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Forschung zum Mitnehmen

Unter dem Motto Forschung zum Mitnehmen sammeln wir auf dieser Seite kompakte Kurzinformationen zu Themen und Ergebnissen unserer Forschung, die Sie auch im pdf-Format runterladen können.

Was bringt Finanzbildung?
Illustration: Zahl 5

Es gibt eine Vielzahl an Finanzbildungsmaßnahmen – aber bringen sie überhaupt etwas? Und wie wirkt sich ein höheres Maß an Finanzbildung aus?

Eine Meta-Studie zu 115 Experimentalstudien über die Effekte von Finanzbildungsmaßnahmen hat gezeigt, dass diese Finanzwissen und günstige finanzielle Verhaltensweisen fördern. In allen Studien konnten Wissen bzw. Verhalten positiv und signifikant beeinflusst werden, allerdings gab es große Unterschiede in der Höhe der Effektgrößen. Höhere Effektgrößen wurden in der Regel in Zusammenhang mit Wissenszunahmen festgestellt, vergleichsweise niedrigere Effektgrößen bei Verhaltensweisen bezüglich finanzieller Aufzeichnungen, Sparen und Verschuldung.

Ein höheres Niveau an Finanzbildung (also einer Kombination aus insbesondere Finanzwissen, Einstellungen und Verhaltensweisen) geht einher mit einem höheren Sparverhalten, der Nutzung von mehr Finanzdienstleistungen zu günstigeren Konditionen (und Vermeidung von ungünstigen Konditionen), einer umfassenderen Vorsorge für die Pension und einem bewussteren Umgang mit Schulden (weniger Schuldenproblemen). Außerdem erkennen Personen mit höherer Finanzbildung eher versuchten Finanzbetrug. Alle diese Faktoren tragen zu einem höheren finanziellen Wohlbefinden bei, d.h. einer höheren Fähigkeit, finanzielle Schocks (unerwartet hohe Ausgaben, Verlust der Einkommensquelle) zu verkraften.

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Können Frauen mit Geld schlechter umgehen als Männer?
Illustration: Zahl 4

International zeigen viele Untersuchungen, dass Frauen im Vergleich zu Männern im Schnitt weniger Finanzwissensfragen korrekt beantworten können. Im Schnitt interessieren sie sich auch weniger für finanzielle Angelegenheiten und zeigen weniger Sicherheit in Bezug auf die Lösung finanzieller Fragen. Insgesamt verlässt sich ein großer Teil der Frauen bei größeren finanziellen Entscheidungen gerne auf andere, was ihre Selbstsicherheit und ihren Kompetenzzuwachs in finanziellen Angelegenheiten nicht fördert. Das bedeutet, dass Frauen bei einigen Facetten von Finanzbildung schlechter abschneiden als Männer.

Im (täglichen) Umgang mit Geld sind sie aber nicht schlechter. Ganz im Gegenteil zeigt sich bei einigen Einstellungen und vor allem beim Verhalten in finanziellen Angelegenheiten im Schnitt eine größere Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit. So sind Frauen auch deutlich weniger von Schuldenproblemen betroffen als Männer.

In Anbetracht ihres geringeren Finanzwissens und Selbstvertrauens in finanziellen Angelegenheiten sind sie aber als wichtige Zielgruppe für Finanzbildung zu bezeichnen. Langfristige finanzielle Planung und Selbstständigkeit sind für Frauen bedeutend, weil:

  • sie im Schnitt weniger verdienen und geringere Pensionen haben als Männer,

  • ihre Erwerbstätigkeit häufiger von Unterbrechungen und Teilzeitarbeit geprägt ist,

  • sie weniger sparen und investieren, aber eine höhere Lebenserwartung haben als Männer.

Neben strukturell bedingten Faktoren sind daher viele ökonomische Entscheidungen der Frauen (etwa bei der Ausbildung, Berufswahl und Gestaltung der Erwerbstätigkeit) für ihre finanzielle Situation relevant.

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Wie konsumieren Jugendliche in Österreich?
Illustration: Zahl 3

Ein wesentlicher Teilbereich des Umgangs mit Geld ist die Art und Weise, wie man konsumiert. Damit ist vor allem gemeint, wie man seine Kaufentscheidungen trifft. Wie tun das Jugendliche in Österreich?

Fragt man zum Beispiel 14-jährige Jugendliche, wie sie ihre Kaufentscheidungen treffen, dann scheint das so genannte rationale Konsumverhalten bei den Jugendlichen am stärksten ausgeprägt zu sein. Das bedeutet, dass sie gut überlegen, was sie brauchen und dann gezielt Angebote suchen, vergleichen und auch abwarten, ob ein besseres Angebot zu finden ist. Das sind grundsätzlich erfreuliche Befunde, wobei man natürlich berücksichtigen muss, dass die Selbsteinschätzung der Jugendlichen positiv verzerrt sein kann.

