Hintere Außenansicht des D2 Gebäudes

Volkswirtschaftliche Bedeutung von Nonprofit Organisationen im Bereich Sozialer Dienste speziell ihre Rolle als Arbeitgeber

Fragestellung
Welche Bedeutung haben NPOs im Bereich Sozialer Dienste unter Berücksichtigung ausgewählter volkswirtschaftlicher Leistungsdimensionen?
Wie sieht im speziellen die Beschäftigungsstruktur in derartigen Organisationen aus?

zentrale Thesen
NPOs sind eine mögliche Anbieterform und sie nehmen jetzt schon einen beträchtlichen Marktanteil bei der Erstellung Sozialer Dienste ein. Viele persönliche Dienste in Bereichen wie Betreuung älterer Menschen, Arbeitsloser, AusländerInnen/Flüchtlinge, Behinderter, Familien, Frauen, psychisch Kranker etc. werden von großen NPOs (Wohlfahrtsträgern), aber auch von vielen kleineren privaten sozialen Initiativen (meist Vereinen) erbracht. Trotzdem ist über ihre Bedeutung im Hinblick auf die volkswirtschaftlichen Leistungen noch recht wenig bekannt (z.B. Anteil an BIP, Anzahl der MitarbeiterInnen etc.).

Soziale Dienste sind durch ganz spezifische "Produkteigenschaften" gekennzeichnet, die bei der Frage nach potentiellen Erstellern dieser Leistungen mitberücksichtigt werden müssen. Ein Spezifikum – speziell bei persönlichen Sozialen Diensten – ist nicht nur die "Personalintensität", sondern vor allem die Personal- bzw. Beschäftigungsstruktur von NPOs im Sozialbereich (z.B. Teilzeitbeschäftigte, ehrenamtliche MitarbeiterInnen, Zivildiener – aber auch die Geschlechterverteilung etc.).

NPOs werden in vielerlei Hinsicht als Hoffnungsmarkt gesehen. Speziell der Bereich Sozialer Dienste wird als wachsende Branche (z.B. durch die Zunahme an älteren und pflegebedürftigen Menschen; Auflösung der traditionellen Familienformen etc.) und somit zukunftsträchtiger Arbeitsmarkt erkannt. Einerseits scheint es daher notwendiger denn je – gerade in Zeiten einer veränderten finanzpolitischen Situation der öffentlichen Hand – auf volkswirtschaftliche Leistungen des Nonprofit Sektors im Sozialbereich aufmerksam zu machen bzw. sie detaillierter zu analysieren. Andererseits ist auf die spezifischen Beschäftigungsstrukturen der „Hoffnungsträger“ Soziale Dienste bedacht zu nehmen und deren sozialpolitischen Konsequenzen (insbesondere die Geschlechterverteilung) mitzuberücksichtigen.

methodischer Zugang
Primärerhebung ausgewählter volkswirtschaftlicher Dimensionen aller NPOs im Sozialbereich.

erwartete Relevanz der Ergebnisse
Erstmals wird es möglich sein, die volkswirtschaftliche Relevanz (zumindest nach einigen ausgewählten Dimensionen) dieses Bereichs zu verdeutlichen. Eine volkswirtschaftliche Gesamtbetrachtung fördert – insbesondere in einer ökonomisch orientierten Gesellschaft – das Selbstbewußtsein dieses Sektors. Die neuen empirischen Ergebnisse über die Beschäftigungsstruktur (insbesondere der Geschlechterverteilung – bislang gab es da ja nur Vermutungen und keine Zahlen!) sind für eine kritische sozialpolitische Auseinandersetzung unabdingbar.

Projektverwertung
Dissertation; evtl. Publikation in Form eines Buches;

aktueller Fortschrittsstand
Die Disposition ist bereits in den DissertantInnenseminaren präsentiert und von beiden Begutachtern (Prof. Badelt/Prof. v. Eckardstein) akzeptiert worden. Die empirische Erhebung erfolgte bereits 1997 – die erhobenen Daten sind nochmals detaillierter ausgewertet worden, d.h. die Ergebnisse der Erhebung sind schon bekannt. Teile der Theorie sind ebenfalls bereits geschrieben.

weitere Planung
Bis Herbst 1999 soll ein Erstentwurf der Dissertation abgegeben werden.

Verknüpfung zum Forschungsprogramm des FS
Bei dieser Arbeit wird der künftigen Differenzierung der NPOs nach Branchen Rechnung getragen und auf einer Makroebene die Struktur des Sektors beschrieben. Durch die spezifische Betrachtung der Beschäftigungsstruktur in einem Teilausschnitt des Nonprofit Sektors wird nicht nur ein aktueller politischer Hoffnungsbereich aufgegriffen, sondern gleichzeitig eine Verbindung zu einzelorganisatorischen bzw. Personalmanagementfragen ermöglicht. Es ergeben sich zudem einige konkrete Schnittstellen zu nachfolgenden Projekten des FS:
"Personalstrategien für ehrenamtlich und hauptamtlich Beschäftigte in sozialen Nonprofit Organisationen" (v. Eckardstein/Mayerhofer)
"Die Rolle von ehrenamtlicher Arbeit und Spenden im österreichischen Wohlfahrtsstaat" (Badelt/Hollerweger)