Förderung für 3 WU Projekte über die Folgen von COVID19
WWTF unterstützt Universitäten und Forschungseinrichtungen mit der "COVID-19 Rapid Response Förderung"
Die Auswirkungen des Coronavirus stellen die gesamte Welt vor enorme Herausforderungen. Auch in Österreich stand die Wirtschaft weitgehend still. Unternehmen mussten Kurzarbeit anmelden. Die Arbeitslosenzahlen kletterten auf den höchsten Wert seit 1945. Wie werden sich Wirtschaft, Recht und Gesellschaft durch die Coronakrise verändern? Um diese Fragen zu beantworten, braucht es entsprechende Forschung. 3 WU-Forschungsprojekte rund um COVID19 werden nun mit Unterstützung des WWTF umgesetzt, viele weitere sind in Planung.
Zu Beginn der Krise lag der Fokus der Forschung klar auf Gesundheit und Medizin. Mittlerweile richtet sich der Blick zunehmend auf Wirtschafts- und Gesellschaftsfragen. Denn gerade in diesen Bereichen wird die Pandemie Spuren hinterlassen. Wie genau diese aussehen und was aus der Krise gelernt werden kann, dafür braucht es wirtschafts-, sozial- und auch rechtswissenschaftliche Forschung. Rektorin Edeltraud Hanappi-Egger: „Diese Krise hat natürlich massive Auswirkungen auf die Wirtschaft, aber auch die Bearbeitung sozialwissenschaftlicher und rechtswissenschaftlicher Fragestellungen ist erforderlich, um alle Aspekte beleuchten zu können. Wir haben an der Wirtschaftsuniversität einen Aufruf gestartet und innerhalb weniger Stunden über 50 Ideen für Forschungsprojekte erhalten. Das zeigt nicht nur das Engagement unserer Forschenden, sondern auch die Fülle an Fragestellungen.“
Antworten und Handlungsempfehlungen für Zukunft
„Die Coronakrise wird Wirtschaft und Gesellschaft voraussichtlich noch sehr lange beschäftigen. Mithilfe entsprechender Forschung können wir jetzt unterstützen, die Weichen für die Zukunft verantwortungsvoll und evidenzbasiert zu stellen. Denn viele Antworten und Handlungsempfehlungen für die Zukunft können nur erarbeitet werden, solange die Situation anhält und entsprechende Forschungsmöglichkeiten gegeben sind“, so die Rektorin.
Startschuss für drei Projekte
Unter den zahlreichen Ideen erhielten drei Projekte der WU bereits Zusagen für eine finanzielle Unterstützung vom Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds.
Mehrfachbelastung unter COVID-19: Home-Office und Hausarbeit Katharina Mader (Institute for Heterodox Economics); in Kooperation mit Arbeiterkammer Wien, Frauenabteilung
Die im Zuge der COVID-19 Pandemie erlassenen Ausgangsbeschränkungen bieten die einmalige Gelegenheit den Effekt von Home-Office Arrangements auf die Verteilung unbezahlter Arbeit in Haushalten zu untersuchen. Home-Office wird häufig als Mechanismus beschrieben, der Frauen die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Beruf erleichtert. Ob, und in welchem Ausmaß, das der Fall ist, konnte bislang in Österreich noch nicht systematisch untersucht werden. Zur Erhebung der relevanten Daten wird eine online-Befragung bei Wiener/innen durchgeführt und untersucht wie sich Home-Office auf die Verteilung unbezahlter Arbeit in Haushalten auswirkt und welcher Anteil der unbezahlten Arbeit in Haushalten mit Kindern unter 15 von Müttern geleistet wird, wenn auch ein zweiter Elternteil aufgrund von Home-Office, Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit zu Hause ist.