Die Aussagen der Jugendlichen zu ihrem Konsumverhalten machen aber auch deutlich, dass es bereits in dieser Altersgruppe (auch) zu emotional gesteuerten Konsumverhaltensweisen kommt. Rund ein Viertel der befragten Jugendlichen legt großen Wert auf Marken und ist beim Kauf von Markenartikeln weder geduldig, noch stellt es Vergleiche mit anderen Produkten an. Ihre Peers und deren Meinung ist Jugendlichen wichtig. Sie konsumieren also auch, um sich einer Peergroup zugehörig zu fühlen.

Die Forschungsergebnisse zeigen, wie wichtig es für die Jugendlichen ist, sich über Geldthemen schon in jungen Jahren mit erfahrenen Personen austauschen zu können. Wo das im Elternhaus passiert, dominieren bei den Jugendlichen das rationale Konsumverhalten und eine Neigung zum Sparen. Die Schule spielt bei den Befragten keine große Rolle bei der Finanzbildung, hätte aber potenziell große Bedeutung, vor allem bei Jugendlichen, bei denen im Elternhaus nicht über Geld gesprochen wird.

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Wie steht es um die Financial Literacy von Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Österreich?
Illustration: Zahl 2

Jugendliche und junge Erwachsene stehen noch am Anfang ihres „Geldlebens“ – wie gut können sie mit Geld umgehen?

Dazu gibt es Befunde aus der Erhebung zur Finanzbildung in Österreich (Austrian Survey of Financial Literacy – ASFL) der Oesterreichischen Nationalbank. Insgesamt schneiden Männer bei Finanzwissensfragen besser ab als Frauen, was dem internationalen Forschungsstand entspricht. Dieser Unterschied lässt sich auch schon bei jungen Befragten feststellen.

Außerdem fällt bei den 15- bis 38-Jährigen auf: Ihr Finanzbildungsniveau ist insgesamt niedriger als das der restlichen Bevölkerung in Österreich. Sie können weniger Finanzwissensfragen korrekt beantworten, sie sind im Umgang mit Geld weniger gut organisiert. Gleichzeitig sind sie risikofreudiger und handeln weniger vorausschauend als die anderen Generationen. Sie sind offener gegenüber digitalen Zahlungsmitteln und Finanzinnovationen, wofür jedoch Wissen und ein umsichtiges Verhalten günstig wären.

Daher gelten Jugendliche und junge Erwachsene als besonders wichtige Zielgruppe von Finanzbildungsmaßnahmen, weil die bei ihnen im Durchschnitt feststellbare Kombination aus geringem Wissen, wenig Erfahrung, wenig sorgfältiger Planung und größerer Risikobereitschaft zu ungünstigen Entscheidungen und zu finanziellen Problemen führen kann.

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Was ist "Financial Literacy"?
Illustration: Zahl 1

"Financial Literacy" – ein häufig verwendeter Begriff, auch in der deutschen Sprache. Aber was meint dieser Begriff?

Es gibt nicht nur eine Definition von "Financial Literacy", aber häufig wird auf die Arbeitsdefinition der OECD verwiesen, die Financial Literacy als „combination of awareness, knowledge, skill, attitude and behaviour necessary to make sound financial decisions and ultimately achieve individual financial well-being” versteht (OECD/INFE 2020, S. 51). Die OECD wählt damit einen breiten Zugang zum Begriffsverständnis, der weit über das Finanzwissen hinausgeht. Das Finanzwissen ist im Kern nahezu jeder Definition von "Financial Literacy" enthalten, oft wird mit "Literacy" auch nur oder zumindest hauptsächlich das Finanzwissen bezeichnet. Die OECD zählt bewusst noch das Problembewusstsein, Fähigkeiten, Einstellungen und Verhalten dazu, wie etwa Sparen und Langzeitplanung, reflektierte Konsumentscheidungen und die Kontrolle von Ein- und Auszahlungen. Die Einstellungen beziehen sich etwa auf die Zeitpräferenz von Ausgaben: Gibt man Geld eher spontan aus und denkt wenig über die Zukunft nach, wird dies als ungünstige Einstellung interpretiert.

Folgt man diesem Begriffsverständnis, wäre die Entsprechung in der deutschen Sprache am ehesten "Finanzkompetenz". Der häufig verwendete Begriff "Finanzbildung" geht noch über Finanzkompetenz hinaus und schließt etwa Reflexions- und Urteilsfähigkeiten sowie ein umfassendes fundiertes Verständnis des Wirtschafts- und Finanzsystems mit ein.

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