SROI-Analyse eines Entwicklungsprojektes für Frauen von Menschen für Menschen in Ginde Beret (Äthiopien)
Fotocredit: Menschen für Menschen
Die Frauenprojekte der Hilfsorganisation Menschen für Menschen wurden auf ihre gesellschaftliche und ökonomische Wirksamkeit untersucht. Durchgeführt wurde diese Social Return On Investment-Analyse (SROI-Analyse) vom NPO & SE Kompetenzzentrum der Wirtschaftsuniversität Wien. Im Washa Catchment, einem Teilgebiet der Projektregion Ginde Beret in dem rund 10.000 Menschen leben, wurde die Wirkung von Frauenprojekten übereinen Zeitraum von drei Jahren evaluiert.
Die von der
beauftragte Studie kommt zum Ergebnis, dass das Frauenprogramm höchst wirkungsvoll ist: Die Summe der finanziell bewerteten Wirkungen entspricht dem rund 27-fachen Wert der getätigten finanziellen Investitionen. Das heißt: Jeder Spenden-Euro, der in das Frauenprogramm von Menschen für Menschen geflossen ist, bringt der Gesellschaft einen Social Return on Investment im Wert von 26,60 Euro.Methodik der SROI Analyse
Ziel der SROI-Analyse ist es, neben dem finanziellen Mehrwert explizit auch die sozialen Wirkungen und somit den gesellschaftlichen Wert zu erfassen. Ein wesentlicher Punkt ist dabei die Identifikation der wichtigsten Stakeholder, wie die teilnehmenden Frauen, Angehörige, Tagelöhnerinnen, Regionalbehörden etc. Für jede Gruppe werden die eingesetzten Mittel (Input) den erzielten Leistungen (Output) sowie deren Wirkungen(Outcome) gegenübergestellt. Dieser identifizierte Outcome wird verifiziert, quantifiziert undzum Schluss, soweit möglich und sinnvoll, in Geldeinheiten bewertet. Die Summe entspricht dann dem finanziellen Gesamtwert der erzielten gesellschaftlichen Wirkungen. Dieser Gesamtwert wird dem Projekt-Investment gegenübergestellt. Daraus ergibt sich die Verhältniskennzahl des „Social Return On Investment“. In diesem Fall ergab jeder in Frauenprojekte investierte Euro einen gesamtgesellschaftlichen Wert von 26,60 Euro.
Die Quantifizierung und finanzielle Bewertung der Wirkung des Projekts erfolgte auf Basisqualitativer Erhebungen vor Ort, Einbeziehung von Daten von Menschen für Menschen sowie einer ausgedehnten Sekundärdatenrecherche. Ausgeklammert wurden bei der SROI-Analyse Wirkungen die unabhängig vom konkret untersuchten Frauenprojekt entstanden. Zum Beispiel Wechselwirkungen aus anderen Bereichen des integrierten Ansatzes von Menschen für Menschen oder Maßnahmen seitens der äthiopischen Regierung.
Beeindruckendes Ergebnis
Insgesamt ergeben sich auf Basis der durchgeführten Erhebungen und Berechnungen für die Jahre 2011 bis 2013 Wirkungen die einem finanziellen Wert von 3,36 Mio. Euro entsprechen. Dem gegenüber stehen Investitionen in Höhe von rund 126.000 Euro. Daraus ergibt sich ein Social Return On Investment von 26,6. Das heißt: Jeder investierte Euro schafft gesamtgesellschaftliche Wirkungen im Gegenwert von 26,6 Euro und kommt somit rund 27-fach zurück. Dieser Wert ist bei weitem höher als bei Projekten in stärker entwickelten Ländern. Dies liegt vor allem daran, dass mit einem vergleichsweise geringen Budget ein hoher gesellschaftlicher Nutzen aufgrund weitreichender, fehlender Basisversorgung erzielt werden kann.
