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Management

Sozialunternehmen in Österreich: Innovativ, weiblich, in der Pandemie gefordert

17. Juni 2022

Das So­cial En­tre­pre­neur­ship Cen­ter (SEC) an der WU Wien legt mit dem „Aus­tri­an So­cial En­ter­pri­se Mo­ni­tor“ eine um­fang­rei­che Un­ter­su­chung über die Be­deu­tung, den Ein­fluss und die Fi­nan­zie­rung von So­zi­al­un­ter­neh­men vor.

So­zi­al­un­ter­neh­men über­neh­men mit in­no­va­ti­ven An­sät­zen Ver­ant­wor­tung für die Lö­sung ge­sell­schaft­li­cher Pro­ble­me. In Ös­ter­reich gibt es nach Schät­zun­gen des SEC min­des­tens 2.500 Un­ter­neh­men, die sich die­sen Zie­len ver­schrie­ben haben. Der Aus­tri­an So­cial En­ter­pri­se Mo­ni­tor be­leuch­tet diese Szene nun sys­te­ma­tisch und macht damit ihre Lage in Ös­ter­reich erst­mals in­ter­na­tio­nal ver­gleich­bar.

Die Kern­er­geb­nis­se:

  • Mehr als die Hälf­te der So­zi­al­un­ter­neh­men sind Start-​ups: 51 Pro­zent haben sich in den letz­ten zehn Jah­ren ge­grün­det, mehr als ein Drit­tel be­fin­det sich in einer frü­hen Ent­wick­lungs­pha­se.

  • So­zi­al­un­ter­neh­men be­ar­bei­ten zen­tra­le ge­sell­schaft­li­che Her­aus­for­de­run­gen in den Be­rei­chen Ge­sund­heit, So­zi­al­we­sen, Bil­dung und Um­welt – und zei­gen dabei gro­ßen In­no­va­ti­ons­wil­len: knapp 85 Pro­zent der Grün­dun­gen ba­sie­ren auf In­no­va­tio­nen und mehr als die Hälf­te set­zen in ihrer Ar­beit Tech­no­lo­gien wie künst­li­che In­tel­li­genz, Vir­tu­al Rea­li­ty, Apps und Platt­for­men ein.

  • So­zi­al­un­ter­neh­men sind be­son­ders wich­tig für den Ar­beits­markt: 51 Pro­zent der Füh­rungs­kräf­te sind weib­lich und fast 80 Pro­zent der Grün­dungs­teams sind rein weib­lich oder ge­mischt­ge­schlecht­lich be­setzt. Mit einem Gründerinnen-​Anteil von 46 Pro­zent las­sen So­zi­al­un­ter­neh­men so­wohl kom­mer­zi­ell ori­en­tier­te Start-​ups als auch bör­sen­no­tier­te und staats­na­he Un­ter­neh­men hin­ter sich. Mehr als die Hälf­te der be­frag­ten Un­ter­neh­men wol­len in den nächs­ten zwölf Mo­na­ten mehr Mit­ar­bei­ter*innen ein­stel­len. Sie be­schäf­ti­gen im Schnitt 72 Voll­zeit­ar­beits­kräf­te, der Me­di­an be­trägt fünf Voll­zeit­ar­beits­kräf­te.

  • So­zi­al­un­ter­neh­men haben in der COVID-​19-Pandemie be­son­ders viel ge­leis­tet: 64 Pro­zent der Un­ter­neh­men konn­ten ihren Ziel­grup­pen in der Krise hel­fen, indem sie An­ge­bo­te di­gi­ta­li­sier­ten oder neue ent­wi­ckel­ten. Zu­gleich waren So­zi­al­un­ter­neh­men aber auch sel­ber wirt­schaft­lich von der Pan­de­mie be­trof­fen: Le­dig­lich ein Vier­tel konn­te im letz­ten Jahr Ge­win­ne aus­wei­sen, 21 Pro­zent schrie­ben sogar noch im zwei­ten Pan­de­mie­jahr Ver­lus­te.

