Eine genauere Betrachtung der Wirkungslandkarte zeigt, dass die Wiener Wohnungslosenhilfe stark auf ihre direkte Zielgruppe, die Klient*innen, wirkt und hierbei zum Menschenrecht auf Wohnen beiträgt. Bei obdachlosen Menschen steht die Deckung von basalen Grundbedürfnissen im Vordergrund und trägt damit zu einer Überlebenssicherung bei. Menschen in stationären Wohnangeboten der Wiener Wohnungslosenhilfe profitieren von einer Stabilisierung ihrer Lebenslage in vielfältiger Hinsicht. Dies betrifft die Wohnsituation an sich, die psychische und physische Gesundheit sowie die sozialen Kontakte. Menschen in mobiler Wohnbetreuung profitieren von einer Reihe an positiven Wirkungen, die sich auf den Zugang zu einer eigenen Wohnung beziehen. Für Menschen, die in prekären Wohnverhältnissen leben, sind jene Stellen am wirkungsvollsten, welche Post- und Meldeadressen vergeben, Tageszentren, welche Aufenthaltsmöglichkeiten bieten und die Gesundheitsdienste.

Die Angebote der Wiener Wohnungslosenhilfe haben nicht nur Auswirkungen auf die Klient*innen selbst, sondern auf viele weitere Organisationen, Unternehmen, Institutionen und Behörden in Wien. Gäbe es die Wiener Wohnungslosenhilfe nicht, würde die Fülle der in dieser Studie identifizierten Wirkungen im Alltag klar zum Vorschein kommen. Besonders relevant und sichtbar wäre dann ein erhöhter Arbeitsaufwand, mit entsprechend verbundenen Kosten, bei einer Reihe von Stakeholdern, wie Justiz, Krankenhäuser, niedergelassene Ärzt*innen, Polizei, Rettung und Verkehrsbetriebe. Ohne adäquate Versorgung in den bestehenden Angeboten würden viel mehr Menschen auf der Straße nächtigen müssen und entsprechend mehr Einsätze bei den Einsatzorganisationen induzieren. Darüber hinaus gäbe es mehr gesundheitliche Notfälle, die wiederum das Gesundheitssystem belasten und entsprechende Kosten verursachen.

Solch eine Situation würde wohl Beschwerden bei Politik und Verwaltung hervorrufen, die wiederum rasch an die Grenzen ihrer Handlungsmöglichkeiten stoßen würden. Ohne entsprechende Expertise aus den derzeit bestehenden Angeboten könnte wiederum lediglich mit Sicherheitsmaßnahmen reagiert werden, was in der Regel kostenintensiv ist. Hiermit in Zusammenhang steht auch die Wichtigkeit der Weitervermittlung von Informationen zum Thema und der entsprechende Wissensaufbau. Aber nicht nur auf dieser Metaebene profitiert die Stadt Wien, sondern auch deutlich konkreter auf Ebene der Behörden. So hat beispielsweise die MA 11, die Kinder- und Jugendhilfe, eine Entlastung bei der Wohnungssuche und hinsichtlich der Wohnversorgung von Familien. Damit einher geht die Möglichkeit, sich auf eigene Themen zu konzentrieren und hier effizienter und wirksamer zu arbeiten.

Bedeutsame Wechselwirkungen der hier untersuchten 14 Angebote der Wiener Wohnungslosenhilfe sind die Möglichkeit des wechselseitigen Verweises auf andere, zum Teil weiterführende Angebote und damit einhergehend die Möglichkeiten, Perspektiven für weitere Schritte im Leben zu schaffen. Durch ein gut funktionierendes Zusammenspiel der Angebote, mit entsprechendem Informationsfluss, resultiert u.a. erhöhtes Know-how zu bestimmten besonders herausfordernden Gruppen, die dann adäquater betreut bzw. beraten werden können.

Zusammenfassend zeigt sich, dass die Wiener Wohnungslosenhilfe ein sehr komplexes Zusammenspiel von Angeboten darstellt, welche einerseits die Lebensqualität der betroffenen Menschen, aber auch aller Wiener und Wienerinnen, deutlich steigert. Anderseits schafft sie bei einer Vielzahl an externen Stakeholdern eine deutliche Entlastung und Kosteneinsparung.

Dies trifft auf junge Wohnungslose zu, die sich auf der Straße wiederfinden oder in prekären Wohnsituationen, beispielsweise bei Freunden, leben. Ein problematischer Familienhintergrund und eine unterbrochene Bildungskarriere erschwert den Schritt in die Selbstständigkeit. Kombiniert mit einer Suchterkrankung und instabilen Beziehungen führt dies rasch zu Perspektivenlosigkeit im Leben. Hier bedarf es längere und intensivere Begleitung am Übergang ins Erwachsenenleben. Psychisch erkrankte Personen finden sich in akuter Obdachlosigkeit und in Wohnungslosigkeit und bräuchten eigentlich psychologische oder psychiatrische Unterstützung und entsprechende Ressourcen in den hierfür vorgesehenen Hilfssystemen. Ältere und pflegebedürftige wohnungslose Personen haben vergleichsweise stabile Problemlagen, ihre körperlichen Erkrankungen und oft Einsamkeit stellen die wesentliche Herausforderung dar. Unter Frauen ist verdeckte Wohnungslosigkeit ein Thema, da eine potentielle Wohnungs- oder Obdachlosigkeit nochmal höher stigmatisiert und schambesetzt ist als bei Männern. Spezielle niederschwellige Angebote und entsprechende Informationen für Frauen scheinen notwendig zu sein. EU-Bürger*innen mit fehlenden Ansprüchen auf Leistungen der Wiener Wohnungslosenhilfe, sind meist Armuts- oder Arbeitsmigrant*innen, die nach Verlust einer Arbeit in der Schattenwirtschaft keine Ansprüche auf Sozialleistungen haben und mangels Alternative oft längerfristig in Obdachlosigkeit oder prekären Wohnverhältnissen leben. Zunehmend sind hiervon auch Asylberechtigte und subsidiär Schutzberechtigte betroffen.  Das Ausmaß und die genauen Lebensbedingungen von prekär wohnenden Menschen in Wien sind noch wenig beforscht.

Die genannten Gruppen wurden in den Erhebungen besonders thematisiert, was allerdings nicht den Blick auf die vielen Personen mit heterogenen Problemlagen verstellen soll, die aus unterschiedlichsten Gründen wohnungslos wurden und nun in den Angeboten der Wiener Wohnungslosenhilfe leben. Jobverlust, Tod von Angehörigen oder Trennung von dem/der Partner/in sind hier häufig genannte Gründe, die zu Wohnungsverlust führen.