Ausbau erneuerbarer Energien bleibt der Umweltschutz. Dieser ist für 84 Prozent der ÖsterreicherInnen das entscheidende Argument. Dadurch treffen auch einschneidende Maßnahmen und Verbote auf breite Zustimmung. Nahezu die Hälfte der Befragten befürwortet ein Verbot von älteren Dieselfahrzeugen in Innenstädten und 67 Prozent sprechen sich für ein Verbot von Ölheizungen in Neubauten aus. Den Bau von Windkraftanlagen in landschaftlich schönen oder unter Naturschutz stehenden Gebieten unterstützen 60 Prozent. Studienautorin Nina Hampl vom Institut für Strategisches Management der WU und Professorin für Nachhaltiges Energiemanagement an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt: „Das Bewusstsein der österreichischen Bevölkerung für erneuerbare Energien nimmt zu. Die Generation von morgen trägt diese Entwicklung hin zu einem nachhaltigen Energiesystem mit. Eine breite gesellschaftliche Akzeptanz ist wesentlich – nur so können die klima- und energiepolitischen Ziele erreicht werden.“
Photovoltaik und Stromspeicher – 47 Prozent wollen Gemeinschaftsanlagen
Rund 15 Prozent geben an, dass auf ihrem Wohngebäude der Bau einer Photovoltaikanlage geplant ist. Davon sollte mehr als ein Drittel innerhalb der nächsten zwei Jahre installiert werden. Die Zahlungsbereitschaft für diese Anlagen ist deutlich gestiegen: Im Durchschnitt sind die StudienteilnehmerInnen bereit, 1.000 Euro pro kWp (Kilowatt Peak) zu investieren. Der Anteil jener PhotovoltaikbesitzerInnen, die sich für einen Stromspeicher entschieden haben, hat ebenfalls zugenommen. Das deutet darauf hin, dass sinkende Preise und finanzielle Anreize Wirkung zeigen. Auch die Bereitschaft zur Errichtung von Gemeinschaftsanlagen ist hoch. 47 Prozent der Haushalte wollen sich an einer gemeinschaftlichen Photovoltaikanlage beteiligen. Davon erwartet man sich vor allem deutlich niedrigere Stromkosten. Michael Strebl, Geschäftsführer von Wien Energie, hat ein solches Geschäftsmodell bereits entwickelt und sieht in der seit Anfang 2018 wirksamen „kleinen Ökostromnovelle“ Chancen und Vorteile für die KonsumentInnen. „Mit dem neuen Fördersystem können wir davon ausgehen, dass immer mehr Menschen zu Prosumern werden. Sie produzieren mit ihrer Photovoltaikanlage eigenen Strom und können diesen durch den Einsatz von Stromspeichern auch verkaufen oder gemeinschaftlich nützen“, erklärt Strebl. Der Digitalisierung wird auf diesem Gebiet eine zunehmende Bedeutung zugesprochen. 62 Prozent der Befragten halten es für wahrscheinlich, ihren Strom in Zukunft direkt von der Photovoltaikanlage des Nachbarn zu beziehen.
Elektromobilität nimmt Fahrt auf – 61 Prozent der Jungen sehen eigenes E-Auto als Option
Im Bereich Elektromobilität ist der Trend eindeutig: Die Zulassungszahlen in Österreich steigen im Europavergleich deutlich und auch die Kaufabsicht ist sehr hoch. Für 52 Prozent ist ein eigenes Elektroauto mittlerweile eine realistische Option. 42 Prozent der Befragten, die prinzipiell ein Elektroauto kaufen würden, wollen dies bereits innerhalb der nächsten fünf Jahre tun. Unter den Jugendlichen können sich sogar 61 Prozent vorstellen ein E-Auto zu kaufen – das sind beträchtlich mehr als bei den Erwachsenen. Vor allem der Klimaschutz spricht aus Sicht der KonsumentInnen für die Elektromobilität. Mehr als die Hälfte der Befragten denkt, dass der Markt in 20 Jahren von Elektroautos dominiert wird. Allerdings müssen dafür die Rahmenbedingungen verbessert werden. „Zu geringe Reichweite bei den Fahrzeugen, eine unzureichende Ladeinfrastruktur und nach wie vor zu hohe Preise sind oftmals noch hinderlich“, betont Gerhard Marterbauer, Partner bei Deloitte Österreich. „Laut Studie kostet das Wunsch-E-Auto 20.000 Euro, fährt mit einer einzigen Ladung 650 Kilometer und ist nach einer Stunde wieder vollständig aufgeladen.“
Bürgerbeteiligungen gewinnen an Bedeutung – 30 Prozent sind interessiert
Die direkte finanzielle Beteiligung von Privatpersonen an Projekten zur Nutzung von erneuerbaren Energien, also an sogenannten „Bürgerprojekten“, ist nach wie vor im Aufschwung. Laut Studie zeigen rund 30 Prozent Interesse oder planen eine Beteiligung. Allerdings besteht bei mehr als 60 Prozent der StudienteilnehmerInnen noch ein Informationsdefizit über die Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung.
Informationen zur Studie
Die Studie „Erneuerbare Energien in Österreich 2017“basiert auf einer repräsentativen Befragung der österreichischen Bevölkerung im Alter zwischen 18 und 70 Jahren (1.006 StudienteilnehmerInnen) und einer Befragung von 261 österreichischen Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Alter zwischen 15 und 25 Jahren. Sie wurde nach 2015 und 2016 nun zum dritten Mal durchgeführt. Die Datenerhebung erfolgte Mitte bis Ende Oktober 2017.
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WU
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Tel: + 43 (0)1 31336 5478
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