Eine Zeit zum Wachsen und Lachen
"Das Eis brechen"
Vor dem allerersten Treffen habe ich mir einige Gedanken gemacht, wie die Kinder auf uns reagieren werden und ob es schwer sein wird das „Eis“ zu brechen. Aber schon nach einigen Minuten merkte ich, dass die Kinder sehr neugierig und offen auf uns reagierten. Es gab maximal zwei, bis drei Kinder, die etwas verschlossener waren als die anderen, dies verging aber mit der Zeit. Was mir sehr geholfen hat, schon früh eine gute Beziehung zu den Kindern aufzubauen, war der Ausflug, welcher beim zweiten Treffen schon stattgefunden hat. Wir gingen in ein Schwimmbad und am Weg dorthin konnte ich mich mit einigen Kindern unterhalten und da ich wie die Kinder das Wasser echt gernhabe, konnten wir drei Stunden durchgehend spielen. So wurde im Laufe der Zeit die Beziehung zu den Kindern immer besser und besser. Dies spiegelte sich dann auch beim Lernen wieder, so haben sich die Kinder auch mehr getraut Fragen zu stellen etc.
Schriftliches Dividieren & andere Herausforderungen
An manchen Tagen merkte man aber, dass die Kinder nicht so motiviert gewesen sind, da sie einen anstrengenden Tag an der Schule hatten. Hausaufgaben und Übungen waren dann das Letzte, mit dem sie konfrontiert sein wollten. An diesen Tagen konnte es etwas lauter im Raum werden, da wegen dem Gruppen-Setting viele Kinder anwesend waren, die sich lieber miteinander unterhalten wollten, so mussten wir ein wenig strenger sein, und klar machen, dass zuerst die Hausaufgaben und dann das Spielen kommt und nicht umgekehrt. Effektiv war es dann auch, sich an einen anderen Tisch zu setzen bzw. die Gruppe zu spalten, falls genug Betreuer*innen da waren, damit die Kinder konzentrierter arbeiten konnten.
In der Pfarre funktionierte das Gruppensetting aber sonst echt gut, weil man sich auch unter den Betreuer*innen gegenseitig unterstützen konnte. Da die Volksschule bei uns doch schon ein ganzes Stück zurück liegt, war das händische Dividieren durchaus eine Hürde, bei der wir uns anfangs gegenseitig geholfen haben, wir hatten aber schnell wieder den Dreh raus, nach einigen Rechnungen mit den Kindern. Auch die Kommunikation mit der Leiterin und den anderen Mitarbeitern verlief immer reibungslos. Vor dem ersten Treffen mit den Kindern, wurden wir in die Pfarre eingeladen, um die anderen Betreuer*innen kennenzulernen. Sie erzählten uns über den Alltag, was auf uns zukommen könnte und sogar schon, wie einige der Kinder drauf sind. Sie haben uns zu verstehen gegeben, dass sie nicht nur für die Kinder da sind, sondern auch für uns, falls wir etwas benötigten.
Aufgaben gemeinsam meistern
Während meiner Zeit als Lernbuddy konnte ich einige Höhen und Tiefen der Kinder mitkommen, einige Momente sind mir besonders in Erinnerung geblieben. Prägend für mich war, als ich mit einem Kind Mathematik gelernt habe und er das System des Multiplizierens und Dividieren verstanden hat. Man konnte richtig erkennen, wie sich über die Wochen das Selbstvertrauen aufgebaut hat, die Aufgaben allein zu lösen, sogar die Angst vor den Schularbeiten verflog. Ein Teil davon gewesen zu sein, ist etwas echt Besonderes für mich.
Es gab aber auch die gegenteilige Situation mit einem anderen Kind, welches angefangen hat, bitterlich zu weinen, weil er die Hausaufgaben nicht begriffen hat. So eine Situation war mir aber nicht neu, da selbst ich in meiner Volksschulzeit so eine erleben durfte.
In solchen Momenten ist Einfühlsamkeit und Geduld sehr gefragt. Ich musste die richtigen motivierenden Worte finden und schließlich konnten wir dann auch diese Aufgabe gemeinsam meistern.
Einer der lustigsten Tage
Die Ausflüge und das Spielen werden mir ebenfalls noch sehr lange im Gedächtnis bleiben. Ich durfte mit zwei Kindern in eine Erlebnishalle gehen. Wir spielten fangen, kletterten und liefen bis unsere Energie uns verlassen hat. Am Ende sagten sie mir, dass es einer der lustigsten Tage war, die sie je erlebt haben.
Ich bin mit der Intention ins Programm gegangen, den Kindern zu zeigen, was möglich ist, dass ihnen alle Wege offenstehen und die Hürden, welche sie gerade erleben, nur temporär sind. Des Weiteren wollte ich bzw. auch die anderen Lernbuddies, mit denen ich im Austausch war, den Kindern eine Zeit bieten, in der sie eben nicht an ihre familiären Probleme oder dergleichen denken, sondern wo sie nach den Hausaufgaben einfach mal Kind sein können. Dieses Ziel wurde meiner Auffassung nach auf jeden Fall erreicht.
Auch die schulischen Leistungen waren wichtig, dass ich den Kindern von meinem Wissen was weitergeben konnte und ihnen zeigen konnte, dass Schule und lernen auch Spaß machen kann.
Autor: Emmanuel, Lernbuddy im SoSe 2024