NPO-Institut (Verein)

Neues aus der Forschung

Inhalt dieses Kapitels

NPO Kompetenzzentrum | Projekte zu gesellschaftlichen Wirkungen im Kulturbereich

Das Thema Evaluierung gesellschaftlicher Wirkungen hat den Kulturbereich erst relativ spät erreicht. Während Wirkungsmessung und Evaluation im Sozialbereich bereits seit geraumer Zeit mit Fokus auf gesellschaftlichen Mehrwert durchgeführt werden und ökologische Wirkungen auch in der gewinnorientierten Privatwirtschaft unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten im Mainstream angekommen sind, wird im Kulturbereich vielerorts noch auf Basis von Output-Kennzahlen, etwa der Anzahl an Besucher:innen oder der Auslastung von Kulturevents, gesteuert. Eine verstärkte Wirkungsorientierung, Wirkungen also stakeholderübergreifend und über einen rein ökonomischen Nutzen hinaus zu identifizieren und zu analysieren, steckt hier noch in den Kinderschuhen. Deshalb führt das NPO Kompetenzzentrum im Jahr 2023 zwei Studien durch, bei denen der gesellschaftliche Mehrwert von kulturellen Veranstaltungen untersucht wird:

Salzkammergut

Wirkungsorientierte Evaluierung der Europäischen Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024

Auch im Kulturbereich werden übergeordnete Ziele gesetzt, um gesellschaftlichen Mehrwert zu erreichen. Ein gutes Beispiel eines Kulturprojektes, das an Wirkungszielen sowohl auf europäischer als auch auf nationaler sowie auf Projektebene ausgerichtet wird, ist die Europäische Kulturhauptstadt. Hier wird gesellschaftlicher Mehrwert nicht nur auf unterschiedlichen politischen Ebenen erzielt, sondern auch in einer Vielzahl an Wirkungsdimensionen: beispielsweise werden soziale und kulturelle Wirkungen bei Besucher:innen und Kulturschaffenden erzeugt, ebenso wie ökonomische Wirkungen im Sinne der Tourismusförderung und Stadtentwicklung, aber auch psychologische und physiologische Wirkungen bei der regionalen Bevölkerung.

2024 ist Österreich neben Estland und Norwegen Gastgeber der europäischen Kulturhauptstadt und konnte mit Bad Ischl-Salzkammergut erstmals eine gesamte Region mit dem Titel auszeichnen. Das NPO Kompetenzzentrum wurde damit beauftragt, im Rahmen eines Projekts mit Start 2023 die Europäische Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 mittels einer Wirkungsanalyse auf deren gesellschaftlichen Mehrwert zu evaluieren. Die Wirkungen, die in unterschiedlichen Dimensionen mit verschiedensten Methoden, teilweise kreativ-partizipativ erhoben werden, werden in Form einer Wirkungslandkarte aufbereitet dargestellt und im Rahmen einer Integrated SROI-Analyse teilweise monetarisiert. Diese beiden Darstellungsformen erlauben zusammen eine effektive Kommunikation des durch die Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 erzielten gesellschaftlichen (Mehr)Werts. Eine so umfassende Darstellung des gesellschaftlichen Mehrwerts großer Kulturveranstaltungen wurde bisher noch nicht durchgeführt und stellt daher für die wissenschaftliche Beschäftigung mit Kulturevents ebenso wie für Evaluationen großer Kulturaktivitäten Neuheitswert dar. So könnten entwickelte Indikatoren zukünftig für die Bewertung von Kulturevents bei der Vergabe von Fördergeldern genutzt werden.

Kinder Filmfestival Logo

Wirkungsanalyse des Internationalen Kinderfilmfestivals

Im Rahmen der Wirkungsanalyse des Internationalen Kinderfilmfestivals, das schon im Herbst 2022 startete und im Frühjahr 2023 endet, soll als Pilotprojekt in einem ersten Ansatz die gesellschaftliche Bedeutung von Filmfestivals im Allgemeinen für die Gesellschaft durchleuchtet werden. Die Ergebnisse haben das Potenzial, Filmfestivals aller Art sowie ihren (Finanzierungs-)Partner:innen dabei zu helfen zu zeigen, welchen gesellschaftlichen Mehrwert sie generieren. Nicht zuletzt aufgrund seiner großen Attraktivität und breiten Nutzung über alle Bevölkerungsgruppen hinweg kommt dem Medium Film eine zentrale Rolle bei der Beantwortung gesellschaftspolitischer Herausforderungen wie Demokratiebildung, Inklusion, sozialer Zusammenhalt und kultureller Teilhabe zu. Insbesondere Filmfestivals bieten durch kuratierte Programme, Vermittlungsarbeit und umfangreiche Rahmenprogramme ein großes Potenzial, gegenwärtige gesellschaftliche Transformationsprozesse zu befördern. Eine Besonderheit des Kinderfilmfestivals bzw. von Kulturveranstaltungen für Kinder ist das generationsübergreifende Moment. Dort sind nicht nur Kinder, sondern auch Eltern, Großeltern und Erwachsene in anderen Rollen anzutreffen; sie sind also Orte der Generationenbegegnungen. Die verschiedenen Altersgruppen unterscheiden sich nicht nur in ihren Perspektiven, sondern auch in ihrer Wahrnehmung, was spannende Einblicke liefert.

