Hintere Außenansicht des D2 Gebäudes

Studie zur Wirkungsmessung von grenzüberschreitenden Kulturprogrammen an Hand des Beispiels des EU-Programms „Kultur“ der Phase 2007-2013 mit Fokus auf Projekte mit österreichischer Trägerschaft

Die vorliegende Studie befasste sich mit Wirkungen, die sich aus den grenzüberschreitenden Aktivitäten von Kulturprojekten ergeben.

Grenzüberschreitende Aktivitäten stellen eine Bedingung für eine Projektförderung im Rahmen des EU-Programms KULTUR 2007-2013 dar. Bislang gab es jedoch wenig Forschung dazu, welche Wirkungen durch diese Aktivitäten für welche Personengruppen entstehen und wie diese gemessen werden können.

Das Forschungsdesign beinhaltete neben der Aufarbeitung bestehender Literatur sowohl einen qualitativen als auch einen quantitativen Zugang. Im Rahmen von 22 leitfadengestützten Interviews wurden potenzielle Stakeholder (im weiteren Sinne beteiligte Personen(gruppen)) und deren Nutzen durch die grenzüberschreitende Projekte identifiziert.

Zusammengefasst ergeben sich folgende zentrale Wirkungsdimensionen bei grenzüberschreitenden Kulturprojekten:

Direkte und indirekte ökonomische Wirkungen

Die Projekte haben direkte ökonomische Wirkungen für Projektträger, ProjektmitarbeiterInnen, KünstlerInnen und Firmen (Lieferanten und Sponsoren), durch die Finanzierung der Leistungen und Produkte, die im Rahmen der Projekte geschaffen werden.

Kompetenzerwerb und Know-how-Zuwachs

ProjektmitarbeiterInnen, KünstlerInnen bzw. inhaltlich tätige Mitwirkende und RezipientInnen erwerben durch grenzüberschreitende Aktivitäten Wissen und Kompetenzen. Neben interkulturellen sind dies Managementkompetenzen sowie fachliche und technische Kompetenzen. Dies stellt nicht nur einen Gewinn für die beteiligten Individuen dar, vielmehr profitieren auch Institutionen und Gemeinschaften, wie die Projektträger, die Scientific Community, Interessensvertretung, Ausbildungsstätten und nicht zuletzt die allgemeine Bevölkerung bzw. die EU davon.

Reputation/Bekanntheit

Durch internationale Aktivitäten können KünstlerInnen und Projektträger ihren Bekanntheitsgrad national und international ausbauen. Vielfach kann dadurch auch ein Vertrauensverhältnis aufgebaut werden, das für weitere Kooperationen und Projektaktivitäten förderlich ist. Letztlich erhöht ein Gewinn an Reputation und Bekanntheit wieder die Chance auf Folgeaufträge und –projekte.

Die Bildung quantitativer Indikatoren zur Wirkungsmessung war in mancher Hinsicht erfolgreich, stieß aber durch die Heterogenität und die vernetzten, projektförmigen Strukturen auch an Grenzen. Das Phänomen der „blurring boundaries“, der verschwimmenden Grenzen, ist eine Entwicklung, die gerade im Kunst- und Kulturbereich im besonderen Maße zutrifft. Sie wird teilweise sehr bewusst forciert, wenn beispielsweise Publikum aktiv in den Prozess der Erstellung eines Werkes mit einbezogen wird und dadurch die Grenzen zwischen KünstlerInnen und RezipientInnen hinterfragt werden.

Die Rückbindung der Wirkungen auf Leistungsindikatoren war im Rahmen der Studie nicht möglich. Hier stellte sich vor allem die geringe Fallzahl als Problem heraus, durch die kaum Zusammenhänge erkennbar waren. Auch die Beschränkung der Befragung auf eine Stakeholdergruppe und eine Person, die Auskunft über das gesamte Projekt gab, trug dazu bei.

Im Rahmen der quantitativen Erhebung wurde eine Reihe von Leistungs- und Wirkungsindikatoren erhoben und auf die im Zeitraum von 2007-2012 stattfindenden Projekte und Festivals hochgerechnet. Beispielhaft seien Leistungsindikatoren für die internationale Vernetzung und Aktivitäten angeführt. Soarbeiteten die Projekte durchschnittlich mit 5,3 KoorganisatorInnenen zusammen, wobei die Spanne von zwei (der geforderten Mindestzahl) bis 19 KoorganisatorInnenen reichte. Ergänzend hatten die Projekte durchschnittlich 3,9 assoziierte Partner. Insgesamt wurden hochgerechnet auf alle Projekte 394 Produktionen mit 4.165 Aufführungen realisiert, die 283.088 BesucherInnen anzogen.

Zusammengefasst kann festgestellt werden, dass die Projektlandschaft im Kulturbereich sehr heterogen ist und eine Vielzahl an Leistungen und daraus folgenden Wirkungen erbracht werden. Es bedarf aber noch weiterer Forschung, um die Wirkungen der Projekte bzw. Festivals tiefergehend zu erheben und zu analysieren.

Für nähere Informationen stehen Ihnen die AutorInnen der Studie zur Verfügung: 

Mag. Eva More-Hollerweger
Tel: + 43 1 313 36 / 5885
eva.more@wu.ac.at

Dr. Christian Schober
Tel: + 43 1 313 36 / 5888
christian.schober@wu.ac.at