Zusammenhalt von Bürger/inne/n in der Corona-Krise Jurgen Willems (Institute for Public Management and Governance)
Die Analyse der Selbstpositionierung von Bürger/inne/n im Staat und der Quellen prosozialen Verhaltens sind der Schlüssel zu einem vertieften Verständnis des sozialen Zusammenhalts von Gesellschaften. Die aktuelle Pandemie-Krise stellt in all ihrer Tragik ein einmaliges Quasi-Experiment dar, mit dem gesellschaftliche Veränderungen in Krisensituationen erforscht und Lehren für die zukünftige Bewältigung solcher Krisen gezogen werden können. Dieses Projekt greift auf bereits vorliegende Datensätze aus der Zeit vor der Krise zurück, insbesondere eine repräsentative Stichprobe von 1.200 Österreicher/inne/n aus dem Frühjahr 2019. Mit dem Projekt kann im Frühjahr 2020 mitten in der aktuellen Krisensituation bei derselben Zielgruppe eine erneute Erhebung durchgeführt werden. Die Bürger/innen werden hierbei zu ihrer wahrgenommenen Rolle in der Gesellschaft befragt. Basierend auf einer visuellen Reflexionsaufgabe (Vogel & Willems, 2020) sollen sie darüber reflektieren, was sie für andere tun, und was andere für sie tun. Aufbauend auf der Theorie des psychologischen Vertrages werden diese Antworten in Bezug auf die Bevölkerungsdemographie und die Motivation am öffentlichen Dienst analysiert, um prosoziale Einstellungen und gemeinsames mitbürgerliches Verhalten zu verstehen. Ein Vergleich der Datensätze aus der Vorkrisenzeit mit jenem aus der Krise wird praktische und theoretische Erkenntnisse darüber liefern, inwiefern schwere Krisen die Wahrnehmung der eigenen Rolle in der Gesellschaft verändern und welche Auswirkungen sie auf das prosoziale Verhalten von Bürger/inne/n haben.
Auswirkungen von SARS-CoV-2-Maßnahmen auf die Wirtschaftstätigkeit im Ausland - und auf Arbeitsplätze im Inland Jonas Puck (Institute for International Business); in Kooperation mit: Thomas Lindner, Jakob Müllner, Michael Wolfesberger (alle WU), Andreas König (Universität Passau), Oesterreichische Nationalbank, Wirtschaftskammer Österreich
Die SARS-CoV-2-Pandemie sowie die Maßnahmen zur Verringerung der Infektionsraten stellen die meisten, wenn nicht alle Unternehmen in Wien und Österreich vor Herausforderungen. Die Strategieforschung liefert starke Belege dafür, dass die Wahrnehmung und Interpretation einer bestimmten Situation durch Entscheidungsträger in Unternehmen (z. B. Bedrohung oder Chance; Intensität einer Bedrohung oder Chance; Zeithorizont), sowohl auf die kurz- als auch auf die langfristige Unternehmensstrategie sowie auf Internationalisierungsprozesse erhebliche Auswirkungen hat. Daher wird nun analysiert, wie die Wahrnehmung der SARS-CoV-2-Pandemie durch Entscheidungsträger/innen in Unternehmen (zu unterschiedlichen Zeitpunkten in den nächsten Wochen / Monaten) die zukünftigen nationalen und internationalen Investitionsstrategien von Unternehmen beeinflusst. Die Ergebnisse werden auch für die politischen Entscheidungsträger von Bedeutung sein, da die Ergebnisse Empfehlungen dazu enthalten, wie politische Entscheidungsträger/innen ihre Maßnahmen kommunizieren können, um deren Wahrnehmung in der Wirtschaft so zu beeinflussen, dass negative wirtschaftliche Folgen minimiert werden. Weil die Mehrheit der österreichischen Arbeitsplätze durch Geschäftstätigkeit im Ausland finanziert wird, können insbesondere durch eine Stabilisierung der Auslandsgeschäfte viele Arbeitsplätze in Österreich gesichert werden.
Über den WWTF
Der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) ist der einzige größere privat-gemeinnützige Forschungsförderer in Österreich. Seine Aufgabe ist die Finanzierung von Spitzenprojekten in der wissenschaftlichen Forschung. Gleichzeitig hat der WWTF zum Ziel, höchsttalentierte junge ForscherInnen an den Standort Wien zu binden. Mit einem Jahresbudget von ca. 12 Millionen Euro, das überwiegend von einer Privatstiftung gestellt wird, fördert der WWTF dort, wo Wien bereits große Stärken aufweist und konzentriert seine Mittel auf die Felder Life Sciences, Informations- und Kommunikationstechnologien, Kognitionsforschung sowie Umweltsystemforschung.