SROI-Analyse "Vollpension" (Get Active Social Business Award Siegerprojekt 2014)
Fotocredit: Vollpension
Bei der Vollpension handelt es sich um ein Sozialgastronomieprojekt, das den intergenerationalen Austausch zwischen Jung und Alt fördert. Der gemeinnützige „Vollpension-Verein“ und die „Vollpension Generationencafe GmbH“ verfolgen neben wirtschaftlichen, auch soziale und gesellschaftliche Ziele.
Neben der Schaffung von Arbeitsplätzen für ältere ArbeitnehmerInnen und PensionistInnen, wird den Personen eine Abwechslung zu ihrem Alltag geboten. Im Zuge unterschiedlicher Veranstaltungen wie SeniorInnen-Erzählabende, gemeinsames Stricken oder Spieleabenden sollen durch das Aufzeigen unterschiedlichster Altersrollenbilder Vorurteile und Klischees gegenüber der älteren Bevölkerung aufgebrochen werden. Ältere Menschen sollen nicht als Belastung für die Gesellschaft begriffen werden. Vielmehr gilt es die Potentiale, die im Zusammenhang mit der Beschäftigung von älteren ArbeitnehemerInnen stehen, hervorzuheben. Gleichzeitig verfolgt die Vollpension das Ziel den Generationendialog zu fördern, indem die beschäftigten SeniorInnen, ihre Lebensgeschichten und Erfahrungen an jüngere Generationen weitergeben.
In der im Juni 2016 eröffneten Vollpension in Wien konnten bisher 17 SeniorInnen geringfügig angestellt werden. Im Zuge der Vollpension profitierten sie neben dem (zu ihrer Pension hinzukommenden) Verdienst, insbesondere von dem Austausch mit der jüngeren Generation sowie einem gesteigerten Selbstwertgefühl aufgrund der abwechslungsreichen und sinnstiftenden Tätigkeit.
Wird der generierte Gesamtimpact von € 492.788 den Investitionen in Höhe von € 321.481 gegenübergestellt, so ergibt sich ein Social Return on Investment-Wert von 1,53. Dies bedeutet, dass jeder investierte Euro Wirkungen im monetarisierten Gegenwert von 1,53 Euro schafft. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der SROI Wert der Vollpension mit 1,53 nicht außerordentlich hoch ist. Dies liegt zum einen an dem vergleichsweise hohen Input der Gäste in Form von Umsatzerlösen und zum anderen an der Fristigkeit der Wirkungen. Im Vergleich zu Präventionsprojekten erzielen Projekte, die sich auf die Unterstützung von SeniorInnen fokussieren, tendenziell niedrigere Werte. Dies bedeutet jedoch nicht, dass derartige Projekte aus einer gesamtgesellschaftlichen Perspektive weniger wert sind. Insbesondere auf der individuellen Eben der SeniorInnen nimmt die Vollpension einen zentralen Stellenwert ein. Sie trägt zu einer verstärkten Einbindung in deren Lebenswelt bei, ermöglicht ihnen einen zusätzlichen Verdienst und schafft zusätzliche Kommunikations- und Interaktionsmöglichkeiten- insbesondere mit der jüngeren Generation. Doch nicht nur für die SeniorInnen, auch für die Gäste stellt die Vollpension ein besonderes Projekt dar. Diese schätzen die Vollpension sehr und verweilen gerne in der erzeugten Wohnzimmeratmosphäre. Insgesamt handelt es sich bei der Vollpension in erster Linie um einen gelungenen Gastronomiebetrieb, der wirtschaftliche mit sozialen Zielen verbindet.
Die Evaluation erfolgte mittels einer SROI-Analyse, deren Ziel es ist, den durch das Projekt geschaffenen gesellschaftlichen Mehrwert möglichst umfassend zu bewerten. Die Methode will neben den finanziellen, explizit auch die sozialen Wirkungen des Projekts messen. Die vorliegende Analyse basiert auf dem Modell des NPO&SE Kompetenzzentrums und des CSI Heidelberg (Schober/ Then, 2015), was grundsätzlich bedeutet, dass zu Beginn die wichtigsten Stakeholder und deren Ziele identifiziert werden müssen. Danach wird der investierte Input dem erzielten Output sowie dem Outcome je Stakeholder in einer Impact Value Chain gegenübergestellt. Im Anschluss gilt es den Outcome um jene Wirkungen zu bereinigen, die ohnehin eingetreten wären (Deadweight). Um den SROI-Wert berechnen zu können, muss schließlich der Impact in geeignete Indikatoren übersetzt und mit Daten belegt werden. Der Evaluierungszeitraum umfasste das Jahr 2015.