Hintere Außenansicht des D2 Gebäudes

Ermittlung der Anzahl an Menschen mit Körper- und Sinnesbehinderung in Niederösterreich sowie deren Unterstützungsbedarf

Ausgehend von der Empfehlung des Landesrechnungshofes Niederösterreich, Leistungen der Behindertenhilfe für Menschen mit einer Körper- und/oder Sinnesbehinderung bedarfsorientiert weiterzuentwickeln, wurde das Projekt zur „Ermittlung der Anzahl von Menschen mit einer Körper- und/oder Sinnesbehinderung und der Ermittlung deren Unterstützungsbedarfs“ ins Leben gerufen. Hauptziel des Projekts im Auftrag des Landes NÖ, Abteilung Soziales, war eine möglichst valide Darstellung des Ist-Standes an körperlich und an den Sinnen behinderten Personen in Niederösterreich sowie die Prognose derer Entwicklung bis 2030.

Dabei war der Fokus auf den folgenden drei zentralen Forschungsfragen:

Wie hoch ist die Anzahl an Menschen mit körperlicher Behinderung, Sinnesbehinderung oder Mehrfachbehinderungen derzeit in Niederösterreich und wie wird sich die Anzahl bis zum Jahr 2030 entwickeln?

Wie verteilt sich der Schweregrad der Behinderung(en) bzw. sich der daraus resultierende Unterstützungsumfang der Gruppe?

Wie sehen die derzeitigen Bedarfe der Gruppe an Hilfsmitteln aus und welche Entwicklungen sind im Hilfsmittelbereich in Zukunft zu erwarten?

Das Projekt wurde im Rahmen eines partizipativen Prozesses durch eine Steuergruppe mit Selbst- bzw. Interessensvertreter*innen begleitet. Diese diente dem inhaltlichen Austausch sowie der Vorbereitung von Erhebungen bzw. Berechnungen.

Methodisch wurde ein mehrschichtiger Zugang gewählt, da auf keine allumfassende, valide Statistik zur Anzahl von Menschen mit Behinderungen zurückgegriffen werden konnte. Vielmehr finden sich Daten zu Menschen mit Behinderungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten, wie Arbeitsmarkt, Bildung oder gesundheitliche Einschränkung aus subjektiver Sicht.

Dementsprechend wurde seitens des Studienteams auf Sekundärdatenquellen, wie Daten zur erhöhten Familienbeihilfe, Daten zu Bezieher*innen der Invaliditäts-, Berufsunfähigkeits- bzw. Erwerbsunfähigkeitspension sowie Daten zu Bezieher*innen der Versehrtenrente zurückgegriffen, da diese im Rahmen umfassender Recherchetätigkeiten als am aussagekräftigsten betreffend Behinderungsart bzw. Unterstützungsausmaß der zu erfassenden Gruppe identifiziert wurden. Darüber hinaus wurde auch eine Primärerhebung an allen öffentlichen Schulen in Niederösterreich durchgeführt. Dies wurde als eine ressourceneffiziente und valide Möglichkeit gesehen, relevante Informationen der gesamten Alterskohorte der schulpflichtigen Kinder- und Jugendlichen zu erfassen. Zur Plausibilisierung oder Ergänzung wurde beispielsweise Daten zu Bezieher*innen von Pflegegeld oder Inhaber*innen des Behindertenpasses herangezogen.

Die auf diesen Wegen ermittelten, zusammengeführten und wo möglich systematisch miteinander verknüpften Daten bildeten die Grundlage für den Ist-Stand, d.h. eine Grundgesamtheit an Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen unterschiedlichen Schweregrades bzw. den darauf basierenden Unterstützungsbedarf, die der Zielgruppe dieser Studie entsprechen und für Leistungen der Behindertenhilfe des Landes Niederösterreich von Relevanz sind bzw. wären.

Zur Ermittlung der zukünftigen Entwicklungen an Leistungen für Menschen mit körperlicher Behinderung bzw. Sinnesbehinderung wurden auf Basis der Bevölkerungsprognose der Statistik Austria entsprechende Prognoseberechnungen bis zum Jahr 2030 durchgeführt.

Zur Beantwortung der dritten Fragestellung betreffend die Bedarfe an Hilfsmitteln und die Entwicklungen des Hilfsmittelbereichs an sich wurden neben einer Recherchetätigkeit auch Gesprächen mit Expert*innen unterschiedlicher Disziplinen geführt. Somit konnte behinderungsspezifisch ein gutes Bild der derzeitigen sowie zukünftigen Situation gezeichnet werden. 

Die Studie runden Handlungsempfehlungen ab, die seitens des Studienteams aus den Daten, den Recherchetätigkeiten sowie Gesprächen mit Expert*innen sowie Vertreter*innen der Steuergruppe, abgeleitet werden konnten.

Der Bericht sowie die zentralen Ergebnisse wurden im Juli 2021 im Rahmen einer Veranstaltung des Landes NÖ präsentiert.

Kontakt
Mag.Dr.rer.soc.oec. Christian Grünhaus

Christian Grünhaus

(ehm. Schober) Wissenschaftlicher Leiter, Senior Researcher
Aufgaben: Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Evaluation, SROI-Analysen, Finanzierung, Spendenverhalten, Arbeitszufriedenheit und Motivation, Altenpflege und –betreuung, Menschen mit Behinderung bzw. Barrierefreiheit
Mag.rer.soc.oec. Selma Sprajcer

Selma Sprajcer

Senior Researcherin
Aufgaben: Themen im Bereich Menschen mit Behinderung und Barrierefreiheit, Freiwilligenarbeit, Zivilgesellschaft, wissenschaftliche Begleitung von Projekten