Hintere Außenansicht des D2 Gebäudes

SROI-Analyse "Nachbarinnen in Wien" (Get Active Social Business Award Siegerprojekt 2013)

Gemäß der eigenen Beschreibung, ist das übergeordnete Ziel des Projektes „Nachbarinnen in Wien“, zurückgezogene Frauen mit Migrarationshintergrund und deren Familien in die Gesellschaft zu integrieren, und ihnen einen verbesserten Anschluss an das Sozial‐, Gesundheits- und Bildungssystem zu ermöglichen.


Dadurch sollen sie ein verbessertes Lebensgefühl sowie Freiheit in ihrem Handeln erhalten. Um dies zu erreichen, werden Frauen aus den unterschiedlichen Kulturkreisen zu aufsuchender Sozialarbeit befähigt und zu „Nachbarinnen“ ausgebildet. Sie suchen migrantische Familien in ihrem vertrauten Umfeld auf, bieten Familienarbeit an und informieren sie über bisher nicht genutzte Angebote der Stadt Wien. Weitere Aktivitäten umfassen: die Organisation von Deutschkursen, Informationsvorträge im Rahmen von „Bildungsfrühstücken“, Kulturveranstaltungen sowie Nachhilfe für Kinder. "Nachbarinnen in Wien" ging 2013 als Gewinnerin der Initiative “Ideen gegen Armut” hervor.

Im Beobachtungszeitraum 2014 wurden insgesamt 210 Frauen bzw. Familien von 16 Nachbarinnen über mehrere Monate begleitet. Ihre Tätigkeiten erstreckten sich dabei von Begleitdiensten zu Ärzten oder Ämtern, über Beratungs- oder Dolmetschertätigkeiten bei den Familien zu Hause, bis hin zur Vermittlung der Frauen oder Familienmitglieder zu relevanten Stellen hinsichtlich weiterführende Unterstützung oder Information. Darüber hinaus haben durchschnittlich 50 Frauen zumindest eines der 18 Bildungsfrühstück-Veranstaltungen besucht und sich zu Gesundheits- oder Bildungsthemen informiert. Knapp 300 Kindern und Erwachsenen haben auch das Angebot genutzt, und an den vom Projekt organisierten Museumsführungen oder Stadtspaziergängen teilgenommen und dabei was Neues kennengelernt und ihr Wissen über ihren Bezirk oder Wien erweitert. Mehr als 80 Kinder haben im Schuljahr 2013/14 die angebotene Nachhilfe in Anspruch genommen. Dabei haben ihnen 66 LernhelferInnen in fast 2000 Stunden geholfen, ihre Noten zu verbessern oder gar von der Sonderschule in die Regelschule aufzusteigen. Aufgrund des so breiten Tätigkeitsfeldes sind die Wirkungen, die das Projekt bei den unterschiedlichen Zielgruppen entfaltet, vielfältig. Diese erstrecken sich von Empowerment und Wissens- und Horizonterweiterung, über das Kennenlernen anderer Kulturkreise, die Sensibilisierung für ihre Lebenslagen, bis hin zur schulischen Verbesserung und damit einem entspannten Familienleben, um nur einige zu nennen.

Wird der generierte Gesamtimpact von € 1.219.093 den Investitionen in Höhe von € 264.430 gegenübergestellt, so ergibt sich ein Social Return on Investment-Wert von 4,61. Dies bedeutet, dass jeder investierte Euro Wirkungen im monetarisierten Gegenwert von 4,61 Euro schafft. Die Evaluation erfolgte mittels einer Social Return on Investment (SROI)-Analyse, deren Ziel es ist, den durch das Projekt geschaffenen gesellschaftlichen Mehrwert möglichst umfassend zu bewerten.

Die Methode will neben den finanziellen, explizit auch die sozialen Wirkungen des Projekts messen. Die vorliegende Analyse basiert auf dem Modell des NPO&SE Kompetenzzentrums und des CSI Heidelberg (Schober/ Then, 2015), was grundsätzlich bedeutet, dass zu Beginn die wichtigsten Stakeholder und deren Ziele identifiziert werden müssen. Danach wird der investierte Input dem erzielten Output sowie dem Outcome je Stakeholder in einer Impact Value Chain gegenübergestellt. Im Anschluss gilt es den Outcome um jene Wirkungen zu bereinigen, die ohnehin eingetreten wären (Deadweight). Schließlich muss der Impact in geeignete Indikatoren übersetzt und mit Daten belegt werden, um den SROI-Wert berechnen zu können.

Kontakt
Mag.rer.soc.oec. Selma Sprajcer

Selma Sprajcer

Senior Researcherin
Aufgaben: Themen im Bereich Menschen mit Behinderung und Barrierefreiheit, Freiwilligenarbeit, Zivilgesellschaft, wissenschaftliche Begleitung von Projekten