Hintere Außenansicht des D2 Gebäudes

Bedarfsplan für Einrichtungen für Menschen mit intellektueller Behinderung in Niederösterreich

Wie viele Personen mit intellektueller Behinderung leben derzeit in Niederösterreich und wie viele werden es in den Jahren 2020 und 2025 sein? So lauteten die zentralen Fragen der Erhebung eines „Bedarfsplans für Einrichtungen für Menschen mit intellektueller Behinderung in Niederösterreich“.

Im Auftrag des Landes Niederösterreich, Abteilung Soziales, haben sich die StudienautorInnen, Mag.a Selma Sprajcer, Dr. Christian Schober und Dr. Günther Kainz, mit diesen Fragen auseinandergesetzt und die Entwicklungen in den Bereichen „Wohnen“ und „Tagesbetreuung“ aufgezeigt.

Insgesamt gibt es der Erhebung zufolge, 7.089 Personen mit intellektueller Behinderung in Niederösterreich. 7.061 Personen haben zum Stichtag 31.12.2012 in Einrichtungen, alleine oder im Familienkreis gewohnt. 7.073 Personen haben in NÖ gearbeitet, eine Bildungsstätte besucht, eine Fördermaßnahme in Anspruch genommen oder wurden untertags in Tagesstätten betreut. Bis zum Jahr 2025 wird die Anzahl der Personen mit intellektueller Behinderung um 11% ansteigen.

Quelle: Sprajcer/Schober/Kainz (2015): „Bedarfsplans für Einrichtungen für Menschen mit intellektueller Behinderung in Niederösterreich“.

7.814 Personen werden dann in NÖ wohnen und 7.634 werden tagsüber einer Beschäftigung nachgehen oder betreut werden. Die Prognoseberechnungen basieren auf der durch Studien gestützten Annahme (vgl. Connolly 2006 bzw. Wacker 2002), dass sich aufgrund der immer besser werdenden medizinischen und pflegerischen Versorgung, die Anzahl der Personen mit intellektueller Behinderung entsprechend jener von Personen ohne Behinderung entwickeln wird.

Mit Blick auf das nächste Jahrzehnt wird insbesondere die Altersgruppe der über 65-jährigen für die Prognose relevant. Bisher gab es lediglich vereinzelt Personen mit intellektueller Behinderung in diesem Alter, da sie in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden. Nunmehr kommt die erste, nach dem Krieg geborene Gruppe an Personen in das entsprechende Alter. Von den etwas mehr als 550 benötigten Plätzen im Bereich „Wohnen“ bis zum Jahr 2025 müssen knapp 90% der zusätzlichen Plätze für Personen im Alter von 65 Jahren und älter ausgerichtet werden.

Werden noch Personen berücksichtigt, die alleine oder bei der Familie wohnen und aufgrund des eigenen fortgeschrittenen Alters oder der Eltern, nicht mehr in dieser Wohnform leben können, werden noch weitere 179 Plätze nötig. Insgesamt ergäbe dies 732 zusätzlich benötigte Plätze in Gesamtniederösterreich in der institutionellen Betreuung bis 2025. 

Um das zukünftige Angebot an den ermittelten Bedarf gut anzupassen und hierbei weitgehend die Ansprüche der betroffenen Personen zu berücksichtigen, werden die Ergebnisse der Studie im Rahmen eines Partizipativen Prozesse gemeinsam mit SelbstvertreterInnen und VertreterInnen der Trägerorganisationen diskutiert werden. Der Prozess soll wieder durch NPO Kompetenzzentrums wissenschaftlich begleitet werden.

Kontakt
Mag.rer.soc.oec. Selma Sprajcer

Selma Sprajcer

Senior Researcherin
Aufgaben: Themen im Bereich Menschen mit Behinderung und Barrierefreiheit, Freiwilligenarbeit, Zivilgesellschaft, wissenschaftliche Begleitung von Projekten
Mag.Dr.rer.soc.oec. Christian Grünhaus

Christian Grünhaus

(ehm. Schober) Wissenschaftlicher Leiter, Senior Researcher
Aufgaben: Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Evaluation, SROI-Analysen, Finanzierung, Spendenverhalten, Arbeitszufriedenheit und Motivation, Altenpflege und –betreuung, Menschen mit Behinderung bzw. Barrierefreiheit