Diskriminierung im Gesundheitsbereich: Privatpatient/inn/en werden bevorzugt
Praxen von Ärzt/inn/en diskriminieren Patientinnen und Patienten nicht aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, eine Ungleichbehandlung geschieht aber sehr wohl nach dem Versicherungsstatus. Zu diesem Schluss kommt WU Professor Rupert Sausgruber (Department für Volkswirtschaft) in einer Feldstudie, bei der über 3.000 Praxen in Deutschland kontaktiert wurden.
Gibt es in der ambulanten Gesundheitsversorgung diskriminierende Verhaltensweisen? So die Forschungsfrage, die WU Professor Rupert Sausgruber gemeinsam mit seinen Koautoren Martin Halla (JKU Linz) und Christopher Kah (Universität Innsbruck) in einer umfangreichen Feldstudie, beantwortet. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass gesetzlich Versicherte mit 25 % geringerer Wahrscheinlichkeit einen Termin erhielten als privat Versicherte. Außerdem mussten sie einen halben Tag länger auf einen Termin warten. Die wahrgenommene Ethnizität einer Person hat jedoch keinen Einfluss, so die Studie.
Feldexperiment mit über 3.000 Praxen von Ärzt/inn/en Arztpraxen in Deutschland durchgeführt
Bei dem Feldexperiment wurden mehr als 3.000 Praxen von Ärzt/inn/en Deutschland mit Terminanfragen per E-Mail kontaktiert. Einige der fiktiven Absender/innen waren privat versichert, andere gesetzlich. Ihre Namen ließen eine deutsche oder türkische Ethnie vermuten. Die Terminvergabe und Wartezeit korrelierte nicht mit der (vermeintlich) ethnischen Zugehörigkeit, diskriminiert wurden aber Personen, die gesetzlich versichert waren. Privat Versicherte wurden bevorzugt.
Ambulante Gesundheitsversorgung stark wettbewerbsorientiert
Dieses Ergebnis ist überraschend, wenn man bedenkt, dass Diskriminierung aufgrund der ethnischen Herkunft durchaus in vielen Lebensbereichen häufig zu beobachten ist. Rupert Sausgruber argumentiert, dass der Markt der ambulanten Gesundheitsversorgung von wettbewerbsorientierten Kräften geprägt ist, die stark genug sind, um eine derartige Diskriminierung zu unterdrücken. Die Diskriminierung aufgrund des Versicherungsstatus führt Sausgruber auf den großen Einfluss zurück, den der Status auf das Einkommen der Ärztinnen und Ärzte hat.
Über Rupert Sausgruber
Rupert Sausgruber studierte Volkswirtschaftslehre an der Universität Innsbruck und am Institut für Höhere Studien (IHS) in Wien. Als Gastforscher verbrachte er zahlreiche Aufenthalte im Ausland, unter anderem an der Universität Kopenhagen, dem Max Planck Institut Jena, dem „Economic Science Laboratory“ an der University of Arizona und dem „Office of Tax Policy Research“ an der University of Michigan. Von 2005 bis 2013 war er außerordentlicher Professor für Wirtschaftswissenschaften an der Universität Innsbruck bis er im Jahr 2013 als Professor für Volkswirtschaftslehre an die Wirtschaftsuniversität Wien wechselte.
Zu seinen Forschungsgebieten zählen die Finanzwissenschaft und Verhaltensökonomik. In seiner Forschung untersucht er, wie neue Entwicklungen in der Verhaltensökonomik unser Wissen und Verständnis der öffentlichen Ökonomie fördern. Seine Beiträge zeigen, dass verhaltensökonomische Überlegungen in einer Reihe von Bereichen wie Besteuerung, Umverteilung, Kooperation, Wahlen, Bildung und Arbeitsanreize eine besondere Rolle spielen. Rupert Sausgruber hat unter anderem wissenschaftliche Beiträge in folgenden Zeitschriften publiziert: „Journal of the European Economic Association”, “European Economic Review” sowie in Fachzeitschriften wie dem “Journal of Public Economics”, “International Journal of Industrial Organization”, “Experimental Economics”, “Journal of Economic Psychology”, “Journal of Evolutionary Economics” und “Public Choice” veröffentlicht. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift „Behavioral and Experimental Economics“ sowie Mitglied des Associate Editorial Panel bei „International Tax and Public Finance“.
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Über WU Professor Rupert Sausgruber
WU Institut für Finanzwissenschaft und Öffentliche Wirtschaft
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