Mit der Wirkungsanalyse des Internationalen Kinderfilmfestivals einerseits und der Europäischen Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 andererseits soll der Frage nachgegangen werden, welche gesellschaftlichen Wirkungen ein künstlerisches Feld bei verschiedenen Rezipient:innen und anderen Gruppen hervorruft.

NPO Kompetenzzentrum | Social Prescribing

Studie zur Evaluation des Fördercalls zu „Social Prescribing“

Social Prescribing gilt als vielversprechendes Konzept, um psychosoziale Bedürfnisse in der Gesundheitsversorgung systematisch adressieren zu können. Die Einrichtungen der Primärversorgung werden mit sogenannten ‚Link-Workern‘ vernetzt, welche auf die nicht-medizinischen (insb. sozialen, emotionalen oder praktischen) Bedürfnisse von Patient:innen spezialisiert sind. Diese Fachkraft identifiziert im Dialog mit den Patient:innen nicht-medizinische Maßnahmen und Aktivitäten, die den individuellen Bedürfnissen entgegenkommen. Diese können von Sportprogrammen und Ernährungsberatung über Sozial-, Arbeits- oder Wohnberatung bis zu Gemeinschaftsaktivitäten wie Tanz- und Wandergruppen reichen. Anschließend werden die Patient:innen an ein geeignetes Angebot vermittelt. Social Prescribing zielt damit auf die Förderung von sozialer Teilhabe und allgemeiner Gesundheit sowie eine Entlastung des Gesundheitssystems ab.

Das Konzept verzeichnet auf internationaler Ebene steigende Popularität und wird seitens der Weltgesundheitsorganisation WHO unterstützt. In Österreich wurden erste Implementierungsschritte vor allem im Gesundheitszieleprozess und im Ausbau der Primärversorgung getestet. Aufgrund der positiven Erfahrungen fördert das BMSGPK den Auf- und Ausbau von Social Prescribing von 2023-2024 in 15 Einrichtungen der Primärversorgung und deren Einzugsbereich. Die Umsetzung begleitet das NPO Kompetenzzentrum mit einer wissenschaftlichen Evaluation, die folgende Forschungsfragen beantworten soll:

  1. Welche Stakeholder sind vom Auf- und Ausbau von Social Prescribing betroffen?

  2. Welche Herangehensweisen gibt es bei der Umsetzung von Social Prescribing?

  3. Welche Wirkungen entfaltet Social Prescribing in unterschiedlichen Dimensionen (sozial, ökonomisch, psychisch/physiologisch) bei ausgewählten Stakeholdern?

  4. In welchem Umfang (Quantität) fallen identifizierte Wirkungen an?

  5.  

Die gesellschaftlichen Wirkungen von Social Prescribing werden also sowohl qualitativ erhoben als auch teilweise in ihrer Breite quantifiziert. Dies erfolgt durch zwei verschiedene Evaluationsdesigns, in welchen insbesondere Link-Worker:innen, medizinisches Fachpersonal, Patient:innen und Kooperationspartner:innen als zentrale Stakeholder analysiert werden. Den ersten Teil bildet eine Prozessevaluation, welche die aktuelle Umsetzung von Social Prescribing durch Prozessdatenanalyse, qualitative Leitfadeninterviews und Fokusgruppen untersucht. Den zweiten Teil bildet die Ergebnisevaluation, die in Form einer Wirkungsanalyse den gesellschaftlichen Wert von Social Prescribing in Österreich analysiert. Hier kommen sowohl qualitative Leitfadeninterviews und Fokusgruppen als auch zwei quantitative Surveys (online und telefonisch) zum Einsatz.

Mehr dazu und Kontakt: https://www.wu.ac.at/npocompetence/projekte/laufendeforsch/social-prescribing/

NPO Kompetenzzentrum | Evaluierung Wohnschirm

Die Covid-19-Pandemie hatte schwerwiegende Auswirkungen auf die soziale Lage in Österreich. Betroffen wurden gesellschaftliche Bereiche wie die soziale Infrastruktur und der Arbeitsmarkt in ihrer Gesamtheit, was sich auch auf die Privatpersonen in vielfältiger Weise auswirkt. Somit konnten Auswirkungen der Covid-19-Pandemie beispielsweise auf die Einkommenslage der private Haushalte beobachtet werden, was die individuelle Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung mitbestimmt. Hier setzt das "Wohnschirm" Programm an und fokussiert auf Unterstützung in Form von Delogierungsprävention und Wohnungssicherung. Dafür werden im Zeitraum 2021 bis 2023 zusätzliche Mittel in Höhe von insgesamt 24 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Förderungsfähige Leistungen im Rahmen des Programms sind Mietrückstände oder Kosten, die im Zusammenhang mit dem Umzug in einer leistbaren Wohnung entstehen.