„Der Wert ist ausgesprochen hoch“, so die Studienleiterin des NPO & SE Kompetenzzentrums der WU Olivia Rauscher. „Die Studie zeigt ganz deutlich, welche hohe positive Wirkungen durch das Frauenprogramm von Menschen für Menschen in dieser Region erzielt wurden. Nicht nur für die Frauen selbst, sondern für die gesamte Gesellschaft vor Ort.“
„Jeder in das Projekt investierte Euro erzielt durch unsere Arbeit eine Wirkung im Wert vonrund 27 Euro, das entspricht einer Rendite von fast 2700%“, freut sich Rupert Weber, geschäftsführender Vorstand von Menschen für Menschen, über das Ergebnis der Studie. „Dieses Ergebnis bestätigt auch den persönlichen Eindruck, den ich selbst regelmäßig von Projektbesichtigungen mitnehme: Die Arbeit von Menschen für Menschen bewirkt langfristig positive Veränderungen für alle Bewohner in den Projektregionen. Das beeindruckende Ergebnis zeigt auch, dass die uns anvertrauten Spendenmittel mit größtmöglicher Wirkung eingesetzt werden.“
Frauenprogramme im Washa Catchment
Das Washa Catchment ist ein Teilgebiet der Projektregion Ginde Beret und umfasst rund 70km² - das entspricht etwa der Fläche der Stadt Salzburg. Die Maßnahmen, deren Wirkung im Rahmen der Studie untersucht wurden, zielen auf die Verbesserung der Lebensumstände von Frauen im ländlichen Äthiopien ab und beinhalten unter anderem: Maßnahmen zu den Themen verbesserte Hygiene und Hauswirtschaft, Kleinkreditprogramme, Gemüsegärten, Kochkurse, holzsparende Öfen und die Bekämpfung von schädlichen Traditionen wie Beschneidung oder Frühverheiratung.
Engagement der Essl Foundation
Die Studie zum Social Return On Investment erfolgte im Auftrag der Essl Foundation. Diese zeichnete 2011 die Arbeit von Menschen für Menschen mit dem Essl Social Prize aus. Das Preisgeld in Höhe von 1 Million Euro wurde zur Umsetzung von integrierten Entwicklungsmaßnahmen im Washa Catchment eingesetzt. Bei der Analyse wurden die speziell im Bereich Frauenförderung gesetzten Maßnahmen in Hinblick auf ihre nachhaltige Wirksamkeit untersucht.
Erzielte Wirkungen der Frauenprojekte
Die bedeutendsten positiven Wirkungen entstehen natürlich für die teilnehmenden Frauen, gefolgt von ihren Angehörigen. Die Frauen selbst profitierten vor allem von einer verbesserten Gesundheit sowie einer Zeit- und Arbeitsersparnis, was auf die Verbreitung holzsparender Öfen sowie Maßnahmen zur sanitären Situation und Hygiene zurückzuführen ist. Außerdem konnten die Projektteilnehmerinnen ein zusätzliches Einkommen durch die Teilnahme am Kleinkreditprogramm sowie durch den Verkauf von neu etablierten Gemüsesorten erwirtschaften. Auch das gewonnene Wissen aus diversen Kursen sowie das gestiegene Selbstbewusstsein durch die Maßnahmen des Frauenprogramms trugen wesentlich zum Gesamtnutzen der Teilnehmerinnen bei.
Die Angehörigen profitierten ebenfalls deutlich durch eine verbesserte Gesundheit, was sich bei den Kindern zum Beispiel in einer Verringerung von Unterernährung widerspiegelte. Weitere erhobene Wirkungen sind das höhere Bildungsniveau der Kinder sowie das gestiegene Sicherheitsgefühl der Mädchen, das auf die Verringerung schädlicher Traditionen zurückzuführen ist. Ein zusätzlicher Nutzen ergab sich für die Ehemänner, die eine psychische Entlastung erfuhren. Durch die gestiegene finanzielle Unabhängigkeit der Frauen sind die Männer nicht mehr alleine für das Haushaltseinkommen verantwortlich.