Man­geln­de Un­ter­stüt­zung durch die Po­li­tik

Die Be­fra­gun­gen zei­gen, dass ös­ter­rei­chi­sche So­zi­al­un­ter­neh­men zum über­wie­gen­den Teil un­zu­frie­den mit der po­li­ti­schen Un­ter­stüt­zung für ihr Han­deln sind. Le­dig­lich 7,4 Pro­zent sind mit der ge­gen­wär­ti­gen Un­ter­stüt­zung aus der Po­li­tik zu­frie­den. Das ist auch im in­ter­na­tio­na­len Ver­gleich ein sehr nied­ri­ger Wert: Im Ver­gleich zu 13 wei­te­ren eu­ro­päi­schen Län­dern, für die in­ter­na­tio­na­le Ver­gleichs­da­ten ver­füg­bar sind, ran­giert Ös­ter­reich an elf­ter und somit vor­vor­letz­ter Stel­le.

„Kom­ple­xe För­der­struk­tu­ren, feh­len­de Fi­nan­zie­rung so­wohl von staat­li­cher als auch pri­vat­wirt­schaft­li­cher Seite, un­zu­rei­chen­de Wahr­neh­mung in der Öf­fent­lich­keit und Per­so­nal­man­gel sind die größ­ten Schwie­rig­kei­ten, mit denen ös­ter­rei­chi­sche So­zi­al­un­ter­neh­men zu kämp­fen haben“, so Peter Van­dor, Lei­ter des WU So­cial En­tre­pre­neur­ship Cen­ter und Co-​Autor der Stu­die. „Nun wäre es wich­tig, den fi­nan­zi­el­len und recht­li­chen Rah­men für So­zi­al­un­ter­neh­men wei­ter­zu­ent­wi­ckeln und eine echte po­li­ti­sche Stra­te­gie für So­zi­al­un­ter­neh­men zu schaf­fen, wie sie in an­de­ren Län­dern be­reits exis­tiert. Ei­ni­ges davon wurde be­reits im Pro­gramm der Bun­des­re­gie­rung an­ge­kün­digt und soll­te nun rasch um­ge­setzt wer­den.“

Zur Me­tho­de

Die Er­geb­nis­se des Aus­tri­an So­cial En­ter­pri­se Mo­ni­tor ba­sie­ren auf einer quan­ti­ta­ti­ven Er­he­bung unter 258 So­zi­al­un­ter­neh­men, die im Rah­men des Eu­ropean So­cial En­ter­pri­se Mo­ni­tor mit über 50 in­ter­na­tio­na­len Part­ner­or­ga­ni­sa­tio­nen durch­ge­führt wurde, sowie einer qua­li­ta­ti­ven Be­fra­gung von 23 Ex­pert:innen in Ös­ter­reich.

Das So­cial En­tre­pre­neur­ship Cen­ter (SEC)

Als Ein­heit am Kom­pe­tenz­zen­trum für Non­pro­fit Or­ga­ni­sa­tio­nen und So­cial En­tre­pre­neur­ship der WU Wien forscht und lehrt das SEC zu neuen Or­ga­ni­sa­ti­ons­for­men an der Schnitt­stel­le von ge­sell­schaft­li­cher Wir­kung und Un­ter­neh­mer­tum. Das SEC fun­giert als aka­de­mi­scher An­sprech­part­ner an der WU Wien für So­cial En­tre­pre­neur­ship und die Ak­teur*innen des Öko­sys­tems. Ei­ge­ne Un­ter­stüt­zungs­an­ge­bo­te um­fas­sen unter an­de­rem die NGO Aca­de­my, MEGA Aca­de­my und den Pro­fes­sio­nal Mas­ter for So­cial In­no­va­ti­on Ma­nage­ment an der Exe­cu­ti­ve Aca­de­my der WU Wien. https://www.wu.ac.at/sec

Wei­te­re In­for­ma­tio­nen

Aus­tri­an So­cial En­ter­pri­se Mo­ni­tor 2021/2022: Sta­tus quo und Po­ten­tia­le von So­zi­al­un­ter­neh­men in Ös­ter­reich https://short.wu.ac.at/asem-​studie

Das SEC prä­sen­tiert den Aus­tri­an So­cial En­ter­pri­se Mo­ni­tor bei einer Ver­an­stal­tung am 21.6.2022, 18:30 Uhr im Club­raum der WU Wien. Zur An­mel­dung

Pres­se­kon­takt:

Alex­an­der Vieß
For­schungs­kom­mu­ni­ka­ti­on
Wirt­schafts­uni­ver­si­tät Wien
Tel: + 43-​1-31336-5478
E-​Mail: alex­an­der.viess@wu.ac.at

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