Das NPO Kompetenzzentrum wurde vom Sozialministerium beauftragt, die zum "Wohnschirm" Programm zugehörigen Maßnahmen zur Bekämpfung drohender Delogierung und Wohnungsverlustes aufgrund der Covid-19-Pandemie durch eine externe Evaluierung zu begleiten. Konkret verfolgt die Studie folgende drei Hauptziele:

Ziel 1: Bestandsaufnahme des aktuellen, durch Covid-19 bedingten Bedarfs sowie der tatsächlichen Inanspruchnahme von Maßnahmen der Delogierungsprävention und Wohnungssicherung 

Ziel 2: Ergebnisevaluation mit Fokus auf der Identifikation, Messung und Darstellung der Wirkungen der Covid-19-bedingten Delogierungsprävention und Wohnungssicherung im Rahmen des "Wohnschirm" Programms

Ziel 3: Struktur- und Prozessevaluation mit Fokus auf der Umsetzung des "Wohnschirm" Programms unter Berücksichtigung des Zusammenspiels mit anderen Unterstützungsmaßnahmen der Delogierungsprävention und Wohnungssicherung 

Die vorliegende Studie wird als Wirkungsanalyse aufgesetzt. Dementsprechend liegt ein hypothetisches Wirkungsmodell des "Wohnschirm" Programmes der Studie zugrunde, das im Zuge der Evaluierung empirisch verifiziert wird. Für die Prüfung  kommen verschiedene qualitative und quantitative Methoden sowie eine Sekundärmaterialrecherche und -analyse zum Einsatz. Der qualitative Ansatz sieht teilstrukturierte Leitfadeninterviews mit ausgewählten Vertreter:innen zentraler Stakeholdergruppen des "Wohnschirm" Programms vor. Die Gespräche werden über die Programmlaufzeit aufgeteilt, um somit auch Veränderungen hinsichtlich der Programmumsetzung und der dadurch erzeugten Wirkungen beobachten zu können.  Darüber hinaus wird eine quantitative Primärbefragung der Kund:innen des "Wohnschirm" Programms durchgeführt. Diese wird als Panelbefragung aufgesetzt, was voraussetzt, dass die unterstützten Personen zu Beginn ihrer Programmteilnahme und dann erneut nach etwa sechs Monaten befragt werden. Diese Herangehensweise ermöglicht einen Vorher-Nachher-Vergleich und somit Auswirkungen des "Wohnschirm" Programmes im Zeitverlauf zu verfolgen. Auf Basis der Erkenntnisse der Ergebnis- sowie der Struktur- und Prozessevaluation werden Handlungsempfehlungen formuliert, um das zukünftige Gesamtangebot der Delogierungsprävention und Wohnungssicherung auf Bundes- sowie Länderebene hinsichtlich derer Umsetzung und deren Wirksamkeit zu verbessern und weiterzuentwickeln.

Die Studie startete im Sommer 2022 und wird voraussichtlich im Oktober 2024 abgeschlossen.

Mehr dazu und Kontakt: https://www.wu.ac.at/npocompetence/projekte/laufendeforsch/evaluierung-wohnschirm/ 

NPO Kompetenzzentrum | Veranstaltungsrückblick - Status Quo Arbeitsmarktinklusion von Menschen mit Behinderung

Im Rahmen dieser halbtägigen Veranstaltung beleuchteten wir das Thema Arbeitsmarktinklusion von Menschen mit Behinderung anhand von aktuellen Forschungsergebnissen und boten Raum zur Vernetzung zum Thema.

Es erwartete die Teilnehmer:innen im ersten Vortrag ein Blick nach Deutschland mit der Frage, welche Chancen das Teilhabegesetz für die Inklusion von Menschen mit Behinderung im Allgemeinen und in die Arbeitswelt im Speziellen eröffnet. Zudem stellten wir in einem zweiten Input die Fakten zur Datenlage zu Menschen mit Behinderung in Österreich vor und diskutierten die Frage, was derzeit anhand dieser Daten über die Situation am Arbeitsmarkt von Menschen mit Behinderung ausgesagt werden kann. Die Unternehmen als wesentliche Akteure bei der Arbeitsmarktinklusion und deren Sichtweise auf die Thematik waren Inhalt des dritten Impulsvortrags.

Einen weiteren Programmpunkt stellte eine Podiumsdiskussion dar, wo wir die Inhalte der Vorträge aufgegriffen haben und Aspekte der Inklusion von Menschen mit Behinderung in Unternehmen behandelten. Es gab Zeit für Fragen sowie die Möglichkeit zur aktiven Teilnahme. Den Abschluss bildete ein informeller Ausklang zur Vernetzung, der noch gut genutzt wurde.

Mehr Informationen mit Links zu den aufgezeichneten Vorträgen:
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