Außenansicht des D3 und des AD Gebäudes

Die Schwarzenbergbank

  • Projektnummer: FWF-Projekt

  • Titel: Die Schwarzenbergbank 1787 - 1830

  • Projektleiter: Matis Herbert

  • Projektmitarbeiter: Čerman-Štefanová Dana

  • Laufzeit: 2001 - 2004

  • Forschungsstätte: Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, WU

  • Keywords: Industriegeschichte, Sozialgeschichte des Adels, Bankengeschichte

Inhalt

Die "k. k. privilegierte & octroyierte Wiener Kommerzial-, Leih und Wechselbank" oder "Schwarzenberg-Bank", wie sie in der zeitgenössischen Öffentlichkeit wegen ihres prominenten Hauptaktionärs, Josef Johann Nepomuk Anton Karl Fürst zu Schwarzenberg, auch häufig genannt wurde, zählt zu den ersten Aktiengesellschaften, wenn sie nicht überhaupt - wofür durchaus vieles spricht - die älteste Aktiengesellschaft im heutigen Österreich repräsentiert. Sie entsprang der Initiative eines klassischen "Projektanten": Der Initiator, der dänische Handelsmann Henning Bargum, war der Typus des abenteuerlichen Entrepreneurs, wie ihn u. a. der englische Schriftsteller Daniel Defoe in seinen ökonomischen Schriften bereits um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert beschrieben hat. Das erste Bankprivileg wurde mit Patent vom 12. Dezember 1786 ausgestellt, die Konvention (der Gesellschaftsvertrag) stammt vom Mai 1787; das Privileg wurde 1792 nach der aufgrund einer Defraudation erfolgten Flucht Bargums erneuert und sollte ursprünglich 1812 auslaufen. Es wurde allerdings zwecks ordnungsgemäßer Liquidation zunächst provisorisch um sechs Monate und dann noch mehrmals verlängert, allerdings wurde erst 1824 endgültig um die Löschung der Firma angesucht, die dann mit Ende des Jahres 1830 erfolgte. Bargum fand für sein Projekt einer Bankgründung in Wien die Unterstützung verschiedener einflußreicher Mitglieder des Hochadels, an erster Stelle der Fürsten Johann bzw. Josef zu Schwarzenberg und Franz Gundaker zu Colloredo-Mansfeld sowie des Grafen Friedrich Nostitz-Rieneck. Diese bildeten in der Folge gemeinsam mit Bargum auch die "Oberdirektion" der Bank, während die mit der Durchführung der laufenden Geschäfte beauftragte "Unterdirektion" durch vier angestellte Manager ausgeübt wurde, die neben ihren Beratungs- und Verwaltungsaufgaben gleichzeitig auch Sprachrohr für einen Teil der Klienten waren. Die Bank suchte zunächst in der Habsburgermonarchie selbst entsprechende Interessenten für die Beschaffung des Startkapitals in Höhe von einer Million Gulden zu finden, sie sprach aber von ihrem Beginn an auch ausländische Aktionäre an; so stellten etwa ein Amsterdamer Handelshaus sowie das bekannte Frankfurter Bankhaus Bethmann & Co und andere deutsche Geldgeber bereits 1788 in Aussicht, sich mit Kapitaleinlagen an dem Unternehmen zu beteiligen. Neben dem Wechselgeschäft, dem Lombard- und Hypothekarkredit widmete sich die Bank in der Folge vornehmlich dem industriellen Gründungsgeschäft. Zu den wichtigsten Initiativen dieser frühen Mobilbank auf Aktienbasis zählt im Jahre 1802 die Gründung der Pottendorfer Garnmanufakturgesellschaft, die in der Folge zur größten Baumwollspinnerei des europäischen Kontinents aufsteigen sollte. Aber auch in der österreichischen Zuckerindustrie ging man Beteiligungen ein; die Bank finanzierte überdies verschiedene Unternehmungen in der Textilindustrie. Bereits kurz nach dem Beginn der Geschäftstätigkeit drohte aber wegen einer Defraudation des Gründers und Hauptaktionärs Bargum der Konkurs der Bank. Dieser konnte jedoch auf Grund einer Intervention des Fürsten Schwarzenberg und durch die Erneuerung des Bankprivilegs abgewendet werden. Die folgenden Jahren zeigten den Auf- und Ausbau verschiedener Geschäftsfelder, wobei vor allem der Handelskredit, diverse Wechselgeschäfte aber auch das industrielle Gründungsgeschäft ausgeweitet wurden. Besonders hinzuweisen ist auf die führende Rolle der Bank bei der Gründung der Pottendorfer Baumwollspinnerei und beim Ausbau des Seehandelsgeschäfts in Triest, was durch die Errichtung einer eigenen Filiale in der 1719 gemeinsam mit Fiume zum Freihafen erklärten Stadt unterstrichen wurde. Obwohl wie so viele österreichische Unternehmungen durch den Finanzkrach des Jahres 1811 in Mitleidenschaft gezogen, konnte die Bank dennoch die Zeit bis zum Ablauf ihres Privilegiums für einen Ausbau ihrer Stellung nützen. Sie scheint auch darüber hinaus, zumindest bis 1830, bestanden zu haben und wurde dann liquidiert, bzw., wie dies die Zeitgenossen ausdrückten, "stralziert".

Forschungsergebnis

Buch

Matis Herbert: DIE SCHWARZENBERG-BANK
Kapitalbildung und Industriefinanzierung in den habsburgischen Erblanden 1787-1830
452 Seiten, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (2005), Deutsch ISBN 978-3-7001-3550-0