Hintere Außenansicht des D2 Gebäudes

Arbeitsbedingungen im Hochschulbereich

Die Arbeiterkammer Wien beauftragte 2018 eine Forschungsgemeinschaft von IFES und NPO-Kompetenzzentrum der WU Wien mit der Durchführung einer Studie zur Arbeitssituation von Beschäftigten im Hochschulbereich.

Zielsetzung des Forschungsprojektes war es, tieferen Einblick in die spezifischen arbeitsbezogenen Problemlagen als Grundlage für zukünftige interessenpolitische Schwerpunktsetzungen der AK zu bieten. Ein schriftlicher Fragebogen wurde an alle an Wiener Fachhochschulen und Universitäten beschäftigten AK-Mitglieder versendet. Es handelt sich hierbei um etwa 15.000 Personen. An der Befragung haben insgesamt 2.535 Beschäftigte teilgenommen, wobei der Großteil der Befragten (91%) an Universitäten und 9% an Fachhochschulen tätig sind. 64% der Befragten an den Unis sind der Forschung und Lehre zuzuordnen, die restlichen rund 40% (mit Doppelverwendungen) den allgemeinen, hauptsächlich administrativen Tätigkeiten. Erste Ergebnisse dieser Studie liegen nunmehr vor, genauere Informationen folgen.

Zusammengefasst zeigt sich, dass wesentliche Unterschiede zwischen den besser abgesicherten Mitarbeitenden des sogenannten allgemeinen Personals und dem häufig prekarisierten Mitarbeitenden im Forschungsbereich bestehen. Besonders hohen Arbeitsbelastungen sind NachwuchswissenschaftlerInnen an Universitäten unterworfen. Neben den hohen Arbeitszeitanforderungen, die oft weit über das vereinbarte Maß hinausgehen, sind es insbesondere die unsichere berufliche Stellung und die mangelnden Perspektiven mit allen – nicht nur materiellen – Begleiterscheinungen, die die Arbeitssituation dieser Gruppe massiv beeinträchtigen.

Nachfolgende Abbildungen zeigen den Unterschied und die genannten Probleme recht eindeutig. So geben beispielsweise knapp 40% der MitarbeiterInnen im wissenschaftlichen Bereich an, sich durch unsichere berufliche Perspektiven stark belastet zu fühlen.

Aufgrund eines hohen Teilzeitanteils beträgt die durchschnittliche vereinbarte Arbeitszeit an den Universitäten lediglich 31,8 Wochenstunden. In der Realität wird insbesondere im Forschungsbereich das vereinbarte Arbeitszeitausmaß jedoch teilweise erheblich überschritten. Jeweils rund die Hälfte der ForscherInnen (UNI: 58%, FH: 49%) leisten häufig, und jeweils rund ein Drittel zumindest gelegentlich Mehrarbeit bzw. Überstunden, wobei mehr als ein Drittel der Befragten fallweise auch am Wochenende arbeitet. Aber auch das allgemeine Personal ist von erheblicher Mehrarbeit betroffen.

Eine interessante Erkenntnis ist auch die vergleichsweise hohe Unzufriedenheit der Befragten mit dem Führungsstil durch die Vorgesetzten. Dies betrifft beide Gruppen in etwa gleichermaßen.

In verschiedenen Foren werden nun die interessierten TeilnehmerInnen und BetriebsrätInnen über die Hauptergebnisse informiert. Nach den AK-Wahlen im April 2019 plant die AK, sich vermehrt den Hochschulen zu widmen. Angesichts der Multiplikatorfunktion von Beschäftigten im Hochschulbereich, durch den Studierendenkontakt, ist dies wohl auch im Interesse des Images einer überbetrieblichen Interessenvertretung von ArbeitnehmerInnen.

Kontakt
Mag.Dr.rer.soc.oec. Christian Grünhaus

Christian Grünhaus

(ehm. Schober) Wissenschaftlicher Leiter, Senior Researcher
Aufgaben: Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Evaluation, SROI-Analysen, Finanzierung, Spendenverhalten, Arbeitszufriedenheit und Motivation, Altenpflege und –betreuung, Menschen mit Behinderung bzw. Barrierefreiheit